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Meggendorfers humoristische Blätter: Zeitschr. für Humor u. Kunst — 50.1902 (Nr. 601-613)

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https://doi.org/10.11588/diglit.16552#0014
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Meggendorfer-Bläller, München

fO

Das junge Mädchen errötet über und über und weicht zu-
rück, aber der Freinde erfaßt sie bei der Lsand und hält sie so fest.

„bsilft nichts, Fräuleinchen! Ueberlege nun gar nicht mehr
crst, bin einfach geblendet, hähähäl"

wagner, einpört über die unverschämte Zudringlichkeit des
Fremden, tritt hinzu und herrscht diesen an: „Ulein kserr, was
unterstehen Sie sich?!"

Ltwas außer Fassung gebracht durch den unzweideutigen
Ton tritt das Gigerl einen Schritt zurück und erwidert mit un-
sicherer Stimme: „lhabe hier das Recht alter Freundschaft und
— äh — sehe wohl, muß Inkognito lüften!" Und mit dem
Bewußtsein eines Iulius Täsar, der kommt, sieht und siegt,
überreicht er Ivagner seine Aarte.

„Wilhelm Striese," liest dieser darauf und ein ahnungs-
voller Schrecken durchzuckt seine Brust. war das jener wilhelm,
für den Papa Bergmann vor wenigen Minuten ihn selbst ge-
halten hatte? Was waren das für Rätsel?

Mit einer durch wagnors verblüffung gehobenen Zuver-
sicht tänzelte der Dandy auf Räthe zu und haschte von neuem
nach ihrer Lsand.

Doch diese flog auf ksans zu und riefi „So steh mir doch
bei, ksans und schütze mich vor diesem zudringlichen Menschen!"

lvagner umschloß das zitternde MLdchen mit seinen Armen
und sah dem jungen Striese herausfordernd ins Gesicht.

„Ia, was ist denn das?" stotterte dieser.

„Meine Braut!" jubelte wagner.

Dem alten lserrn, der schweigend die
ganze Scene mit angehört hatte, ging all-
mählich ein Licht auf. Es war allerdings
eine Romödie, die sich da vor ihm abge-
sxielt hatte, nur daß der Ausgang ein
anderer war, als der erträumte. Lr war
entrüstet über das Benehmen lvilhelms
und bitter enttäuschr von seiner Lrschei-
nung. Und als er dagegen die stattliche
Gestalt lvagners verglich und Aäthes
strahlonder Blick ihm begegnote, da war
der,langjährigo bvunsch rasch und schmerz-
los begraben.

Zähneknirschend und mit kurzem
Gruße entfernte sich der reiche Freior,
der mit seinem „Inkognito" ein so glän-
zendes Fiasko erlitten hatte. Paxa
Borgmann aber gab frohbewegten kjerzens
zum zweitenmal seinen Segen, dem auch
der mütterliche Succurs nicht fehlte.

Wandlung.

(^^an schreibt oft in der Bäume Rinde
Lin bvort 'damit man's ewig finde
Und denkt nicht, daß den größten Stamm

Lin Sturmwind plötzlich brechen kann.

H. Jägcr.

Mette Komnnritone.

LmanzipierteStudentin: „Nette
Uommilitone, die wandal Die will
Studentin sein und hat noch nie einen
chUoralischen' gehabt."

(Sin Zchläumeier.

<A)er Schneckabauer kommt amal
^ Auf d' Sparkass' nei' in d' Stadt,
Steht in a Lck si mäuslefted;

Ivas der am bserza hat?

Der Raffierer moint, er häb' a Geld
Gud will's net wisse' lau',

Gnd laßt, bis d' Leut verloffe' sind,

Ihn rübig drinne' stau.

Na ruft'ri „Schneckle, he was isch,
Tent*) 'raus iazt Lure Füchslel" —

„G send so guat," der Bauer sait,
„Gnd tent dös Geld mir wechsle'!"

Leit**) a feif Markstück auf de Tischi
„I haun's an kriagt erscht nächtl"

Der Aassierer schmeckt da Lunte glei:
„Dös isch ganz gwieß uet ächt!"

Der Schneckle sait: „Sell' woiß i scho',
Drum bring's zu Luch i ja!

I hau halt denkt, der lserr Aassier
Bringt's leichter an de' Ula'!"

lbut, **) legt.

Fortlchritt auf der Zekundärbahn.

E. S.

Sekundärbahnschaffner: „G, wir fahren jetzt auch schnellerl lvir haben
ein altes Automobil gekauft, das wird vor die Lokomotive gespannt."
 
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