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Meggendorfers humoristische Blätter: Zeitschr. für Humor u. Kunst — 50.1902 (Nr. 601-613)

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https://doi.org/10.11588/diglit.16552#0016
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l e g g e n d o r f e r - B l ä t t e r, Blünchen


U)er weiß, wie lange der erboste Weißwarenchef noch so
fort »wnologisiert hätte, wenn seine Blicke nicht zufällig zum
Fenster hinausgefallen wären, durch welches er einen zweiten
Reiseuden auf die ehrengeachtete Firina Zapfelhuber zutänzeln
sah. Mit fast beleidigender kserausforderung schwang dieser
seinen Musterkoffer und seine Mienen schwelgten förmlich in
Siegeszuversicht. Zapfelhuber war fest entschlossen, diese zweite
Auflage nicht zu empfangen, doch mit der liebenswürdigen
Aeckheit dieser weltgewandten therren war der Reisende auch
schon im (Lomptoir, ohne kserrn Zapfelhubers gehcimen Wunsch
respektiert zu haben.

wutschnaubend sah sich der überrumpelte lveißwaren-
händler nach einem handfesten Gegenstand um, doch da kam
ihm plötzlich ein besserer Gedanke.

„lvarte nur," dachte er, „Dir werde ich einmal gehörig
die Ghren waschen." Und nach dem Mottoi Den Sack schlägt
man und den Lsel meint man, begann er allsogleich los-
zulegen.

„Sie wünschen, mein lherr? Momit kann ich dienen? Denn
Sie sind hoffentlich nicht auch einer von denen, wie vorhin
einer da war. wissen Siei einsperren sollte man sie, diese drei-
mal destillierten lherren, die einem soliden Geschäftsmanne mit
ihrem Geflunker die Seele aus dem Leibe schwätzen."

„lhahahal" lachte der Ankömmling. „Sie sind ein spaß-
hafter, alter llserr!"

„Iawohl," erwiderte lherr Zapfelhuber. „Spaß liebe ich
über alles. Spässe machen ist meine zweite Natur. Und so
habe ich mir denn soeben den Spaß gemacht, so einen Lrz-
kujon von Reiseonkel an die frische Luft zu setzen."

„Lrzkujon ift köftlich," erwiderte lachend der Reisende.

„Ia, ja," fuhr lherr Iapfelhuber, ermuntert durch den
Lffekt seiner List, fort, namentlich dieser Uebermayer, der da
seine lfelfershelfer in Bücklingen und grüner Seife herumschickt,
ist eine ganz besonders auserlesene Iierde seines Standes.
Aber weil er daheim seinon Schund nicht an den Nkann bringen
kann, schickt or soinc Leute in die Provinz, um irgend einen
dummen Gimpel hineinzulegen. Aber bei mir ist er gerade an
den Rechten gekommen. Ich habe es seinem vertreter direkt
ins Gesicht gesagt. Sie, habe ich gesagt, Sie stellen sich am
besten mit samt Ihren unsauberen Geschäften freiwillig hinter
die schwedischen Gardinen, ehe man Sie auf Staatskosten dahin
abholt. lfahaha, hab' ich's dem nicht gründlich unter die Nase
gerieben?"

„lfahaha!" lachte auch seinerseits der Reisende, „habe mich
nie bei einer Aundschaft so vortrefflich amüsiert. Ich muß ge-
stehen, wahrhaft kerniger, unverfälschter lhumor! Aber jetzt
entschuldigen Sie mich wohl, daß ich Ihnen nicht länger zuhören
kann. Denn ich vertrete nämlich gleichfalls die Firma Ueber-
mayer."

„N)a—a—as?" stotterte lherr Zapfelhuber und prallte drei
Schritte zurück.

„Firma Uebermayer, zu dienen. Bücklinge und grüne
Seife. Darf ich werte Bestellung notieren, oder darf ich unserem
Lhef Jhre köstlichen Spässe berichten?"

„A—a—aber es war doch gerade einer von der Firma
Uebermayer hier, wie geht denn das zu?"

„Ia sehen Sie, lferr Iapfelhuber," erklärte der liebens-
würdige Reisende, „wir sind ihrer immer zwei. Der eine legt
die lUuster vor, und der andere nimmt dann die Bestellungen
entgegen. Auf diese lveise machen wir horrende Geschäfte.
lvieviel darf ich also notieren, lserr Zapfelhuber?"

lferr Zapfelhuber lockerte sich die lhalsbinde und wischte
sich den Schweiß von der Stirne.

„Aber gelt, zu dritt sind Sie nicht?" kam es dann zögernd
aus seiner gequälten Brust.

„Nur zu zweit," beteuerte der Reisende und legte zum
Zeichen der lvahrheit seinor lvorte die lhand auf die Brust.

Und lferr Zapfelhnber führte seitdem Bücklinge und grüne
Seife.

—-


Zweifel.

tas echte Liebe ist, wer will's entscheiden?
lver hat das Recht?

Glück bringt dem einen sie, dem andern Leiden,
Und beides echt.

Und Du, mein lherz, hast Du denn je empfunden,
lvas Liebe ist,

Da Du, nachdem der schöne Rausch geschwunden,

So nüchtern bist? V. Grmicberg.

Sonntagsjäger (der seinc» erstcn hasen geschoffen) I „Donner-
wetter, da muß ich doch rasch mal in meinem Portemon
naie nachzählen, ob ich den lqasen wirklich nicht gekauft habel"

Verantwortlicher Redakteur: Max Schreiber. Druck von I. F. Schreiber, beide in Lßlingen bei Stuttgart.
In Vesterreich-Ungarn für Lserausgabe und Redaktion verantwortlich: Robert Ulohr in lvien I.
Verlkig von I. F. Schrriber in Münchrn und Etzlingen.
 
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