Zeitschrift für Humor und Aunst
„So, guat geht's, des gibt an billig'n töaberl"
Atcffclbaneri „Aruziiieser, ja öct'pl, u>o hast D'
dcnn an tfabcr hing'schütl'ti"
(Lrlilärt.
— „Ich finde den Afrikareisenden fürchterlich großmäulig?"
— „I.a, ich glaube, der hat auf seinen Reisen weiter nichts wie
Löwenmaulsalat gegefsen I"
Der glncktrche Vetter.
vou Gustav Adolf Müller.
^ n dem bsause des Gutsbesitzers Rübsam war es heute lebendig.
H Der willkomingruß über dem Fremdenzimmer dentete auf
einen Gast hin, der in Gestalt des Neffen Aarl, einem frisch-
fröhlichen Bruder 5tudio, in die gastlichen Räume eingezogen war.
— Ferien auf dem Lande bei einem fürsorglichen Vnkel, der im
Besitze ungezählter kursfähiger Münzen und eines liebreizenden
Töchterchens, das waren Dinge, die ein Studentenherz schon höher
schlagen ließen.
Tousine Röschen war abcr auch ein herziges Mädel, das hatte
Aarl schon am ersten Tage heraus, als sie in dem großen Garten
herumgestreift waren und der Lserr professor in sps Gelegenheit
gefunden hatte, seine botanischen Renntnisse an den „Mann" zu
bringen.
Röschen war in der strengen jdension keineswegs ernster und
gesetzter gemorden; sie war ein Uind geblieben in des wortes natür-
lichster Bedeutung. Oetter Rarl hatte sich inzwischen zum „jungen
kserrn" entwickelt mit feinen großstädtischen Manieren. Dem Tousin-
chen gefiel der alte vetter, der lustige Spielkamerad vom letztcn Be-
suche weit besser, als der kserr Student von heute, dessen Auftreten
ihrcm kindlichen Sinn nicht so zusagte. „RLschen, Röschen, wann
wirst Du einmal vernünftig werden," rief oft j)apa hinter ihr her,
wenn er sie lustig über die Gartenwege springen sah. —
Die beiden jungen Leutchen allein zu lassen, besorgte darum auch
den vater keineswegs; er wußte, daß jede jungfräuliche Regung in
seincm Töchterchen noch schlummerte. Der vetter war übrigens über-
aus artig und liebenswürdig zu der kleinen Blondine, das mußte sie
anerkennen, und sie mochte ihn auch schließlich ganz gut leiden. Den
jungen Studcnten hingegen beseelte ein weit größeres und tieferes
Interesse für sein Tousinchen; er hatte seinetwegen sogar schon einige-
male einen Ritt'auf dem jdegasus gewagt; aber alle diese gereimten
versuche waren arglos an ihrem kindlichen Gemüt vorübergegangen.
Morgen gab's einen großen Festtag im ksausei Röschens Geburts-
tag l — Aarl hatte auf seinem Zimmer bis spät in die Nacht gesessen
und in unzähligen fünffüßigen Iamben seincm verliebten kserzen
Luft gemacht. Dann hatte er die minnig sinnigen Trgüffe fein
säuberlich in ein duftendes Louvert eingeschlossen, an Fräulein Rös-
chen adressiert und am frühen Morgen der Brigitte, der langjährigen
ksaushälterin seit Mutters Tod, zur vcrmittlung eingehändigt. Dann
war er allein in den Garten gegangen, um die kVirkung des vers-
Bombardements abzuwarten. Lr hatte alle die ihm zur verfügung
stehenden Töne angeschlagen, von der Liebe und Schnsucht im all-
gemeinen und im speziellen gesungen; es waren verse zum Stein
erweichen, sie konnten und durften nicht spurlos an dem schönen
Tousinchcn vorübergehen, zumal an seinem Geburtstag.
Ietzt war die Ieit zur Gratulation gekommcn. Die Festtags-
toilette des Geburtstagsröschens hatte jedenfalls etwas mehr Ieit
wie gewöhnlich in Ansprnch genommen. Rarl begab fich ins ksaus;
er mußte an der Aüche vorübcr und konnte drinnen deutlich die
Stlinmen Röschens und Brigittens vernehmen. Der vetter hielt sich
so ruhig als möglich; vielleicht drang irgend cin wort der Anerkennung
über seine poetischc Leistung heraus.
„Ach, wie süß," hörte er die Aleine sagen.
„Gott sei Dank! Tinmal scheint ihr doch mein Gedicht gefallen
zu haben," schmunzclte dcr ksorcher mit seligem IVonneschauer.
„So, guat geht's, des gibt an billig'n töaberl"
Atcffclbaneri „Aruziiieser, ja öct'pl, u>o hast D'
dcnn an tfabcr hing'schütl'ti"
(Lrlilärt.
— „Ich finde den Afrikareisenden fürchterlich großmäulig?"
— „I.a, ich glaube, der hat auf seinen Reisen weiter nichts wie
Löwenmaulsalat gegefsen I"
Der glncktrche Vetter.
vou Gustav Adolf Müller.
^ n dem bsause des Gutsbesitzers Rübsam war es heute lebendig.
H Der willkomingruß über dem Fremdenzimmer dentete auf
einen Gast hin, der in Gestalt des Neffen Aarl, einem frisch-
fröhlichen Bruder 5tudio, in die gastlichen Räume eingezogen war.
— Ferien auf dem Lande bei einem fürsorglichen Vnkel, der im
Besitze ungezählter kursfähiger Münzen und eines liebreizenden
Töchterchens, das waren Dinge, die ein Studentenherz schon höher
schlagen ließen.
Tousine Röschen war abcr auch ein herziges Mädel, das hatte
Aarl schon am ersten Tage heraus, als sie in dem großen Garten
herumgestreift waren und der Lserr professor in sps Gelegenheit
gefunden hatte, seine botanischen Renntnisse an den „Mann" zu
bringen.
Röschen war in der strengen jdension keineswegs ernster und
gesetzter gemorden; sie war ein Uind geblieben in des wortes natür-
lichster Bedeutung. Oetter Rarl hatte sich inzwischen zum „jungen
kserrn" entwickelt mit feinen großstädtischen Manieren. Dem Tousin-
chen gefiel der alte vetter, der lustige Spielkamerad vom letztcn Be-
suche weit besser, als der kserr Student von heute, dessen Auftreten
ihrcm kindlichen Sinn nicht so zusagte. „RLschen, Röschen, wann
wirst Du einmal vernünftig werden," rief oft j)apa hinter ihr her,
wenn er sie lustig über die Gartenwege springen sah. —
Die beiden jungen Leutchen allein zu lassen, besorgte darum auch
den vater keineswegs; er wußte, daß jede jungfräuliche Regung in
seincm Töchterchen noch schlummerte. Der vetter war übrigens über-
aus artig und liebenswürdig zu der kleinen Blondine, das mußte sie
anerkennen, und sie mochte ihn auch schließlich ganz gut leiden. Den
jungen Studcnten hingegen beseelte ein weit größeres und tieferes
Interesse für sein Tousinchen; er hatte seinetwegen sogar schon einige-
male einen Ritt'auf dem jdegasus gewagt; aber alle diese gereimten
versuche waren arglos an ihrem kindlichen Gemüt vorübergegangen.
Morgen gab's einen großen Festtag im ksausei Röschens Geburts-
tag l — Aarl hatte auf seinem Zimmer bis spät in die Nacht gesessen
und in unzähligen fünffüßigen Iamben seincm verliebten kserzen
Luft gemacht. Dann hatte er die minnig sinnigen Trgüffe fein
säuberlich in ein duftendes Louvert eingeschlossen, an Fräulein Rös-
chen adressiert und am frühen Morgen der Brigitte, der langjährigen
ksaushälterin seit Mutters Tod, zur vcrmittlung eingehändigt. Dann
war er allein in den Garten gegangen, um die kVirkung des vers-
Bombardements abzuwarten. Lr hatte alle die ihm zur verfügung
stehenden Töne angeschlagen, von der Liebe und Schnsucht im all-
gemeinen und im speziellen gesungen; es waren verse zum Stein
erweichen, sie konnten und durften nicht spurlos an dem schönen
Tousinchcn vorübergehen, zumal an seinem Geburtstag.
Ietzt war die Ieit zur Gratulation gekommcn. Die Festtags-
toilette des Geburtstagsröschens hatte jedenfalls etwas mehr Ieit
wie gewöhnlich in Ansprnch genommen. Rarl begab fich ins ksaus;
er mußte an der Aüche vorübcr und konnte drinnen deutlich die
Stlinmen Röschens und Brigittens vernehmen. Der vetter hielt sich
so ruhig als möglich; vielleicht drang irgend cin wort der Anerkennung
über seine poetischc Leistung heraus.
„Ach, wie süß," hörte er die Aleine sagen.
„Gott sei Dank! Tinmal scheint ihr doch mein Gedicht gefallen
zu haben," schmunzclte dcr ksorcher mit seligem IVonneschauer.