217 e g g e n d o r fe r - Bl ä t t e r, 217 ünchen
Aadett: „Tun 5ie ,nich einmal anständig rasierenl"
— „Bitte' sehr, lserr Radett, wollen Sic sich nur
Modern chtiert.
5 oh N teines verschwenderischen Ldelmannes): „tttein Bater hat
bereits so viel vertan, daß zu vertun mir nichts mehr übrig bleibt."
Wie öie Nrau RenLamtmann eine
Schnupstabaksöose kauste.
humoreskc von Ludwig Dilgcr.
ufgeregt ging Frau Lmma in ihrem kleinen, gemütlich
ausgestatteten Speisezimmer auf und ab. Längst schon
war das Lssen fertig und der sonst so pünktliche lserr
Gemahl wollte sich nicht blickon lassen. Aber nicht das war es,
was sie so alterierte; etwas viel tvichtigeres. Uenn wie ihr
Frau Insxektor X. mitgeteilt hatte, war bei dem gestrigen
Raffeeklatsch der Frau Gberamtsrichter niemand Geringercr
durchgehechelt worden als ihr eigener lserr und Gemahl. Und
warum? M, es war emxörend, sich derart bloßgestellt zu sehenl
Und bei allem Abscheu gegen derlei Alatschereien mußte Frau
Emma gegen ihrcn Ulann partei nehmen und sich auf Seitc
dieser Alatschbasen stellen.
Schade, hatte es geheißen, so ein hübscher Ulannl Und
die arme Frau, wie muß die zu bedauern seinl
„Iawohl," rief sie unter aufsteigenden Tränen aus, „ich
arme, arme Fraul Aber warte nur, heute soll Dir der Aopf
einmal gründlich gewaschen werden. Ich dulde es nicht, daß
man mich öffentlich zum Gegenstande des Spottes und des
Bedauerns macht. Dcnn das ganze Bedauern läuft doch auf
nichts weiter als auf hämische Schadenfreude hinausl"
Im selben Augenblick trat der so sehnlichst Lrwartete ins
Zimmer und machte dem Ulonolog des aufgebrachten Frauchens
ein Lnde. Uut gewohnter Iovialität begrüßte er Frau Lmma
und setzte sich zu Tisch. Bevor er aber den ersten Löffel Suppe
zu sich nahi», zog er seine Dose aus der Tasche, nahm schmun-
zelnd eine prise und stellte die Dose dann neben dcn Teller
auf den Tisch. Das war das Signal.
„Gskarl" rief Frau Lmma erregt, „kannst Du mich nicht
einmal beim Lssen mit Ueiner abscheulichen Dose verschoncn.
Ulußt T>u denn fortwährend schnupfenl Du weißt, wie vcrhaßt
mir das istl lvenn T>u mich nur ein bißchen lieb hättest, so
würdest Du diese widerliche Gewohnheit aufgeben."
Lrstaunt hob der Rentamtmann den Aopf von seinem Teller.
„Aber Lmma," fragte er, „warum denn plötzlich so heftig?
Du hast doch niemals etwas gegen das Schnupfcn gehabt, wa-
rum also mit einem Ulale diese unerklärliche Abneigung?"
„lvarum? fragst Du," erwiderte Frau Lmma, „weil ich
heute früh auf dem Ularkte eine Freundin traf, die mir erzählte,
daß beim letztcn Aaffeekränzchen, wo ich nicht zugegen war, dic
Damen über uns geklatscht haben. Namentlich über Deine Dose
haben sie sich moquiert."
„Laß sie klatschen," gab heiter der Rentamtmann zurück.
„Du weißt, daß ich diese Dose vor einem Iahre von meinem
guten Dnkel geerbt habe und daß ich an ihr, wie an einem
Aleinod, HLnge. Nur würde der beste Tabak aus einer andern
Dose nicht schmecken."
Frau Lmma erwiderte nichts; aber bei den letzten lvorten
des Rentamtmanns kam ihr eine Idee, wie sie ihren Nlann
von der verhaßten Gewohnheit abbringen könnte. „bsat er die
Dose nicht mehr, so wird er nicht mehr schnupfen," argumen-
tierte sie und eines Tages, als wieder etwas Gras über den
ehelichen Disput gewachsen war, gab sie ihrcm Gatten dcn
Iudaskuß und fingerte ihm dabei die Dose aus der Rocktasche.
„Ietzt wird er deuken, er habe sie unterwcgs verloren,"
frohlockte sie und verstcckte die Dose in den tiefsten Tiefen eines
alten lvandschrankes, in dem allerhand Gerümpel ein ungestörtcs
Dasein fristete. lvenn sie aber geglaubt hatte, ihren Loux
ungesehen ausgeführt zu haben, so hatte sie sich gewaltig ge-
täuscht. Denn wie ein Argus hatte der hoffnungsvolle Filius
die mütterliche Schandtat beobachtet, und im selben Uloment
Aadett: „Tun 5ie ,nich einmal anständig rasierenl"
— „Bitte' sehr, lserr Radett, wollen Sic sich nur
Modern chtiert.
5 oh N teines verschwenderischen Ldelmannes): „tttein Bater hat
bereits so viel vertan, daß zu vertun mir nichts mehr übrig bleibt."
Wie öie Nrau RenLamtmann eine
Schnupstabaksöose kauste.
humoreskc von Ludwig Dilgcr.
ufgeregt ging Frau Lmma in ihrem kleinen, gemütlich
ausgestatteten Speisezimmer auf und ab. Längst schon
war das Lssen fertig und der sonst so pünktliche lserr
Gemahl wollte sich nicht blickon lassen. Aber nicht das war es,
was sie so alterierte; etwas viel tvichtigeres. Uenn wie ihr
Frau Insxektor X. mitgeteilt hatte, war bei dem gestrigen
Raffeeklatsch der Frau Gberamtsrichter niemand Geringercr
durchgehechelt worden als ihr eigener lserr und Gemahl. Und
warum? M, es war emxörend, sich derart bloßgestellt zu sehenl
Und bei allem Abscheu gegen derlei Alatschereien mußte Frau
Emma gegen ihrcn Ulann partei nehmen und sich auf Seitc
dieser Alatschbasen stellen.
Schade, hatte es geheißen, so ein hübscher Ulannl Und
die arme Frau, wie muß die zu bedauern seinl
„Iawohl," rief sie unter aufsteigenden Tränen aus, „ich
arme, arme Fraul Aber warte nur, heute soll Dir der Aopf
einmal gründlich gewaschen werden. Ich dulde es nicht, daß
man mich öffentlich zum Gegenstande des Spottes und des
Bedauerns macht. Dcnn das ganze Bedauern läuft doch auf
nichts weiter als auf hämische Schadenfreude hinausl"
Im selben Augenblick trat der so sehnlichst Lrwartete ins
Zimmer und machte dem Ulonolog des aufgebrachten Frauchens
ein Lnde. Uut gewohnter Iovialität begrüßte er Frau Lmma
und setzte sich zu Tisch. Bevor er aber den ersten Löffel Suppe
zu sich nahi», zog er seine Dose aus der Tasche, nahm schmun-
zelnd eine prise und stellte die Dose dann neben dcn Teller
auf den Tisch. Das war das Signal.
„Gskarl" rief Frau Lmma erregt, „kannst Du mich nicht
einmal beim Lssen mit Ueiner abscheulichen Dose verschoncn.
Ulußt T>u denn fortwährend schnupfenl Du weißt, wie vcrhaßt
mir das istl lvenn T>u mich nur ein bißchen lieb hättest, so
würdest Du diese widerliche Gewohnheit aufgeben."
Lrstaunt hob der Rentamtmann den Aopf von seinem Teller.
„Aber Lmma," fragte er, „warum denn plötzlich so heftig?
Du hast doch niemals etwas gegen das Schnupfcn gehabt, wa-
rum also mit einem Ulale diese unerklärliche Abneigung?"
„lvarum? fragst Du," erwiderte Frau Lmma, „weil ich
heute früh auf dem Ularkte eine Freundin traf, die mir erzählte,
daß beim letztcn Aaffeekränzchen, wo ich nicht zugegen war, dic
Damen über uns geklatscht haben. Namentlich über Deine Dose
haben sie sich moquiert."
„Laß sie klatschen," gab heiter der Rentamtmann zurück.
„Du weißt, daß ich diese Dose vor einem Iahre von meinem
guten Dnkel geerbt habe und daß ich an ihr, wie an einem
Aleinod, HLnge. Nur würde der beste Tabak aus einer andern
Dose nicht schmecken."
Frau Lmma erwiderte nichts; aber bei den letzten lvorten
des Rentamtmanns kam ihr eine Idee, wie sie ihren Nlann
von der verhaßten Gewohnheit abbringen könnte. „bsat er die
Dose nicht mehr, so wird er nicht mehr schnupfen," argumen-
tierte sie und eines Tages, als wieder etwas Gras über den
ehelichen Disput gewachsen war, gab sie ihrcm Gatten dcn
Iudaskuß und fingerte ihm dabei die Dose aus der Rocktasche.
„Ietzt wird er deuken, er habe sie unterwcgs verloren,"
frohlockte sie und verstcckte die Dose in den tiefsten Tiefen eines
alten lvandschrankes, in dem allerhand Gerümpel ein ungestörtcs
Dasein fristete. lvenn sie aber geglaubt hatte, ihren Loux
ungesehen ausgeführt zu haben, so hatte sie sich gewaltig ge-
täuscht. Denn wie ein Argus hatte der hoffnungsvolle Filius
die mütterliche Schandtat beobachtet, und im selben Uloment