Zeitschrift für chumor und Aunst
reifte auch in seinem tsirn ein Plan, der mit dem seiner lieben
lNama einige Aehnlichkeit hatte. warum soll ich inir das nicht
zunutze machen, dachte er. Mama will die Dose weghaben,
ist froh, wenn sie sie nicht mehr zu Gesicht kriegt, und ich, ich
brauche notwendig ein paar neue Schlittschuhe, sonst fischt mir
lNüller Martin Naumanns Grete weg. Und am Abend dieses
denkwürdigen Tages gab es in der Familie des Rentamtmanns
dreierlei verschiedene Gesichter. Da war einmal lvilly mit einem
sehr zufriedenen, denn er hatte neue Schlittschuhe, dann kam
jdapa Rentamtmann mit einem sehr mißgestimmten, denn er
hatte keine Dose mehr, und schließlich Frau Lmma mit einem
überaus neugierigen, was wohl der lserr Gcmahl zu dem Oer-
lust sagen würde.
Aber der sagte gar nichts. Tage vergingen und lvochen,
aber er sagte nichts. Aein lvörtchen von der verschwundenen
Dose, keine Idee mehr vom Schnupfen. Doch dieses Schweigen
war unheimlich und legte sich Frau Lmma auf die Brust, wie
ein bdser Alp. verstohlen betrachtete sie oft ihren Gatten und
es schien ihr, als ob er ordentlich vom Fleisch gefallen sei, seit
er nicht mehr geschnupft hatte. Ging ihm der verlust der
Dose wirklich zu lserzen? Ls ließ ihr keine Ruhe mehr und
so wagte sie ihn eines Tages schüchtern zu fragen, warum er
denn so plötzlich aufgehört habe, zu schnuxfen. Aber lferr Gskar
fuhr ste barsch an: „lfast Du es denn nicht selbst gewünscht?"
sagte er.
Frau Lmma schwieg; aber in ihrer Brust begann sich die
Reue zu regen. lvar es nicht grausam, selbstsüchtig von ihr,
dem geliebten lllann dies unschuldige vergnügen zu rauben.
lvas war denn ihre Genugtuung über den errnngenen Sieg
gegenüber dem wirklichen Leid, das sie ihrcm likanne damit
zugefügt hatte? Nein, sie war eine ganz schlechte, herzlose
person, die ihren angetrauten Gatten gegen ein paar alte
Alatschbasen ausgespielt hatte. Das mußte wieder gut gemacht
werden und zwar schleunigst. Als der Rentamtmann die lvoh-
nung verlassen hatte, um stch in seine Ranzlei zu begeben, eilte
Frau Lmma sliegenden Schrittes nach dem alten lvandschranke.
Aber ob sie sich auch schier die Augcn ausguckte und die zarten
Finger blutig wühlte, von der Dose war keine 5pur zn finden.
llnd sie hatte sie doch eigenhändig darin versteckt. Doch gleich-
viel, sie war nicht mehr da, und resigniert mußte sich endlich
Frau Lmma diesem Faktum fügen. lvar vielleicht zur Strafe
sür ihre sündhafte lscimlichkeit ein lvundcr geschehen? 5ie
glaubte fast daran. Aber was nun? Ihre Freveltat brannte
sie jetzt doppelt auf der Leele. Doch Frau Lmma gab sich nicht
lange sruchtlosen Grübeleien hin. 5ie saßte einen hcroischen
Entschluß und ging aus, um eine neue Dose zu kaufen. lllorgen
war der Geburtstag ihres lllannes, und da wollte sie ihn damit
überraschen. Langsam ging sie durch die Straßen und sandte
forschende Blicke in die Läden. vielleicht glückte es ihr, eine
ganz ähnliche Dose aufzufinden, denn Dosen ähneln einander ja
auf das lfaar und um so vollständiger mußte dann die Freude
ihres lllannes sein. Auf einmal blieb sie überrascht stehen, am
Schaufenster eines Antiquitätenhändlers prangte eine Dose, die
der ihres lllannes glich wie ein Li dem andern. Das war aber
ein merkwürdiger Zufalll Rasch entschlossen, betrat sie den
Laden und sragte nach dem Preise des begehrten Dbjektes.
„Zwanzig lllark, gnädige Frau," erwiderte der Lsändler.
Frau Lmma erschrak; das riß ein gewaltiges Loch in ihre Aasse.
Der bsändler, der ihr Zögern bemerkte, wandte seine ganze
Beredsamkeit auf, um Lrau Lmma die vorzüge dieses Aaufes
plausibel zu machen.
„Ls ist ein sehr wertvolles Ttück, gnädige Frau, ein Alter-
tum, das seinesgleichen nicht mehr hat. Ich habe es vor etwa
zehn Iahren direkt aus Privatbesitz erworben nnd kann sür !
seine Lchtheit bürgen," verstcherte der alte, ehrliche Lsändler. !
Frau Lmma tat einen tiesen Seufzer und erlegte den ge-
sorderten Preis. Der sonderbare Zufall, der ihr so sehr zu
statten kam, war wohl eines Dpfers wert. Und im Grunde
genommen war ihre Freude darüber eine wirklich große, trotz
des schmerzhaften Aderlasses. llnd sie wurde noch größer, als
sie andern Tages das leuchtende Gesicht ihres lllannes beim
Anblick der Dose sah. 5o hatte sie ihn sast noch nie gesehen.
Das war ja die hellste bserzenslust. Und wie er sie dafür herztc
und küßte und ihr dankte. lllit Freuden hätte sie nochmals
zwanzig lllark dafür hingelegt.
„Du Gute," sagte der Rentamtmann gerührt, „so hast also
Du, mein herziges lveibchen, mir die Dose aus eigenem Antrieb
füllen lassen und jetzt darf ich wohl meine widerliche Gewohn-
heit wieder aufnehmen? G, jetzt soll mir die geliebte Dose
hundertfach so wert sein als früher."
Frau Lmma war ein wenig verdutzt, als sie ihren Ulann
so sprechen hörte, doch kämpste sie ihre verwunderung rasch
entschlossen nieder. „Iawohl, mein liebes lllännchen," sagte sie
tapfer, „schnupfe Du nach Lserzenslust."
Und nun gab es wieder dreierlei — diesmal Gedanken —
in der Familie des Rentamtmanns. jdaxa dachte sich folgendes:
„Ich wußte wohl, daß sie mir die Dose versteckt hatte, die kleine
Schlange. Aber meine Taktik, darüber zu schweigen, hat sich
erfolgreich erwiesen, sie hat sie mir freiwillig herausgegeben.
Frau Lmma kalkulierte: „Lr hat gar nichts gemerkt, daß
es eine andere Dose ist und hält sie für die seine, deren verlnst
ihm, scheint es, gar nicht gewahr geworden ist. lvo aber, zum
Auckuck, ist die alte Dose geblieben?"
Und Filius dachte: „Schade, jetzt wird sie ihm diese Dose
kaum wieder verstecken. lvo, zum Geier, hat sie sie aber auf-
getrieben?!"
Was denr öLerrn Waiirperl
kürrlich beinr Vnirsch-Toast pacherte.
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reifte auch in seinem tsirn ein Plan, der mit dem seiner lieben
lNama einige Aehnlichkeit hatte. warum soll ich inir das nicht
zunutze machen, dachte er. Mama will die Dose weghaben,
ist froh, wenn sie sie nicht mehr zu Gesicht kriegt, und ich, ich
brauche notwendig ein paar neue Schlittschuhe, sonst fischt mir
lNüller Martin Naumanns Grete weg. Und am Abend dieses
denkwürdigen Tages gab es in der Familie des Rentamtmanns
dreierlei verschiedene Gesichter. Da war einmal lvilly mit einem
sehr zufriedenen, denn er hatte neue Schlittschuhe, dann kam
jdapa Rentamtmann mit einem sehr mißgestimmten, denn er
hatte keine Dose mehr, und schließlich Frau Lmma mit einem
überaus neugierigen, was wohl der lserr Gcmahl zu dem Oer-
lust sagen würde.
Aber der sagte gar nichts. Tage vergingen und lvochen,
aber er sagte nichts. Aein lvörtchen von der verschwundenen
Dose, keine Idee mehr vom Schnupfen. Doch dieses Schweigen
war unheimlich und legte sich Frau Lmma auf die Brust, wie
ein bdser Alp. verstohlen betrachtete sie oft ihren Gatten und
es schien ihr, als ob er ordentlich vom Fleisch gefallen sei, seit
er nicht mehr geschnupft hatte. Ging ihm der verlust der
Dose wirklich zu lserzen? Ls ließ ihr keine Ruhe mehr und
so wagte sie ihn eines Tages schüchtern zu fragen, warum er
denn so plötzlich aufgehört habe, zu schnuxfen. Aber lferr Gskar
fuhr ste barsch an: „lfast Du es denn nicht selbst gewünscht?"
sagte er.
Frau Lmma schwieg; aber in ihrer Brust begann sich die
Reue zu regen. lvar es nicht grausam, selbstsüchtig von ihr,
dem geliebten lllann dies unschuldige vergnügen zu rauben.
lvas war denn ihre Genugtuung über den errnngenen Sieg
gegenüber dem wirklichen Leid, das sie ihrcm likanne damit
zugefügt hatte? Nein, sie war eine ganz schlechte, herzlose
person, die ihren angetrauten Gatten gegen ein paar alte
Alatschbasen ausgespielt hatte. Das mußte wieder gut gemacht
werden und zwar schleunigst. Als der Rentamtmann die lvoh-
nung verlassen hatte, um stch in seine Ranzlei zu begeben, eilte
Frau Lmma sliegenden Schrittes nach dem alten lvandschranke.
Aber ob sie sich auch schier die Augcn ausguckte und die zarten
Finger blutig wühlte, von der Dose war keine 5pur zn finden.
llnd sie hatte sie doch eigenhändig darin versteckt. Doch gleich-
viel, sie war nicht mehr da, und resigniert mußte sich endlich
Frau Lmma diesem Faktum fügen. lvar vielleicht zur Strafe
sür ihre sündhafte lscimlichkeit ein lvundcr geschehen? 5ie
glaubte fast daran. Aber was nun? Ihre Freveltat brannte
sie jetzt doppelt auf der Leele. Doch Frau Lmma gab sich nicht
lange sruchtlosen Grübeleien hin. 5ie saßte einen hcroischen
Entschluß und ging aus, um eine neue Dose zu kaufen. lllorgen
war der Geburtstag ihres lllannes, und da wollte sie ihn damit
überraschen. Langsam ging sie durch die Straßen und sandte
forschende Blicke in die Läden. vielleicht glückte es ihr, eine
ganz ähnliche Dose aufzufinden, denn Dosen ähneln einander ja
auf das lfaar und um so vollständiger mußte dann die Freude
ihres lllannes sein. Auf einmal blieb sie überrascht stehen, am
Schaufenster eines Antiquitätenhändlers prangte eine Dose, die
der ihres lllannes glich wie ein Li dem andern. Das war aber
ein merkwürdiger Zufalll Rasch entschlossen, betrat sie den
Laden und sragte nach dem Preise des begehrten Dbjektes.
„Zwanzig lllark, gnädige Frau," erwiderte der Lsändler.
Frau Lmma erschrak; das riß ein gewaltiges Loch in ihre Aasse.
Der bsändler, der ihr Zögern bemerkte, wandte seine ganze
Beredsamkeit auf, um Lrau Lmma die vorzüge dieses Aaufes
plausibel zu machen.
„Ls ist ein sehr wertvolles Ttück, gnädige Frau, ein Alter-
tum, das seinesgleichen nicht mehr hat. Ich habe es vor etwa
zehn Iahren direkt aus Privatbesitz erworben nnd kann sür !
seine Lchtheit bürgen," verstcherte der alte, ehrliche Lsändler. !
Frau Lmma tat einen tiesen Seufzer und erlegte den ge-
sorderten Preis. Der sonderbare Zufall, der ihr so sehr zu
statten kam, war wohl eines Dpfers wert. Und im Grunde
genommen war ihre Freude darüber eine wirklich große, trotz
des schmerzhaften Aderlasses. llnd sie wurde noch größer, als
sie andern Tages das leuchtende Gesicht ihres lllannes beim
Anblick der Dose sah. 5o hatte sie ihn sast noch nie gesehen.
Das war ja die hellste bserzenslust. Und wie er sie dafür herztc
und küßte und ihr dankte. lllit Freuden hätte sie nochmals
zwanzig lllark dafür hingelegt.
„Du Gute," sagte der Rentamtmann gerührt, „so hast also
Du, mein herziges lveibchen, mir die Dose aus eigenem Antrieb
füllen lassen und jetzt darf ich wohl meine widerliche Gewohn-
heit wieder aufnehmen? G, jetzt soll mir die geliebte Dose
hundertfach so wert sein als früher."
Frau Lmma war ein wenig verdutzt, als sie ihren Ulann
so sprechen hörte, doch kämpste sie ihre verwunderung rasch
entschlossen nieder. „Iawohl, mein liebes lllännchen," sagte sie
tapfer, „schnupfe Du nach Lserzenslust."
Und nun gab es wieder dreierlei — diesmal Gedanken —
in der Familie des Rentamtmanns. jdaxa dachte sich folgendes:
„Ich wußte wohl, daß sie mir die Dose versteckt hatte, die kleine
Schlange. Aber meine Taktik, darüber zu schweigen, hat sich
erfolgreich erwiesen, sie hat sie mir freiwillig herausgegeben.
Frau Lmma kalkulierte: „Lr hat gar nichts gemerkt, daß
es eine andere Dose ist und hält sie für die seine, deren verlnst
ihm, scheint es, gar nicht gewahr geworden ist. lvo aber, zum
Auckuck, ist die alte Dose geblieben?"
Und Filius dachte: „Schade, jetzt wird sie ihm diese Dose
kaum wieder verstecken. lvo, zum Geier, hat sie sie aber auf-
getrieben?!"
Was denr öLerrn Waiirperl
kürrlich beinr Vnirsch-Toast pacherte.
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