Zeitschrift für Lfumor und Aunft
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Gymnasist begleitet seine Tanzstundendame nach ksause. Vor
dem schmucken Gärtchen, hinter welchem die Teure wohnt,
wird lfalt gemacht. Man kokettiert und scharmutziert — sogar
ein walzer wird versucht. Lr tanzt mit jener Grazie der ersten
Uebungsstunden, die die Füßchen der Lchönen mit zum Tanz-
boden rechnet. Zuletzt geht er, als der kühnere Part, zum
schüchternen Angriff über. Aus seiner Brust ringt sich die
rührende Bitte: „Ach — dürft' ich — Ihnen jetzt — vielleicht
ein — Aüßchen geben . . .?" Und sie, als die schwächere
lfälfte, verhält sich in taktvoller Defensive. Nach schämiger
verwirrung wendet sie sich mit einem tiefen Rnicks zu dem
Schmachtenden: „wenn Sie-so gut — sein wollen . . .?"
Und nun folgt die wonnige Aatastrophe. —
Bergner errötete und sah verstohlen lächelnd auf Lottchen.
Diese suchte in lieblicher Lsilflosigkeit seinen Blicken auszuweichen.
Nachdein der vorhang gefallen war, stimmten beide munter in
das Lachen der übrigen mit ein.
Nach beendigter Aufführung geleitete der Dozent sein Tou-
sinchen nach lsause. Line weile schritten beide stumm neben-
einander her. Lin jedes durchlebte das Geschaute noch einmal.
Dem Doktor wollte die Tanzstundenepisode nicht aus dem Aopf.
Der hochgeborene Schlingel von Gymnasist imxonierte ihm.
wetter und ksagell was so ein Ulusensäugling wagte, dazu
sollte er nicht den Ulut haben? . . Lr blieb unwillkürlich einen
Nloment stehen, so daß sie ihn verwundert ansah. tsastig schritt
er weiter — achl — — es war doch so schwerl
Sie schritten die Pfaffendorfer Straße entlang und weiter
am alten Theater vorüber nach dem Brühl. Lottchen hatte
unbesangen ein lustiges Gespräch angeknüpft, und bei dem
herzigen Geplauder taute Bergner auf.
Als die Geliebte vor Tante lsillers tfause den großen
Schlüssel aus der Tasche zog, um das Tor zu öffnen, nahm
der Doktor seinen ganzen Nlut und — ksumor zusammen. §r
strich sich den blonden Schnurrbart glatt und faßte Lottchens
weiche tfand: „Ach — dürft' ich — Ihnen jetzt — vielleicht
ein — Aüßchen geben . . .?" Ls wurde ihm siedendheiß,
nachdem er es lächelnd herausgepreßt hatte. — Sie entzog
ihm schnell die warme kjand, schloß eiligst auf und huschte in
das lsaus. Der Doktor wagte nicht, sie festzuhalten; er hätte
auch in seiner Bestürzung den richtigen Augenblick verpaßi.
Lachend wurde der Schlüssel umgedreht und abgezogen.
Bergner stand da wie ein begossener Pudel. Da hörte er
durch das Schlüsselloch die süße lNelodie:
„wenn Sie — so gut sein wollen ll"
Er war wütend — und mußte doch lachen. Diese Sxhinr
— diese lsyänell . . Ihn so zu überlisten! . . lvas nun. .?
Nun mußte er wohl oder übel heimwärts xilgern, mit dem
traurigen Bewußtsein, sich kläglich blamiert zu haben.
Lben wollte er langsam gehen, als der Schlüssel wieder
klaxxerte. — Das Tor öffnete sich, und ein glühender lNädchen-
koxf guckte lächelnd durch die Spalte.
Diesmal war der Doktor schneller.
Im Nu hielt er seinen neckischen lherzensschatz fest um-
schlungen und küßte — küßte — küßte ....
Lr hat nie wieder erst gefragt.
--x-
SpeMÜtät.
lhausfrau: „lNina, geben Sie sich rechte lNühe mit dem
Aochen, denn es speist heute ein General bei uns."
ltöchin: „Da sind Sie man janz unbesorgt, lNadame, uff
den militärischen Ieschmack, da versteh' ick mir schon!"
Unterm Uantoffet.
— „Ls ist eine bekannte Tatsache, daß in der Freiheit manche
Tiere die Farbe ihrer Umgebung annehmen, um
sich vor Lntdeckung zu schützen."
— „Dh, das gibt's beim lNenschen auch; sobald Aiesewetters
Lduard seine Frau in die Schenke tritt, um ihn — abzu-
holen, wird der so weiß, wie die lvändc rings-
h erum."
Der kostßare Lut.
„Sie kommen, um den lsut für die Frau Baronin abzuholen!
Bitte nur recht acht zu geben, daß nichts geschieht, denn die
Schachtel ist sehr dünnl — —"
51. Band.
Abonnement-Kinladung.
Weggendorfer-WLätter, Wünchen.
Mik nachster Nummrr beginnl rin nrurs iLusirksll (51. Ka»,r>) und crsuchrii mir unsrrr vrrrhrlichrn Rbon-
nrnkrn ihrr Vrstrllungrn ststrk ;u rrnrnrrn, damik in drr rrgrlmähigrn Suftndung Iirinr Vrrzögernng rinkrilk. —
Prris pro Sunrknl (13 Nummern) in Drnkschland Wk. 3.—, Postbrzug Mk. 3.05, in Orstrrrrich-Nngsrn Rr. 3.60,
bri nllrn Vuch- und Kunsthsndlungen, Zrikungs-Exprdikioncn und Postämkrrn.
Hrl dirrktrr Zustndnng nnter Krruiband: In Drnkschland 3 Mk. 25 Pfg., in Srsterrrich-Ilngarn Ar. 4.—,
ins Ruslsnd Wk. 3.60 ^ 4 Iranks 50 Cks. — Einzrlnr Nummrr 30 Psrnnig odrr 36 Hrllrr.
Müuchen, Etzlingen, Wien I.,
Schubertstraße b. bei Stuttgart. vomgaste,.
1902.
GMMiM der WeggenMrser-glMer.
IV. Nuartal. sVTWsWTWTWsWsW
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Gymnasist begleitet seine Tanzstundendame nach ksause. Vor
dem schmucken Gärtchen, hinter welchem die Teure wohnt,
wird lfalt gemacht. Man kokettiert und scharmutziert — sogar
ein walzer wird versucht. Lr tanzt mit jener Grazie der ersten
Uebungsstunden, die die Füßchen der Lchönen mit zum Tanz-
boden rechnet. Zuletzt geht er, als der kühnere Part, zum
schüchternen Angriff über. Aus seiner Brust ringt sich die
rührende Bitte: „Ach — dürft' ich — Ihnen jetzt — vielleicht
ein — Aüßchen geben . . .?" Und sie, als die schwächere
lfälfte, verhält sich in taktvoller Defensive. Nach schämiger
verwirrung wendet sie sich mit einem tiefen Rnicks zu dem
Schmachtenden: „wenn Sie-so gut — sein wollen . . .?"
Und nun folgt die wonnige Aatastrophe. —
Bergner errötete und sah verstohlen lächelnd auf Lottchen.
Diese suchte in lieblicher Lsilflosigkeit seinen Blicken auszuweichen.
Nachdein der vorhang gefallen war, stimmten beide munter in
das Lachen der übrigen mit ein.
Nach beendigter Aufführung geleitete der Dozent sein Tou-
sinchen nach lsause. Line weile schritten beide stumm neben-
einander her. Lin jedes durchlebte das Geschaute noch einmal.
Dem Doktor wollte die Tanzstundenepisode nicht aus dem Aopf.
Der hochgeborene Schlingel von Gymnasist imxonierte ihm.
wetter und ksagell was so ein Ulusensäugling wagte, dazu
sollte er nicht den Ulut haben? . . Lr blieb unwillkürlich einen
Nloment stehen, so daß sie ihn verwundert ansah. tsastig schritt
er weiter — achl — — es war doch so schwerl
Sie schritten die Pfaffendorfer Straße entlang und weiter
am alten Theater vorüber nach dem Brühl. Lottchen hatte
unbesangen ein lustiges Gespräch angeknüpft, und bei dem
herzigen Geplauder taute Bergner auf.
Als die Geliebte vor Tante lsillers tfause den großen
Schlüssel aus der Tasche zog, um das Tor zu öffnen, nahm
der Doktor seinen ganzen Nlut und — ksumor zusammen. §r
strich sich den blonden Schnurrbart glatt und faßte Lottchens
weiche tfand: „Ach — dürft' ich — Ihnen jetzt — vielleicht
ein — Aüßchen geben . . .?" Ls wurde ihm siedendheiß,
nachdem er es lächelnd herausgepreßt hatte. — Sie entzog
ihm schnell die warme kjand, schloß eiligst auf und huschte in
das lsaus. Der Doktor wagte nicht, sie festzuhalten; er hätte
auch in seiner Bestürzung den richtigen Augenblick verpaßi.
Lachend wurde der Schlüssel umgedreht und abgezogen.
Bergner stand da wie ein begossener Pudel. Da hörte er
durch das Schlüsselloch die süße lNelodie:
„wenn Sie — so gut sein wollen ll"
Er war wütend — und mußte doch lachen. Diese Sxhinr
— diese lsyänell . . Ihn so zu überlisten! . . lvas nun. .?
Nun mußte er wohl oder übel heimwärts xilgern, mit dem
traurigen Bewußtsein, sich kläglich blamiert zu haben.
Lben wollte er langsam gehen, als der Schlüssel wieder
klaxxerte. — Das Tor öffnete sich, und ein glühender lNädchen-
koxf guckte lächelnd durch die Spalte.
Diesmal war der Doktor schneller.
Im Nu hielt er seinen neckischen lherzensschatz fest um-
schlungen und küßte — küßte — küßte ....
Lr hat nie wieder erst gefragt.
--x-
SpeMÜtät.
lhausfrau: „lNina, geben Sie sich rechte lNühe mit dem
Aochen, denn es speist heute ein General bei uns."
ltöchin: „Da sind Sie man janz unbesorgt, lNadame, uff
den militärischen Ieschmack, da versteh' ick mir schon!"
Unterm Uantoffet.
— „Ls ist eine bekannte Tatsache, daß in der Freiheit manche
Tiere die Farbe ihrer Umgebung annehmen, um
sich vor Lntdeckung zu schützen."
— „Dh, das gibt's beim lNenschen auch; sobald Aiesewetters
Lduard seine Frau in die Schenke tritt, um ihn — abzu-
holen, wird der so weiß, wie die lvändc rings-
h erum."
Der kostßare Lut.
„Sie kommen, um den lsut für die Frau Baronin abzuholen!
Bitte nur recht acht zu geben, daß nichts geschieht, denn die
Schachtel ist sehr dünnl — —"
51. Band.
Abonnement-Kinladung.
Weggendorfer-WLätter, Wünchen.
Mik nachster Nummrr beginnl rin nrurs iLusirksll (51. Ka»,r>) und crsuchrii mir unsrrr vrrrhrlichrn Rbon-
nrnkrn ihrr Vrstrllungrn ststrk ;u rrnrnrrn, damik in drr rrgrlmähigrn Suftndung Iirinr Vrrzögernng rinkrilk. —
Prris pro Sunrknl (13 Nummern) in Drnkschland Wk. 3.—, Postbrzug Mk. 3.05, in Orstrrrrich-Nngsrn Rr. 3.60,
bri nllrn Vuch- und Kunsthsndlungen, Zrikungs-Exprdikioncn und Postämkrrn.
Hrl dirrktrr Zustndnng nnter Krruiband: In Drnkschland 3 Mk. 25 Pfg., in Srsterrrich-Ilngarn Ar. 4.—,
ins Ruslsnd Wk. 3.60 ^ 4 Iranks 50 Cks. — Einzrlnr Nummrr 30 Psrnnig odrr 36 Hrllrr.
Müuchen, Etzlingen, Wien I.,
Schubertstraße b. bei Stuttgart. vomgaste,.
1902.
GMMiM der WeggenMrser-glMer.
IV. Nuartal. sVTWsWTWTWsWsW