Zeilschrifl für Humor und Aunst
Der Rettich.
H^rofessor Ivuzler hat es fich zum Prinzip gemacht, überall,
/ wo er hinkommt, die dort heimischen Sitten zu studie-
ren und zu xrobieren. So hat er sich auf seiner Reise
durch Italien lediglich von jdolenta, Risotto, Naccaroni, Austern
und jungen Tintenfischen genährt. Als er nun auf seiner Rück-
reise auch Akünchen xassiert, ist es selbstverständlich, daß sein
nächstes Bestreben der ortsüblichen Maß Bier in Begleitung des
obligaten Rettichs oder „Radi" gilt. Ueber seine norddeutsche
Zunge will indessen das ungewohnte Wort nicht hinüber und
mit seinem „Rettich" fürchtet sich der Gelehrte zu blamieren.
Aber wozu wäre er denn der vielgereiste Ukann, wenn er sich aus
diesem Dilemma nicht zu helfen wüßte? Lr tritt an einen der zahl-
reichen Gemüsestände heran, greift aus dem großen lsausen der
ausliegenden weißen Anollenfrüchte eine der schönsten und größten
heraus und sragt nach dem Preis.
Schmunzelnd über seine pfisstg-
keit schiebt er den Rettich in seine
Rocktasche und wandert im Vorge-
schmack des unbekannten Genusses
nach einem Bräuhaus. Nicht lange
dauert es und er hat seine schäu-
mende Ukaß Bier vor sich. Forschend
schweift sein Auge sodann unter
den ihm zunächst sitzenden Gästen
umher, denn noch ist es ihm ein
Geheimnis mit sieben Siegeln, wie
eigentlich die edle Gabe Floras
tranchiert und verzehrt wird. Zu
seiner Genugtuung braucht er auch
nicht lange zu warten, uin es einem
vollblutmünchner abzuluchsen, wie
man mit dem Radi verfährt. Und
nun holt jdrosessor Nluzler seinen
Rettich aus der Tasche, schneidet
und salzt ihn und beginnt ihn nach
der notwendigcn j)ause Scheibe
um Scheibe zu verzehren.
Lr ist längst daran gewöhnt,
daß seinem Gaumen nicht alles be-
hagt, was andern als eine Deli-
katesse erscheint, allein so wenig
ist doch noch nichts hinter seinen
Lrwartungen zurückgeblieben, als
diese vielgexriesene Münchner Sxe-
zialität. tveiter als bis zur Lsälfte
vermag er den Rettich nicht zu
verzehren, trotzdem er versucht
hat, ihm durch vermehrte Salz-
zusuhr oinen besseren Gcschmack
beizubringen. Schaudernd schiebt er
den Teller beiseite. Da meldet sich
aber auch schon scin Nachbar mit
einer Frage, die ihn, wie es scheint,
schon lange gedrückt hat.
„Sie, mit Lrlaubnis, was san
denn Sie für a Landsmann?"sragt er.
„Ich?" erwidert Prosessor
Wuzler, „ein bsolsteinerl"
„Na, dös hab' i mir do glei
denkt," meint darauf der Ukünchner,
„denn dös hab' i do no net g'sehgn,
daß man zum Bier a weiße
Rub'n ißt." C. A. Hemiii,.
Neue VeMchnung.
— „U?as, der Graf heiratet wirklich die Tochter des gewesenen
Schlächtermeisters? Aber das istja eineheilloseUIesalliance!"
— „Ja, aber eine heilvolle Moosalliance."
Im Lonserichal.
— „Nicht wahr, der Mann sxielt ergreifend?"
— „Und wiel Fluchtergreifend."
Zeit-Znserat.
Tragödin, die sich vom Theater zurückgezogen, erteilt
Damen, die ihren Gatten Toiletten oder Badereisen'ab-
nötigen wollen, dramatischen Unterricht.
-Läßt tief blicken.
Dcr kleine Pcpi <ais auf dcr Bühn-cin Setrunk-ncr aufiriti): „^e, Mutter — der ganzc vaterl"
Der Rettich.
H^rofessor Ivuzler hat es fich zum Prinzip gemacht, überall,
/ wo er hinkommt, die dort heimischen Sitten zu studie-
ren und zu xrobieren. So hat er sich auf seiner Reise
durch Italien lediglich von jdolenta, Risotto, Naccaroni, Austern
und jungen Tintenfischen genährt. Als er nun auf seiner Rück-
reise auch Akünchen xassiert, ist es selbstverständlich, daß sein
nächstes Bestreben der ortsüblichen Maß Bier in Begleitung des
obligaten Rettichs oder „Radi" gilt. Ueber seine norddeutsche
Zunge will indessen das ungewohnte Wort nicht hinüber und
mit seinem „Rettich" fürchtet sich der Gelehrte zu blamieren.
Aber wozu wäre er denn der vielgereiste Ukann, wenn er sich aus
diesem Dilemma nicht zu helfen wüßte? Lr tritt an einen der zahl-
reichen Gemüsestände heran, greift aus dem großen lsausen der
ausliegenden weißen Anollenfrüchte eine der schönsten und größten
heraus und sragt nach dem Preis.
Schmunzelnd über seine pfisstg-
keit schiebt er den Rettich in seine
Rocktasche und wandert im Vorge-
schmack des unbekannten Genusses
nach einem Bräuhaus. Nicht lange
dauert es und er hat seine schäu-
mende Ukaß Bier vor sich. Forschend
schweift sein Auge sodann unter
den ihm zunächst sitzenden Gästen
umher, denn noch ist es ihm ein
Geheimnis mit sieben Siegeln, wie
eigentlich die edle Gabe Floras
tranchiert und verzehrt wird. Zu
seiner Genugtuung braucht er auch
nicht lange zu warten, uin es einem
vollblutmünchner abzuluchsen, wie
man mit dem Radi verfährt. Und
nun holt jdrosessor Nluzler seinen
Rettich aus der Tasche, schneidet
und salzt ihn und beginnt ihn nach
der notwendigcn j)ause Scheibe
um Scheibe zu verzehren.
Lr ist längst daran gewöhnt,
daß seinem Gaumen nicht alles be-
hagt, was andern als eine Deli-
katesse erscheint, allein so wenig
ist doch noch nichts hinter seinen
Lrwartungen zurückgeblieben, als
diese vielgexriesene Münchner Sxe-
zialität. tveiter als bis zur Lsälfte
vermag er den Rettich nicht zu
verzehren, trotzdem er versucht
hat, ihm durch vermehrte Salz-
zusuhr oinen besseren Gcschmack
beizubringen. Schaudernd schiebt er
den Teller beiseite. Da meldet sich
aber auch schon scin Nachbar mit
einer Frage, die ihn, wie es scheint,
schon lange gedrückt hat.
„Sie, mit Lrlaubnis, was san
denn Sie für a Landsmann?"sragt er.
„Ich?" erwidert Prosessor
Wuzler, „ein bsolsteinerl"
„Na, dös hab' i mir do glei
denkt," meint darauf der Ukünchner,
„denn dös hab' i do no net g'sehgn,
daß man zum Bier a weiße
Rub'n ißt." C. A. Hemiii,.
Neue VeMchnung.
— „U?as, der Graf heiratet wirklich die Tochter des gewesenen
Schlächtermeisters? Aber das istja eineheilloseUIesalliance!"
— „Ja, aber eine heilvolle Moosalliance."
Im Lonserichal.
— „Nicht wahr, der Mann sxielt ergreifend?"
— „Und wiel Fluchtergreifend."
Zeit-Znserat.
Tragödin, die sich vom Theater zurückgezogen, erteilt
Damen, die ihren Gatten Toiletten oder Badereisen'ab-
nötigen wollen, dramatischen Unterricht.
-Läßt tief blicken.
Dcr kleine Pcpi <ais auf dcr Bühn-cin Setrunk-ncr aufiriti): „^e, Mutter — der ganzc vaterl"