Zeitschrift für chumor und Aunst
9
Vassende Nntwort.
— „l?örst Frau, ich versteh' Dich nichtl"
— „Ia, die Frau ift eben ein Buch mit sieben Biegelnl"
— „Nun und sind wir Männer vielleicht nicht petschiert?"
Die Tapserkeitsproöe.
s war eininal eine Aönigstochter, die gewöhnliche, die in
allen besseren Märchen vorkommt; nur trug sie zur
Abwechslung den wohlklingenden Namen phlomausia.
Sie verfügte neben ihrer Schönheit noch über eine Reihe anderer
weiblicher Tugenden, die sie freilich alle gar nicht nötig gehabt
hätte, um das zu erlangen, was sie sich von ihrem königlichen
Paxa zum siebzehnten Geburtstag gewünscht hatte: einen
Bräutigam. Gerade weil es nur einen wink, ein wort kostete,
um einen der hoffähigen jungcn Ldelleute in den lebensläng-
lichen pantoffelritterstand zu erheben, war die U?ahl nicht so
einfach und mußte reiflich theoretisch erwogen werden.
„kvas meinst Du, Papachen, wenn ich mir den Schönsten
heraussuchen würde?"
„Ia," sagte Papachen, „die Schönheit ist halt ein gar ver-
gänglich Ding, und wenn sie vergeht, dann bleibt in der Regel
nichts Gescheites mehr übrig. U?enn Du erst einmal einen Nann
gern hast, dann wird er Dir auch schön genug sein, und wenn
er's nicht ist — na dann ist es eben höchstens ein Beweis da-
für, daß Deine muntern Aeuglein zuviel im Schatten fremder
Schnurrbärte sxazieren gehenl"
„Dann gib mir den Gescheitestenl" bat das Töchterlein;
einen Superlativ mußte sie haben, das eine war wenigstens
bis jetzt sicher.
Papachen lachte; in einem Anstug von Resignation sprach
er die denkwürdigen Morte: „Aind, ein recht gescheiter Mann
heiratet überhaupt nicht! Und dann noch einsi wenn er gar
so gescheit ist und alles besser weiß, dann werden wir schwer
mit ihm auskommen, fürcht' ich. Deine Mama ist unheimlich
gescheit, ich bin auch nicht auf den Aopf gefallen, und wenn
lauter so gescheite Leute zusammenkommen, dann gibt's höchstens
Spektakel. Ich mache Dir einen andern vorschlag: nimm den
Tapferstenl Mut und Tapferkeit ist das Ivahre. Mer das
hat, wird mit allen Menschen und mit dem Teusel selber fertig!
Lin gewisser Grad von Schneid gehört ja allerdings schon
dazu, um sich als Schwiegermutter gerade .... na, ich will
nichts gegen Deine liebe Alama sagen, es wäre nicht schön, da
sie doch gerade fern von uns weilt . . . also ich rate Dir zum
Taxferstenl"
„Aber gelt, Papa, ich darf ihn mir selbst heraussuchen, ich
darf mich selbst von seiner Tapserkeit überzeugenl"
„Das wird sich aber schwer machen lassen, lieb Aind,"
meinte der vater. „In die Schlacht kann ich Dich doch nicht
gut mitnehmen. Die Nachrichten vom Ariegsschauplatz sind
auch manchmal nichts Gewisses, ich möchte auf diese allein Dein
Glück nicht gründen. Ia, Du hast ganz recht, daß Du Dich
selbst von dieser Tugend überzeugen willst. Aber wie denkst
Du Dir denn die Lntscheidung?"
phlomausia klatschte in die ksändchen, setzte sich dem Papa
auf den Schoß und entwickelte den plan, den ihr die über-
mütige Laune u tempo eingegeben hatte: „Paß auf, Papachen l
Alle jungen Ldelleute bestellen wir in unser Landschloß, das
Du nach mir bcnannt hast. Da will ich mir die Männlein alle
ansehen und sie auffordern, mir Proben ihrer Tapferkeit zu
geben. Sie sollen uns Vorschläge machen, wir wählen einen,
und wer seine Sache dann am tapfersten macht, der kriegt mich."
Der Rönig nickte.
Acht Tage später fanden sich alle noch zu habenden jungen
Ldelleute auf allerhöchsten Wunsch in der phlomausienburg ein,
die aus stolzer lsöhe in ein freundliches Tal herniederblickte.
Im Schloßpark stand ein kleiner Monopteros. „Das wäre ein
poetisches Plätzchen," meintc Phlomausia und lenkte ihre und
ihres Daters Schritte nach diesem Punkt. Die Ldlen alle, die
schon freudig ahnten, um was sich's handle, und ihre Schnurr-
bärte mächtig hochgedreht hatten, folgten den beiden und grup-
9
Vassende Nntwort.
— „l?örst Frau, ich versteh' Dich nichtl"
— „Ia, die Frau ift eben ein Buch mit sieben Biegelnl"
— „Nun und sind wir Männer vielleicht nicht petschiert?"
Die Tapserkeitsproöe.
s war eininal eine Aönigstochter, die gewöhnliche, die in
allen besseren Märchen vorkommt; nur trug sie zur
Abwechslung den wohlklingenden Namen phlomausia.
Sie verfügte neben ihrer Schönheit noch über eine Reihe anderer
weiblicher Tugenden, die sie freilich alle gar nicht nötig gehabt
hätte, um das zu erlangen, was sie sich von ihrem königlichen
Paxa zum siebzehnten Geburtstag gewünscht hatte: einen
Bräutigam. Gerade weil es nur einen wink, ein wort kostete,
um einen der hoffähigen jungcn Ldelleute in den lebensläng-
lichen pantoffelritterstand zu erheben, war die U?ahl nicht so
einfach und mußte reiflich theoretisch erwogen werden.
„kvas meinst Du, Papachen, wenn ich mir den Schönsten
heraussuchen würde?"
„Ia," sagte Papachen, „die Schönheit ist halt ein gar ver-
gänglich Ding, und wenn sie vergeht, dann bleibt in der Regel
nichts Gescheites mehr übrig. U?enn Du erst einmal einen Nann
gern hast, dann wird er Dir auch schön genug sein, und wenn
er's nicht ist — na dann ist es eben höchstens ein Beweis da-
für, daß Deine muntern Aeuglein zuviel im Schatten fremder
Schnurrbärte sxazieren gehenl"
„Dann gib mir den Gescheitestenl" bat das Töchterlein;
einen Superlativ mußte sie haben, das eine war wenigstens
bis jetzt sicher.
Papachen lachte; in einem Anstug von Resignation sprach
er die denkwürdigen Morte: „Aind, ein recht gescheiter Mann
heiratet überhaupt nicht! Und dann noch einsi wenn er gar
so gescheit ist und alles besser weiß, dann werden wir schwer
mit ihm auskommen, fürcht' ich. Deine Mama ist unheimlich
gescheit, ich bin auch nicht auf den Aopf gefallen, und wenn
lauter so gescheite Leute zusammenkommen, dann gibt's höchstens
Spektakel. Ich mache Dir einen andern vorschlag: nimm den
Tapferstenl Mut und Tapferkeit ist das Ivahre. Mer das
hat, wird mit allen Menschen und mit dem Teusel selber fertig!
Lin gewisser Grad von Schneid gehört ja allerdings schon
dazu, um sich als Schwiegermutter gerade .... na, ich will
nichts gegen Deine liebe Alama sagen, es wäre nicht schön, da
sie doch gerade fern von uns weilt . . . also ich rate Dir zum
Taxferstenl"
„Aber gelt, Papa, ich darf ihn mir selbst heraussuchen, ich
darf mich selbst von seiner Tapserkeit überzeugenl"
„Das wird sich aber schwer machen lassen, lieb Aind,"
meinte der vater. „In die Schlacht kann ich Dich doch nicht
gut mitnehmen. Die Nachrichten vom Ariegsschauplatz sind
auch manchmal nichts Gewisses, ich möchte auf diese allein Dein
Glück nicht gründen. Ia, Du hast ganz recht, daß Du Dich
selbst von dieser Tugend überzeugen willst. Aber wie denkst
Du Dir denn die Lntscheidung?"
phlomausia klatschte in die ksändchen, setzte sich dem Papa
auf den Schoß und entwickelte den plan, den ihr die über-
mütige Laune u tempo eingegeben hatte: „Paß auf, Papachen l
Alle jungen Ldelleute bestellen wir in unser Landschloß, das
Du nach mir bcnannt hast. Da will ich mir die Männlein alle
ansehen und sie auffordern, mir Proben ihrer Tapferkeit zu
geben. Sie sollen uns Vorschläge machen, wir wählen einen,
und wer seine Sache dann am tapfersten macht, der kriegt mich."
Der Rönig nickte.
Acht Tage später fanden sich alle noch zu habenden jungen
Ldelleute auf allerhöchsten Wunsch in der phlomausienburg ein,
die aus stolzer lsöhe in ein freundliches Tal herniederblickte.
Im Schloßpark stand ein kleiner Monopteros. „Das wäre ein
poetisches Plätzchen," meintc Phlomausia und lenkte ihre und
ihres Daters Schritte nach diesem Punkt. Die Ldlen alle, die
schon freudig ahnten, um was sich's handle, und ihre Schnurr-
bärte mächtig hochgedreht hatten, folgten den beiden und grup-