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Meggendorfers humoristische Blätter: Zeitschr. für Humor u. Kunst — 51.1902 (Nr. 514-526)

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https://doi.org/10.11588/diglit.16553#0014
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INeg g eIId ü r fe r - B lä l t e r, ünchen

fO


pierten sich möglichst inalerisch im frischen Frühlingsgrün rings
um den Tempel. Erwartungsvoll spitzten sie die Ghren.

2er König erhob sich und scine Stimme und sprach ctwa
folgendes:

„phlomausia, mein vielgeliebtes Kleinod, hat einen tvunsch l
Liner von euch ist berufen, mein Vaterherz dadurch zu erfreuen,
daß er diesem Munsche Gestalt verleihen darf: sie möchte
den Tapfersten unter euch kennen lernen. Sie schätzt diese
edle Mannestugend höher als Schönheit, höher als Weisheit,
und ich slehe zum bsimmel, daß er meiner Tochter zur gerechten
Lntscheidung den lVeg zeige, der zugleich der weg zu ihrem
Lebensglück sein wird. Ihr versteht wohl, was ich meinel
Auf denn zum edlen Mettstreitl Sinnet, wie ihr meinem ge-
liebten Ainde den Beweis darbringt von edlem Mannesmut
und Taxferkeitl Mein Aind weiß diese Tugend wohl zu schcitzen,
sie wird selbst entscheiden, wer ihrer würdig sei."

„Turnier! Turnierl" murmelte es im Areise der Ldlen

-da, horch l Lin geller Aufschrei aus silberheller Aehle

— Phlomausia sank mit schreckensbleichen Wangen neben ihrem
Vater zu Boden. „Was ist 2ir, Aind?" drängte der Aönig.
wieder schrie sie anf, sie machte eine abwehrende Lsandbe-
wegung, zu sprechen vermochte sie nicht. Bestürzt blickte-der
ganze Areis auf das holde Aönigskind. Liner aber trat hinzu,
griff kühn in die Luft und — faßte eine große Spinne, die sich
an langem Faden von des Tempels wettergrauer Decke herab-
gelassen hatte, bis sie eben phlomausias allerliebste Nasenspitze
berührte. Und der Ritter, Adolar hieß er, setzte das verwegene

Ungetüm auf den Boden und trat herzhaft darauf mit seinem
tapferen Fuß.

Phlomausia hatte durch die zitternden wimpern hindurch
den vorgang verfolgt. Ietzt richtete sie sich langsam im Arm
des vaters empor, auf ihrer eben noch totenbleichen Wange
strahlte in flammender Ulorgenröte die aufgehende Sonne ihres
Glückes. Auch die Sprache kehrte wieder zurück. „Papachen,"
hauchte sie, „der lfimmel hat für mich entschiedenl Das war
eine herrliche f)robe von Mannesmut und Tapferkeitl Gib
ihn mirl"

Der Aönig lächelte — und nickte.

Und Adolar (nebenbei bemerkt: der jüngste Leutnant in
des Aönigs Garderegiment) erhielt die bsand der schönen
phlomausia.

Selbstverständlich führte er fortan eine Spinne in seinem
wappen.

ZN der (Keig'nstund.

er jdexerl geigt erbärmli' heut,

Der Lehrer schimpf als wia net g'scheit.

„No mal vo' vorn, was is jetz' dös,

Dös is ja z'hoch, an bi statt Üisl — —

Ia lhimmi, Schimmi, Tausendstern,

Ietzt bist ja z'tiaf — kunntst narrisch wer'nl" —
„kferr Lehra, bitt' schön, hab'n S' koa Wuatl
thätt' g'moant, so mach' i 's wieda guatl"

O. I.

Richter: „Lsaben Sie dem Zeugen eine Vhrfeige gegeben?
Angeklagter lrc-llner): „Bedaure, nein, bserr Amtsrichter."
 
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