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Meggenöorfer-Blätter, München
^ie Äünkter.
iKei Varvenus.
/<^r war ein woderner Maler
von großer Ligenheit, er
malte nämlich das Blau rot.
— 5ie war eine moderne
lNalerin von ebensogroßer
Ligenheit, sie malte nämlich
das Rot blau. Aein Wun-
der, daß sich die verwand-
ten Seelen fanden und
sich liebten, und beide sich
wie gewöhnliche Leute
heirateten — und zwar
vor der Scheidung. Beide
malten auch nach der
bsochzeit noch in ihren
Ligenschaften. Aber sie
sandten die Bilder nicht
ab. lVenn die ersten
zwei Bilder fertig
waren, tauschten sie
dieselben aus. Lr ko-
pierte — natürlich in
seiner Ligenheit — ihr
Bild. 5ie — natürlich
in ihrer Ligenheit —
sein Bild. Die ersten
zwei Bilder sandten sie
in die Sezesfionsausstel-
lung und erhielten den
großen Preis, die goldene
A!edaille,undUebermäcene
besuchten ihr Atelier. Die
zweiten Bilder sandten sie
in die Akademieausstellung
der „Alten" und erhielten den
großen preis,die goldeneUledaille,
und gewöhnliche Uläcene besuch-
ten ihr Atelier. Lr wurde
professor. Sie professorin.
Scheiden lassen konnten sie sich
wegen des blühenden doppelten Ge-
schäftes nicht. Er konnte einfach das
Blau nicht blau malen und sie das
Rot nicht rot. Nur in dieser Lr-
gänzung gegenseitig gelang es. Oarum
waren sie wie gewöhnliche Menschen
aneinandcr gekettet und wurden
alt und reich dabei. Lininal ver-
wechselten sie die Bilder und sandten
die ersten in die Akademie und die
Aopien in die Sezession. Da kannten
sich die beiderseitigen Aunstkritiker
nicht mehr aus und meinten, die
beiden seien verrückt geworden.
Parvenu lrur Sanm): „Lxzellenz wird also auch auf unserer Soiree
erscheinen. Rosalie, daß Vu mir zu dem ^errn Minister recht leutselig bistl"
A. R.
Voshaft.
— „Ich werde heute abend zu bsause bei meiner Frau bleiben,
sie hat sich erkältet."
— „Ist's arg?"
— „Freilich, sie kann kein lautes tvort reden."
— „Aha! — möchtest auch gern einmal zu tvort
kommen."
Kindliche Logik.
— Die INama hatte ihrer kleinen Irmgard schon wiederholt
verboten ,zum Donnerwetter' zu sagen.
Irmgard: „Sagen das nur ungezogene Straßenkinder?"
Mutter: „Iawohl!"
^rmgard: „Na, dann ist väterchen aber ein Straßenvater,
der sagt auch immer ,zum Donnerwetter'."
Meggenöorfer-Blätter, München
^ie Äünkter.
iKei Varvenus.
/<^r war ein woderner Maler
von großer Ligenheit, er
malte nämlich das Blau rot.
— 5ie war eine moderne
lNalerin von ebensogroßer
Ligenheit, sie malte nämlich
das Rot blau. Aein Wun-
der, daß sich die verwand-
ten Seelen fanden und
sich liebten, und beide sich
wie gewöhnliche Leute
heirateten — und zwar
vor der Scheidung. Beide
malten auch nach der
bsochzeit noch in ihren
Ligenschaften. Aber sie
sandten die Bilder nicht
ab. lVenn die ersten
zwei Bilder fertig
waren, tauschten sie
dieselben aus. Lr ko-
pierte — natürlich in
seiner Ligenheit — ihr
Bild. 5ie — natürlich
in ihrer Ligenheit —
sein Bild. Die ersten
zwei Bilder sandten sie
in die Sezesfionsausstel-
lung und erhielten den
großen Preis, die goldene
A!edaille,undUebermäcene
besuchten ihr Atelier. Die
zweiten Bilder sandten sie
in die Akademieausstellung
der „Alten" und erhielten den
großen preis,die goldeneUledaille,
und gewöhnliche Uläcene besuch-
ten ihr Atelier. Lr wurde
professor. Sie professorin.
Scheiden lassen konnten sie sich
wegen des blühenden doppelten Ge-
schäftes nicht. Er konnte einfach das
Blau nicht blau malen und sie das
Rot nicht rot. Nur in dieser Lr-
gänzung gegenseitig gelang es. Oarum
waren sie wie gewöhnliche Menschen
aneinandcr gekettet und wurden
alt und reich dabei. Lininal ver-
wechselten sie die Bilder und sandten
die ersten in die Akademie und die
Aopien in die Sezession. Da kannten
sich die beiderseitigen Aunstkritiker
nicht mehr aus und meinten, die
beiden seien verrückt geworden.
Parvenu lrur Sanm): „Lxzellenz wird also auch auf unserer Soiree
erscheinen. Rosalie, daß Vu mir zu dem ^errn Minister recht leutselig bistl"
A. R.
Voshaft.
— „Ich werde heute abend zu bsause bei meiner Frau bleiben,
sie hat sich erkältet."
— „Ist's arg?"
— „Freilich, sie kann kein lautes tvort reden."
— „Aha! — möchtest auch gern einmal zu tvort
kommen."
Kindliche Logik.
— Die INama hatte ihrer kleinen Irmgard schon wiederholt
verboten ,zum Donnerwetter' zu sagen.
Irmgard: „Sagen das nur ungezogene Straßenkinder?"
Mutter: „Iawohl!"
^rmgard: „Na, dann ist väterchen aber ein Straßenvater,
der sagt auch immer ,zum Donnerwetter'."