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Meggendorfers humoristische Blätter: Zeitschr. für Humor u. Kunst — 51.1902 (Nr. 514-526)

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https://doi.org/10.11588/diglit.16553#0026
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Meggendorfer-Blätter, München

Äm originelles „Viermerkerl/

„Biermerkerl? — Brauch' ich kcin's! Bei jeder Maß mach' ich mir einen tvestenknopf auf — damit basta!"

(Lin Arauchen, öas keinen Spaß versteht.

orrjel Aunkelmann, schon zurück von der Ljochzeitsreise,
und wo haben Sie denn Ihr Frauchen?!" Der Aal-
kulator Aunkelmann zog sein Gesicht in noch verdrieß-
lichere Falten, als es ohnehin schon hatte und brummte: „Ach,
lassen Sie mich aus mit den tveibern, die verstehen doch alle
zusammen keinen Spaß — ich habe keine Frau mehrl" — „tvie
— was, jetzt schon, zwei Tage nach der pochzeit? . . . tvir
glaubten Sie an der Seite Ihres hiibschen, jungen tveibchens
im Salzkammergut, und nun nach zweimal vierundzwanzig
Stunden soll der schöne Traum schon wieder vorbei sein?"

Vüster vor sich hinstarrend, nickte der Aalkulator bloß schwer-
mütig mit dem Lopfe. Lr, der sonst stets zu allen Spassen
aufgelegte Mann, war mit einem Schlage ein anderer geworden.
Man sah, das Unglück, das er jedenfalls mit seiner jungen
Frau gehabt, ging ihm schwer zu kjerzen ....

„Na, kommen Sio, Ljerr Aalkulatorl" sagte ich, vou Mit-
gefühl ergriffen, „lassen Sie uns dort in die ,selige Flasche'
gehon und erzählen Sie mir, was Ihr perz bedrückt — viel-
leicht wird's Ihnen dann leichter, wenn Sie Ihren Gram einem
mitfühlenden Freunde anvertraut habenl"

Bald saßen wir hinter einer großen, grünen Flasche, und
nachdem wir erst einmal ein paar Gläser hinter die Binde ge-
gossen, löste sich die Zunge des Vergrämten, ja es stog sogar
ein Schein von einem Lächeln über seine Züge, als er begann:
„Sie wissen ja, daß ich vorgestern in kv. meine Ljochzeit

mit der Tochter eines ehemaligen vorgesetzten von mir feierte:
ich hatte das MLdchen schon als Aind gekannt und war eigent-
lich schon seit Iahren in sie verliebt. Bei einem Besuche in !V.
traf ich sie, und bald war die Sache in Richtigkeit. Ihre Eltern
machten anfangs allerdings einige Tinwendungen wegen des
etwas großen Altersunterschiedes — sie zählt achtzehn und ich
achtunddreißig Iahre — aber Sie wissen ja, ich bin ein stets
muntercr, lebhafter Mcnsch, der dem Leben gerne die spaß-
haftesten Seiten abzugewinuen sucht, und diese meine Eigen-
schaftcn machen mich tatsächlich auch jünger, als ich bin.

Nach dem lfochzeitsdiner fuhren wir mit dem ljalbdrciuhr-
Zuge nach Salzbnrg. Ich war in übermütiger, lustigor Lauue, und
kein Mensch hätte sagen können, daß ich zu dem jungen Blut da
an meiner Seite nicht paßte. llleinc Mizzi lachte gerne, und ich
gab ihr ebenso gerne recht häufig veranlassung dazu. lvir
steckten init unserem Gelächter bald auch die übrigen Toupe-
Gcnossen an uud bald war ich dor Tapo der kleiuen Goscll-
schaft, die ich durch allerhand witziges Zeug auch wirklich sehr
gut unterhiolt. —

Ls ging schon auf zwölf Uhr Mitternacht, als wir endlich
in Salzburg anlangten. Eiu tvagen brachte uus rasch ins ljotel
zum „silbernen Brunnen". tvir ließen uns das Souper aufs
Zimmer bringen, aßen und tranken, scherzten und lachten und
küßten und herzten. Der Aellner hatte schon wieder abserviert,
und wir gedachten uns zur Ruhe zu begebcn. Meine jungo
 
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