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Meggendorfers humoristische Blätter: Zeitschr. für Humor u. Kunst — 51.1902 (Nr. 514-526)

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https://doi.org/10.11588/diglit.16553#0034
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Meggenöorfer-Blätter, München


' osen und Vergißmeinnicht
Trägst Du in dem Hasr;
Steht Dir Prächtig ;u Gesicht —
Kehend — munderbar.

Mber sxrich, Vu eitles Rind,
Tut es wirklich not?

Hsst Du nicht zwei Mugen blsu
Und ein Mündchen rot?

Einen sühen Kosenmund,

Der so deutlich sxricht:

Küffe mich! — Schsu mir ins Fug'
Und uergist mein nicht! . . .

Ernst Staus.


Der Ninöerlohn.

er Hiesel ging eines Tages in Gedanken versunken auf
der Lhaussee von der 5tadt heim in sein Dorf; er ging
nämlich immer in Gedanken. Das hinderte ihn aber
nicht, plötzlich ein Goldstück zu sehen, das mitten auf dem lVege
lag. Einstecken wollte er es natürlich nicht, denn das wäre ja
Funddiebstahl gewesen, und der lsiesel war ein grundehrlicher
Ukann; aber es zum Fundbureau zu bringen und zu warten,
bis er seinen Finderlohn bekäme, das wollte ihm auch nicht
passen, denn er schob nichts gern auf die lange Bank.

Da kam ihm plötzlich ein schlauer Gedanke (er hatte näm-
lich überhaupt nur schlaue Gedanken). „lsalt," dachte er, „Du
legst einfach achtzehn Nark dafür hin, dann hast Du Deinen
Finderlohn schon abgezogen." Gesagt, getan. „Aber wir legen's
halt nicht so mitten auf den Weg, da könnt's leicht ein un-
ehrlicher Finder sehen." Damit versteckte er es, natürlich für

den Verlierer, in ein Grasbüschel und ging fröhlich weiter,
indem er seinen unterbrochenen Gedankengang von vorhin
wieder aufnahm.

Die lsieselbäuerin wunderte sich, als ihr lsiesel am andern
Tage schon wieder nach der 5tadt gehen wollte. „Du gehst ja
sonst nur alle Monat nach der Stadt und jetzt gehst auf einmal
zwei Tage hintereinander hin!" — „I hab' G'schäften da,"
sagte der lsiesel geheimnisvoll und wanderte eiligst der Stadt
zu. „Solltest doch 'mal sehen, ob der Verlierer sein Geld schon
abg'holt hat," dachte er, als er an dem bewußten Grasbüschel
angelangt war. Nein, er war wunderbarerweise noch nicht
da gewesen.

Da hatte der lfiesel wieder einen schlauen Gedanken. „I
hab' doch nun wieder meinen Finderlohn verdient," dachte er
und nachdem er eine Diertelstunde gerechnet hatte, ließ er
 
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