Zeilschrift für Huiiror unü Aunst
tvar es möglich, daß ihr hart
au der Grenze des Matronen-
alters nochmals und unverhosft
ein neuer Liebesfrühling winkte?
thatte sie sich nicht verhört?
Nein! Ihr Friedrich schwur es
hoch und heilig, nur sie sei die
Lrwählte seines therzens und
nicht ihre Tochter, das ,Aind-
cheiü.
Mit einem Iubelrufe sank
sie dem jungen Manne an die
Brust. „Rannst Du mich denn
wirklich, wirklich von therzen
lieben, mich, die alte — —"
tfülsen verschloß seinem koketten
Bräutchen den Mund mit un-
gezählten Mssen.
„Db ich kann, Du meine
tserzensblume," flüsterte er zärt-
lich, „nein ich kann nicht, aber
ich mußl Mit allen Fasern
meiner Seele muß ich Dich lie-
ben, Du holde, böse Zanberin!"
Na, alsdann war die
Sache in Drdnung. Frau Lm-
inerich schwelgte in Wonne, wie
ein verliebter Backfisch, tsülsen
rechnete tagtäglich auf Groß-
Foliobögen herum und niemand
auf der N)elt hätte ein zärtliche-
res Liebesverhältnis nachweisen
können, als das der beiden
Glücklichen. Manche Leute
waren zwar überrascht von der
unerwarteten verlobung, am
meisten Fräulein Paula und der Adjunkt, aber was kümmerte
das die zunächst Beteiligten?
Tag für Tag besuchte ksülsen seine ,junge Braut' und
beständig flossen seine Lipxen über von dem sehnsüchtigen Ner-
langcn, den Tag der ehelichen verbindnng beschleunigt zu
sehen. Doch Frau Limnerich sträubte sich noch ein wcnig gegen
diese Lile; sie hielt es als einen Nerstoß gegen die gute Sitte,
so gewisserinaßen mit beiden Füßen in ihre zweite The hinein-
zuspringen. Schließlich gab sie nach, und wurde der lhochzeits-
tag endgiltig festgesetzt. Zugleich sagte sie dein aufhorchcnden
Bräutigam, daß sie für diesen Tag noch eine ganz besondere
Ueberraschung sür ihn habe.
„T>as wäre, mein Lieb?" fragte lsülsen ein wcnig benommen.
„Du sollst es am lfochzeitstage erfahren," crwiderte Frau Lm-
merich. „Ls ist etwas Gutes, T>u wirst Dich königlich darüber
sreuen!"
„Dann mußte sie unbedingt eine Lrbschaft gemacht habcn,"
dachte lsülscn, doch konnte er trotz alledem ein unbehagliches
Gefühl nicht loswerden und erwartete mit gesteigerter Unruhe
den lsochzeitstag. Lndlich aber kam cr und lsülsen fuhr iin
lsochzeitsstaat in das lfaus seiner Braut.
„Und nun die Ueberraschung?" slüsterte er.
Frau Emmerich setzte sich nnd lud ihren Bräutigam ein,
dasselbe zu tun. Dann holte sie tief Atem, wie eine Aunst-
taucherin, bevor sie in den Glasbehälter steigt.
„Lieber Friedrich," begann sie endlich, „wcnn zwei lserzen
in inniger Liebe füreinander schlagen, dann fühlen sich die
Seelen erdenfern und jede Gemeinschaft init Nlesen ihrer Gattung
Äbgcwrmken.
lserr: „Ia,
beueiden.
Iunger Ulann: „lver
Ihre Tochter bekoinmt,
wird gewiß glücklich
sein!" "
den könncn Sic jetzt schon
dünkt ihnen eine Lntweihung ihrer Glückseligkeit. Deswegen
haben zwei Liebende auch noch immer die Linpfindung gehabt,
als könnten sie nur auf einer weltfernen, einsamen Insel in para-
dicsischer Abgeschiedenheit ihren großen Liebestrauin träumen."
lsülsen rückte unruhig auf seinein Sessel hin und her.
„Gott behüte die alte Schachtel, wo will sie hinaus?" dachte er.
Frau Tinmerich schloß die Augon und fuhr mit einem un-
endlich weichen Schmelz in ihrer Stimme sort: „lvir können
nun zwar nicht auf einer einsamen Insel leben, aber wir können
alle lsindernisse aus dem lvege räumcn, die uns unser junges
Liebesglück stören. Und obwohl Du jdaula noch ein Aind
nennst, so ist sie doch alt genug, um unsrer innigen lserzens-
gcmeinschaft unbequem zu werden. Ich habe sic dcshalb heim-
lich mit Deinem Freunde, dcm Adjunkten Schinidt verlobt und
heute wollen wir Doppelhochzeit feiern. Ihr vermögen von
sechzigtausend Mark habe ich bcreits ihrem künftigen Gatten
ausgehändigt, was das ineinige betrifft, so steckt es in dem
Geschäfte meines seligen Mannes, das von seinem frühercn
Aompagnon weitergeführt wird. Ls jetzt hcrauszuziehcn, wärc
bei dcr ungünstigen Aonjunktur im Ledcrmarkte eine Unklugheit,
da wir HLchstens zehn Prozent bekommen würden. Aber nicht
wahr, mein teurer Friedrich, wenn zwei sich lieben und ganz
sich selbst leben, was fragen sie da nach Gcld und Gut?"
„Iawohl," krächzte lfülsen, packte iin Geiste seine Feder und
machte einen kreischenden Strich durch alle scine Berechnungen.
„Dann komm und laß uns dcin im Nebcnzinimer harrcnden
Brautpaar unsern Segcn gebcn," hauchteFrau Lminerichverschäint.
tvar es möglich, daß ihr hart
au der Grenze des Matronen-
alters nochmals und unverhosft
ein neuer Liebesfrühling winkte?
thatte sie sich nicht verhört?
Nein! Ihr Friedrich schwur es
hoch und heilig, nur sie sei die
Lrwählte seines therzens und
nicht ihre Tochter, das ,Aind-
cheiü.
Mit einem Iubelrufe sank
sie dem jungen Manne an die
Brust. „Rannst Du mich denn
wirklich, wirklich von therzen
lieben, mich, die alte — —"
tfülsen verschloß seinem koketten
Bräutchen den Mund mit un-
gezählten Mssen.
„Db ich kann, Du meine
tserzensblume," flüsterte er zärt-
lich, „nein ich kann nicht, aber
ich mußl Mit allen Fasern
meiner Seele muß ich Dich lie-
ben, Du holde, böse Zanberin!"
Na, alsdann war die
Sache in Drdnung. Frau Lm-
inerich schwelgte in Wonne, wie
ein verliebter Backfisch, tsülsen
rechnete tagtäglich auf Groß-
Foliobögen herum und niemand
auf der N)elt hätte ein zärtliche-
res Liebesverhältnis nachweisen
können, als das der beiden
Glücklichen. Manche Leute
waren zwar überrascht von der
unerwarteten verlobung, am
meisten Fräulein Paula und der Adjunkt, aber was kümmerte
das die zunächst Beteiligten?
Tag für Tag besuchte ksülsen seine ,junge Braut' und
beständig flossen seine Lipxen über von dem sehnsüchtigen Ner-
langcn, den Tag der ehelichen verbindnng beschleunigt zu
sehen. Doch Frau Limnerich sträubte sich noch ein wcnig gegen
diese Lile; sie hielt es als einen Nerstoß gegen die gute Sitte,
so gewisserinaßen mit beiden Füßen in ihre zweite The hinein-
zuspringen. Schließlich gab sie nach, und wurde der lhochzeits-
tag endgiltig festgesetzt. Zugleich sagte sie dein aufhorchcnden
Bräutigam, daß sie für diesen Tag noch eine ganz besondere
Ueberraschung sür ihn habe.
„T>as wäre, mein Lieb?" fragte lsülsen ein wcnig benommen.
„Du sollst es am lfochzeitstage erfahren," crwiderte Frau Lm-
merich. „Ls ist etwas Gutes, T>u wirst Dich königlich darüber
sreuen!"
„Dann mußte sie unbedingt eine Lrbschaft gemacht habcn,"
dachte lsülscn, doch konnte er trotz alledem ein unbehagliches
Gefühl nicht loswerden und erwartete mit gesteigerter Unruhe
den lsochzeitstag. Lndlich aber kam cr und lsülsen fuhr iin
lsochzeitsstaat in das lfaus seiner Braut.
„Und nun die Ueberraschung?" slüsterte er.
Frau Emmerich setzte sich nnd lud ihren Bräutigam ein,
dasselbe zu tun. Dann holte sie tief Atem, wie eine Aunst-
taucherin, bevor sie in den Glasbehälter steigt.
„Lieber Friedrich," begann sie endlich, „wcnn zwei lserzen
in inniger Liebe füreinander schlagen, dann fühlen sich die
Seelen erdenfern und jede Gemeinschaft init Nlesen ihrer Gattung
Äbgcwrmken.
lserr: „Ia,
beueiden.
Iunger Ulann: „lver
Ihre Tochter bekoinmt,
wird gewiß glücklich
sein!" "
den könncn Sic jetzt schon
dünkt ihnen eine Lntweihung ihrer Glückseligkeit. Deswegen
haben zwei Liebende auch noch immer die Linpfindung gehabt,
als könnten sie nur auf einer weltfernen, einsamen Insel in para-
dicsischer Abgeschiedenheit ihren großen Liebestrauin träumen."
lsülsen rückte unruhig auf seinein Sessel hin und her.
„Gott behüte die alte Schachtel, wo will sie hinaus?" dachte er.
Frau Tinmerich schloß die Augon und fuhr mit einem un-
endlich weichen Schmelz in ihrer Stimme sort: „lvir können
nun zwar nicht auf einer einsamen Insel leben, aber wir können
alle lsindernisse aus dem lvege räumcn, die uns unser junges
Liebesglück stören. Und obwohl Du jdaula noch ein Aind
nennst, so ist sie doch alt genug, um unsrer innigen lserzens-
gcmeinschaft unbequem zu werden. Ich habe sic dcshalb heim-
lich mit Deinem Freunde, dcm Adjunkten Schinidt verlobt und
heute wollen wir Doppelhochzeit feiern. Ihr vermögen von
sechzigtausend Mark habe ich bcreits ihrem künftigen Gatten
ausgehändigt, was das ineinige betrifft, so steckt es in dem
Geschäfte meines seligen Mannes, das von seinem frühercn
Aompagnon weitergeführt wird. Ls jetzt hcrauszuziehcn, wärc
bei dcr ungünstigen Aonjunktur im Ledcrmarkte eine Unklugheit,
da wir HLchstens zehn Prozent bekommen würden. Aber nicht
wahr, mein teurer Friedrich, wenn zwei sich lieben und ganz
sich selbst leben, was fragen sie da nach Gcld und Gut?"
„Iawohl," krächzte lfülsen, packte iin Geiste seine Feder und
machte einen kreischenden Strich durch alle scine Berechnungen.
„Dann komm und laß uns dcin im Nebcnzinimer harrcnden
Brautpaar unsern Segcn gebcn," hauchteFrau Lminerichverschäint.