Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Meggendorfers humoristische Blätter: Zeitschr. für Humor u. Kunst — 51.1902 (Nr. 514-526)

DOI Page / Citation link:
https://doi.org/10.11588/diglit.16553#0071
Overview
Facsimile
0.5
1 cm
facsimile
Scroll
OCR fulltext
Zeitschrift für chumor uud Auust

67

(Lin Zweiffer.

— „Es scheint, Lserr Doktor, Sie glauben nicht recht an die

Macht der Frau?"

— „Nein, Gnädigste, nicht einmal an ihre Ghnmachtl"

(Lrosse.

^H»o hoch sich auch der Adler schwingt,
So süß die Nachtigall auch singt,
So muß doch diese schweigen
Und jener niedersteigen,
wenn sie der lfunger zwingt.

ii«. I».

Äin Arteil.

err Rentier Fürchtegott Bafflich war ein leidenschaftlicher
I » Raucher. Schon am frühen Ulorgen, wenn die ersten
/ ksähne seiner Nachbarschaft zum zweitenmal gekräht
hatten, lag er mit seiner langen jdfeife im Bett und entlockte
derselben undurchdringliche Dampfnebelwolken, die bis gegen
sieben Uhr früh ununterbrochen zu der vom Rauch geschwärzten
Zimmerdecke emxorstiegen, sich an derselben fortschlängelten und
schließlich hinter einer altmodischen Gardine verschwanden. Wer
zu dieser Zeit Gelegenheit gehabt HLtte, zu Lserrn Bafflich ins
Zimmer zu treten, würde im Augenblick geglaubt haben, ein
mit Aartoffelkraut und alten Papyrusrollen aus dem grauen
Altertum gefüllter jdapierkorb stehe daselbst in Brand. Line der-
artig schlechte Sorte Tabak rauchte lserr Bafflich. Nach sieben Uhr
früh finden wir den Genannten behaglich in seinem Frühstücks-
zimmer hinter einer Tasse Ulokka sitzend mit der unvernieidlichen
Morgenzigarre, natürlich stinkackoru intarniL aus Schubkarren-
knaster. Den Vormittag bis zum UUttagessen verwendet Bafstich
dazu, einen Spaziergang durch den in der Nähe seiner Wohnung
gelegenen jdark zu machen, sich schließlich auf eine Bank zu
setzen, eine Zeitung zu lesen und von neuem zu qualmen. Ls
ist bei diesen jdarkbesuchen anfangs öfters vorgekommen, daß
der wärter dcs jdarkes in großer Bestürzung durch denselben
gerannt ist, um den vermeintlichen lvaldbrand zu suchen und
zu lokalisieren, bis sich dieser gewissenhafte Angestellte an die
Rauchkunststücke des lferrn Bafflich gewöhnte.

Eine merkwürdige Tatsache war es, daß Bafflich sich ein-
bildete, seine Zigarren seien die allerbesten in der Welt und
besonders auf seine Lieblingssorte, eine vierpfennigzigarre, die
erst dann die nötigo Luft bekam, wenn man sie einige Stunden
mit einem Fünfzentnerdampfhammer weich geklopft hatte, hielt
er große Stücke. Der Geruch dieser Favoritin war unbeschreib-
lich; einige behaupteten, sie rieche nach angebrannten Anochen,
andere wieder meinten, es sei noch etwas viel Schlimmeres als
Anochcn, und die dritten, zu denen auch der Aomiker des Stadt-
theaters, lserr Walze, gehörte, wagten es überhaupt nicht, ein
Arteil über diese Zigarre abzugeben. Eines Vormittags, als
Walze ebenfalls durch den Park promenierte, in welchem Bafflich
seine imitierten Ulaldbrände inszenierte, trafen sich die beiden
Bekannten und begrüßten sich freundschaftlichst. — „N)enn er
mir nur keine Iigarre anbietet," dachte walze bei sich; aber
schon im selben Moment zog Baffiich sein Ltui heraus und
präsentierte dem Aomiker eine der gefürchteten Iigarren. Walze
wollte zwar einige Ausflüchte machen und die Zigarre nicht
annehmen, mußte aber wohl oder übel, um nicht mit Bafflich,
der ihm vor kurzem zwanzig Nkark geborgt hatte, in Aonflikt
Zu geraten, eine Zigarre acceptieren und dieselbe auf der Stelle
anzünden. Lrwartungsvoll und mit triumphierenden Blicken

Lin Urteil.

schaute Bafflich seinen Freund an. „Nun," brachte er endlich

über die Lixpen, „wie ist das Zigärrchen?"-walze tat

noch ein xaar Züge und — schwieg.

Lr kämxfte einen schweren Kamxf mit sich. Sollte er
Bafflich die ganze ungeschminkte wahrheit ins Gesicht schleudern?
Dann mußte er ihm heute noch die gcliehenen zwanzig Mark
zurückgeben. Das ging nicht! Aber mit einer infamen Lüge
sein Gewissen beladen und Bafflich sagen, daß die Iigarre
vorzüglich sei, das ging auch nicht. — „Na, mal 'raus mit der
Farbe — wie ist sie," wiederholte Bafflich aufs höchste gespannt.
walze macht noch einige verzweifelte Anstrengungen, der Zigarre
Dampf zu entlocken, dann brachte er mühsam mit einem mit-
leidigen und slehenden Blick auf Bafflich über die Lippen: -—
— — — „außerdem hat sie keine Luft."

Paul Donat.

Wörtlich.

— „So, die drei Töchter ldes Rentiers T. haben sich sämtlich

wieder scheiden lassen?"

— „Ia, es ist wieder alles ,beim AltenU"

Schlau.

Leutnant: „Um halb elf Uhr erwartest Du mich mit bselm
am Bahnhof, verstandenl"

Bursche: „Befehl, bserr Leutnantl"

Leutnant lnach ei„er Stnnde, an, Blchnhof): „Na, Aerl, wo hast
Du denn ineinen bselml"

Bursche: „Nu, auf'm Aoppe, kserr Leutnantl"
 
Annotationen