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Aleggendorfer/BIätter, München
Auch ein Kchüler.
(Krster Äedanke.
kserr (dem Betti-r cine Gabc rcichend): „Wlll Ihr Begleiter auch was haben?"
Bettler: „Nein, der ninnnt bloß bei nnr Fechtstundenl"
Nöchin (zum erstennial die sehr geräumige Aüche ihrer
„eucn herrschaft betretsnd): „bsimmel, hier hat ja ein
ganzes Bataillon Platzl"
A treubesorgter (Lhemann.
'm Lehrer sei Frau
Is a rechter Wauwau.
(3rad rühren kunnt's nn,
tvie er aufschaugt auf diel
Vft hat s' so an Tag,
Da kiinint Schlag auf 5chlag,
Da grantelt s' und schreit
Und graunzt, wie net g'scheit —
Und er? Niinmt sein' bsuat:
„Es is Dir net guat,
Nlenn—s—D' Di aufreg'n tuast,
Daß D' krank ebba wur'st,
Sel' möcht' i fei' net,"
So sagt er und geht. —
Um Utitternacht 'rum,
Da kehrt er erst um,
Da druckt er si' z'bsaus,
Ziahgt d' Stiefl'n sein aus
Und lust*) an der Tür,
Schleicht eina'zu ihr —
Grad daß s' 'n net hört,
Grad daß er s' net stört
Zur Ntitternachtsstund:
Dös is ihr net g'sund.
*) horcht. O. I.
Komisches Inserat.
Line wachtel zu verkaufen bei Frau Uonimer-
zienrat Meier, die aus der ksand frißt.
Der Aöreißkalenöer.
s war eininal ein reicher Türke, oder wenigstens hätte
er reich sein sollen, denn seine beiden Neffen, Ali und
Dmar, hofften stark darauf, ihn dereinst zu beerben und
hatten auch bereits ganz anständige Schulden daraufhin gemacht.
Als sich aber der gute Türkenonkel eines Tages hinlegte und
nicht mehr aufstand, da sand es sich, daß nichts da war.
Wenigstens kein Geld, dafür aber ein Testanient. Und in dein
Testament stand folgendes:
An meine Neffen Ali und Gmarl
Geld und Gut erhaltet ihr bei ineinem Tode nicht, habt
ihr daraus gerechnet, so waret ihr vom Teufel der bsabsucht
besessen und die Enttäuschung wird eure gerechte 5trafe sein.
ksabt ihr aber nicht darauf gehofft, inich dereinst zu beerben,
so werdet ihr mein Andenken in Lhren halten und inein ver-
mächtnis segnen. Denn was ich euch hinterlasfe, ist mehr wert
als Geld und Gut, es sind zwei wertvolle Abreißkalender. Ich
habe sie einst als ersten Preis für eine Arbeit: „Die Runst,
init nichts zu leben" erhalten und gesehen, daß der jdreis der
Arbeit würdig war. Denn diese Aalender zeigen auf jedem Blatt
köstliche Sxrüchlein, die insgesamt einen wahren 5chatz von
Lebensweisheit enthalten. 5o ihr darnach strikt und getreulich
handelt, werdet ihr zu Ansehn und Reichtum gelangen. 5elaml
Ali, als der bessere der beiden Türkenneffen, redete sich
ein, er habe nie darauf gerechnet, seinen Gnkel zu beerben,
C. A. Hemng.
zerdrückte eine Träne in seinem Auge, nahm den Abreißkalender
unter den Arm und ging heiin. Mniar indessen, der ebenso
offenherzig, wie habsüchtig war, tobte und wetterte, wie ein
echter Türke, riß den Ualender in tausend Fetzen und ging
dann ebenfalls heini.
Als Ali sich innerhalb seiner vier tVände befand, zündcte
er sich sein Nargileh an und überlegte. 5ein Dnkel war ein
weiser und verständiger Mann gewesen, das wußte Ali, und es
war darum wohl das ratsamste, den letzten Willen des Ver-
storbenen zu respektieren. ksatte er ihm nicht als Belohnung
dafür Ansehn und Reichtum prophezeit? Und der Vnkel mußto
das doch wissen. Also befestigte Ali den Kalender an einem
hervorragenden platz in seiner Wohnung, riß gewissenhaft jeden
Tag ein Blatt herunter und prägte die so gefundenen weis-
heitskörnchen sorgfältig seinem Gedächtnis ein. 5chon nach
wenigen Tagen spürte er den veredelnden Einfluß dieser ksand-
lungsweise auf sein Gemüt, das wie ein moralischer Barometer
konstant hoch ging, und laut xries er die Ulugheit des ver-
storbenen Vnkels. Als aber sechs Tage vergangen waren, be-
gann Alis Gesicht so lang zu werden, wie ein Utinaret. Denn
da kam xlötzlich statt eines sinnreichen 5prüchleins ein Zettel
zum Vorschein, auf welchem oine große weltsirma den andäch-
tigen Leser ersuchte, nachbezeichnete waren bei ihr einzukaufen.
Da war von ksemden, Rragen und Utanschetten dutzend- und
Aleggendorfer/BIätter, München
Auch ein Kchüler.
(Krster Äedanke.
kserr (dem Betti-r cine Gabc rcichend): „Wlll Ihr Begleiter auch was haben?"
Bettler: „Nein, der ninnnt bloß bei nnr Fechtstundenl"
Nöchin (zum erstennial die sehr geräumige Aüche ihrer
„eucn herrschaft betretsnd): „bsimmel, hier hat ja ein
ganzes Bataillon Platzl"
A treubesorgter (Lhemann.
'm Lehrer sei Frau
Is a rechter Wauwau.
(3rad rühren kunnt's nn,
tvie er aufschaugt auf diel
Vft hat s' so an Tag,
Da kiinint Schlag auf 5chlag,
Da grantelt s' und schreit
Und graunzt, wie net g'scheit —
Und er? Niinmt sein' bsuat:
„Es is Dir net guat,
Nlenn—s—D' Di aufreg'n tuast,
Daß D' krank ebba wur'st,
Sel' möcht' i fei' net,"
So sagt er und geht. —
Um Utitternacht 'rum,
Da kehrt er erst um,
Da druckt er si' z'bsaus,
Ziahgt d' Stiefl'n sein aus
Und lust*) an der Tür,
Schleicht eina'zu ihr —
Grad daß s' 'n net hört,
Grad daß er s' net stört
Zur Ntitternachtsstund:
Dös is ihr net g'sund.
*) horcht. O. I.
Komisches Inserat.
Line wachtel zu verkaufen bei Frau Uonimer-
zienrat Meier, die aus der ksand frißt.
Der Aöreißkalenöer.
s war eininal ein reicher Türke, oder wenigstens hätte
er reich sein sollen, denn seine beiden Neffen, Ali und
Dmar, hofften stark darauf, ihn dereinst zu beerben und
hatten auch bereits ganz anständige Schulden daraufhin gemacht.
Als sich aber der gute Türkenonkel eines Tages hinlegte und
nicht mehr aufstand, da sand es sich, daß nichts da war.
Wenigstens kein Geld, dafür aber ein Testanient. Und in dein
Testament stand folgendes:
An meine Neffen Ali und Gmarl
Geld und Gut erhaltet ihr bei ineinem Tode nicht, habt
ihr daraus gerechnet, so waret ihr vom Teufel der bsabsucht
besessen und die Enttäuschung wird eure gerechte 5trafe sein.
ksabt ihr aber nicht darauf gehofft, inich dereinst zu beerben,
so werdet ihr mein Andenken in Lhren halten und inein ver-
mächtnis segnen. Denn was ich euch hinterlasfe, ist mehr wert
als Geld und Gut, es sind zwei wertvolle Abreißkalender. Ich
habe sie einst als ersten Preis für eine Arbeit: „Die Runst,
init nichts zu leben" erhalten und gesehen, daß der jdreis der
Arbeit würdig war. Denn diese Aalender zeigen auf jedem Blatt
köstliche Sxrüchlein, die insgesamt einen wahren 5chatz von
Lebensweisheit enthalten. 5o ihr darnach strikt und getreulich
handelt, werdet ihr zu Ansehn und Reichtum gelangen. 5elaml
Ali, als der bessere der beiden Türkenneffen, redete sich
ein, er habe nie darauf gerechnet, seinen Gnkel zu beerben,
C. A. Hemng.
zerdrückte eine Träne in seinem Auge, nahm den Abreißkalender
unter den Arm und ging heiin. Mniar indessen, der ebenso
offenherzig, wie habsüchtig war, tobte und wetterte, wie ein
echter Türke, riß den Ualender in tausend Fetzen und ging
dann ebenfalls heini.
Als Ali sich innerhalb seiner vier tVände befand, zündcte
er sich sein Nargileh an und überlegte. 5ein Dnkel war ein
weiser und verständiger Mann gewesen, das wußte Ali, und es
war darum wohl das ratsamste, den letzten Willen des Ver-
storbenen zu respektieren. ksatte er ihm nicht als Belohnung
dafür Ansehn und Reichtum prophezeit? Und der Vnkel mußto
das doch wissen. Also befestigte Ali den Kalender an einem
hervorragenden platz in seiner Wohnung, riß gewissenhaft jeden
Tag ein Blatt herunter und prägte die so gefundenen weis-
heitskörnchen sorgfältig seinem Gedächtnis ein. 5chon nach
wenigen Tagen spürte er den veredelnden Einfluß dieser ksand-
lungsweise auf sein Gemüt, das wie ein moralischer Barometer
konstant hoch ging, und laut xries er die Ulugheit des ver-
storbenen Vnkels. Als aber sechs Tage vergangen waren, be-
gann Alis Gesicht so lang zu werden, wie ein Utinaret. Denn
da kam xlötzlich statt eines sinnreichen 5prüchleins ein Zettel
zum Vorschein, auf welchem oine große weltsirma den andäch-
tigen Leser ersuchte, nachbezeichnete waren bei ihr einzukaufen.
Da war von ksemden, Rragen und Utanschetten dutzend- und