Zeitschrift für Humor und Aunft
7f
halbdutzendweise, mit und ohne Rabatt, Vorausbezahlung
oder Nachnahme, Zurücknahme nichtkonvenierenden Falles
und ähnlichen verlockenden Dingen die Rede. Ratalog
wurde gratis osferiert. Ali seufzte tief auf, als er die
lange Litanei heruntergelesen hatte. Er lebte von seiner
ksände Arbeit, und was er damit erübrigte, war'nicht viel
mehr, als der weise Gnkel hinterlassen hatte. Aber das
Testament verlangte ausdrücklich strikte Befolgung der
letztwilligen Verfügung, und da gab es kein Wenn und Aber.
Ali tat noch einen Seufzer, nahm vorschuß und ließ
sich die offerierten lferrlichkeiten kommen. Froh war er
nur, daß der Uatalog nichts kostete.
5o verging wieder eine Woche; aber wer beschreibt
Alis Entsetzen, als am Lnde derselben wiederum ein Zettel
erschien, auf welchem dem armenfAli empsohlen wurde,
Ziehharmonikas, Kohlenschaufeln, Strohhüte, Suppenteller,
Luftdruckgewehre, fdapierkörbe, lfängelampen, vogelkäfige,
Aontobücher, Drahtmatrazen, lhirschgeweihe, Feuereimer
und ähnliche unentbehrliche Dinge zu kaufen.
„Was soll ich denn mit all dem verwünschten Plun-
der?" jammerte er, doch bereute er gleich darauf seine
Pietätlosigkeit gegen den weisen Dnkel und ging hin, um
abermals vorschuß zu nehmen. Doch er erhielt keinen,
sondern Grobheiten und mußte sich deshalb an einen
guten Freund wenden. Wenn Ali aber gedacht hatte,
seine Leiden würden ein Lnde nehmen, so hatte er sich
getäuscht. Woche sür lVoche erschien auf dem Aalender
ein Gffertzettel, und nach und nach gelangte Ali in den
glücklichcn Besitz von kompletten Aüchen- und Stallein-
richtungen, lserren- und Damenkleidern für jedes Lebens-
alter und jede Figur, xatentierten ksosenträgern zum lvieder-
verkauf, sämtlichen Axparaten zur rationellen Schnaxs-
brennerei, Stoff für einen Luftballon und zehn Tonnen
Salzheringe. Im ersten Vierteljahr stiegen Alis lhaare
zu Berge, im zweiten legten sie sich wieder um, im dritten
murden sie grau und im vierten gingen sie ihm aus. von
Freunden mußte er zu Geldverleihern wandern, und schließ-
lich saß er so tief in Schulden, daß er den Gerichtsvoll-
zieher als förmlichen Lrlöser herbeiwünschte. Doch die
Erlösung sollte ihm endlich in andrer Gestalt kommen. Als
er nämlich bei dem letzten Blatte angelangt war, sand er
auf demselben eine handschriftliche Notiz seines Dnkels,
fich zu dem Notar Damian zu begeben. Ali, gewohnt sich
jedem wunsche des verstorbenen zu fügen, machte sich
ohne SLumen auf den lveg. Bei dem Notar erfuhr er
Zu seinem grenzenlosen Lrstaunen, daß dieser ein zweites
Testament des guten Dnkels in der lsand habe, das jedem
der beiden Neffen ein namhaftes vermögen zuwies. Das
heißt, aber nur dann, wcnn sie sich durch den Besitz des
Aalenderblattes mit der Notiz als gewissenhafte vollstrecker
des ersten Testamentes ausweisen konnten. Da der böse
Vmar aber den Aalender zerrissen hatte, so fehlte ihm
natürlich auch das wertvolle Blatt und die ganze ksinter-
lassenschaft fiel daher an Ali. Vb auch Vmar wüten und
fich die lsaare ausraufen mochte, es half ihm alles nichts,
er erhielt keinen jdara. Ali dagegen war überglücklich,
Zahlte seine Schulden und nahm sich ein hübsches lveib.
Nun hätte er in Freuden und lferrlichkeit leben können
lns an sein seliges Ende, aber der Neid und die Außgunst
wachten an seiner Türe, und eines schönen Tages war
seine junge Frau mit dem bösen Vmar durchgebrannt. Als
edler Lharakter, der Ali war, verzieh er der Treulosen, als
er aber seinen Geldschrank öffnete und sah, daß sie sein
ganzes vermögen mitgenommen hatte, lieh er sich von
seinem Nachbar ein ksanfseil und stieg auf den Sxeicher, um sich dort
zu erhängen. lvie er aber oben anlangte, fiel sein Auge'aus die
Schätze, die er sich alle lvochen von dem Aalender abgerissen hatte,
und eine Idee durchzuckte xlötzlich sein ksirn. Lr trug den geliehe-
nen Strick mit Dank wieder zurück, mietete sich cinen Bazar und
setzte sich mit samt seinen kserrlichkeiten da hinein. Und das Glück
lächelte dem betrogenen Ali von neuem. Lr konnte nicht genug der
abendländischen Ivaren nachbestellen; die Leute rissen sich förmlich
darum, und nach einigen Iahren ward Ali der reichste Aaufherr von
ganz Ronstantinoxel. In seinem kserzen aber setzte er dem guten
Vnkel ein unvergängliches Denkmal. Denn was wäre wohl aus
ihm geworden, wenn er nicht so getreulich den kvillen des tveisen
befolgt hätte? Den bösen Dmar aber ereilte das strafende Geschick
in kürzester Frist. Lr heiratete das kveib Alis, aber ihm ist sie
nicht wieder durchgegangen.
---
Die Rangüstc.
s sitzen drei beim kveine,
Das wort führt nur der eine;
Der andre hin und wieder
Ivagt auch mal einen Satz;
Der dritte aber schweigt sich aus
Und rührt sich nicht vom Platz.
kvarum so still der dritte?
Li, das verlangVdie Sitte.
Der erste ist „Geheimer,"
Der zweite ist bloß Rat,
Der dritte gar noch Substitut,
Der stets zu schweigen hat.
_ Julius Beutzingcr.
Nataler Umstand.
Isr eUNd (scinen Spezi am Stammtisch tröstend, weii es so sxät geworden ist): „Sag
einfach Deinem lveiberl, mein Geburtstag wär' gewesen, den
hätten wär zusammen gefeiert."
Pantoffelheld: „Ach,ich komm'ja gar nicht zum Sprechenl"
Die gehemmte Verfolgung.
7f
halbdutzendweise, mit und ohne Rabatt, Vorausbezahlung
oder Nachnahme, Zurücknahme nichtkonvenierenden Falles
und ähnlichen verlockenden Dingen die Rede. Ratalog
wurde gratis osferiert. Ali seufzte tief auf, als er die
lange Litanei heruntergelesen hatte. Er lebte von seiner
ksände Arbeit, und was er damit erübrigte, war'nicht viel
mehr, als der weise Gnkel hinterlassen hatte. Aber das
Testament verlangte ausdrücklich strikte Befolgung der
letztwilligen Verfügung, und da gab es kein Wenn und Aber.
Ali tat noch einen Seufzer, nahm vorschuß und ließ
sich die offerierten lferrlichkeiten kommen. Froh war er
nur, daß der Uatalog nichts kostete.
5o verging wieder eine Woche; aber wer beschreibt
Alis Entsetzen, als am Lnde derselben wiederum ein Zettel
erschien, auf welchem dem armenfAli empsohlen wurde,
Ziehharmonikas, Kohlenschaufeln, Strohhüte, Suppenteller,
Luftdruckgewehre, fdapierkörbe, lfängelampen, vogelkäfige,
Aontobücher, Drahtmatrazen, lhirschgeweihe, Feuereimer
und ähnliche unentbehrliche Dinge zu kaufen.
„Was soll ich denn mit all dem verwünschten Plun-
der?" jammerte er, doch bereute er gleich darauf seine
Pietätlosigkeit gegen den weisen Dnkel und ging hin, um
abermals vorschuß zu nehmen. Doch er erhielt keinen,
sondern Grobheiten und mußte sich deshalb an einen
guten Freund wenden. Wenn Ali aber gedacht hatte,
seine Leiden würden ein Lnde nehmen, so hatte er sich
getäuscht. Woche sür lVoche erschien auf dem Aalender
ein Gffertzettel, und nach und nach gelangte Ali in den
glücklichcn Besitz von kompletten Aüchen- und Stallein-
richtungen, lserren- und Damenkleidern für jedes Lebens-
alter und jede Figur, xatentierten ksosenträgern zum lvieder-
verkauf, sämtlichen Axparaten zur rationellen Schnaxs-
brennerei, Stoff für einen Luftballon und zehn Tonnen
Salzheringe. Im ersten Vierteljahr stiegen Alis lhaare
zu Berge, im zweiten legten sie sich wieder um, im dritten
murden sie grau und im vierten gingen sie ihm aus. von
Freunden mußte er zu Geldverleihern wandern, und schließ-
lich saß er so tief in Schulden, daß er den Gerichtsvoll-
zieher als förmlichen Lrlöser herbeiwünschte. Doch die
Erlösung sollte ihm endlich in andrer Gestalt kommen. Als
er nämlich bei dem letzten Blatte angelangt war, sand er
auf demselben eine handschriftliche Notiz seines Dnkels,
fich zu dem Notar Damian zu begeben. Ali, gewohnt sich
jedem wunsche des verstorbenen zu fügen, machte sich
ohne SLumen auf den lveg. Bei dem Notar erfuhr er
Zu seinem grenzenlosen Lrstaunen, daß dieser ein zweites
Testament des guten Dnkels in der lsand habe, das jedem
der beiden Neffen ein namhaftes vermögen zuwies. Das
heißt, aber nur dann, wcnn sie sich durch den Besitz des
Aalenderblattes mit der Notiz als gewissenhafte vollstrecker
des ersten Testamentes ausweisen konnten. Da der böse
Vmar aber den Aalender zerrissen hatte, so fehlte ihm
natürlich auch das wertvolle Blatt und die ganze ksinter-
lassenschaft fiel daher an Ali. Vb auch Vmar wüten und
fich die lsaare ausraufen mochte, es half ihm alles nichts,
er erhielt keinen jdara. Ali dagegen war überglücklich,
Zahlte seine Schulden und nahm sich ein hübsches lveib.
Nun hätte er in Freuden und lferrlichkeit leben können
lns an sein seliges Ende, aber der Neid und die Außgunst
wachten an seiner Türe, und eines schönen Tages war
seine junge Frau mit dem bösen Vmar durchgebrannt. Als
edler Lharakter, der Ali war, verzieh er der Treulosen, als
er aber seinen Geldschrank öffnete und sah, daß sie sein
ganzes vermögen mitgenommen hatte, lieh er sich von
seinem Nachbar ein ksanfseil und stieg auf den Sxeicher, um sich dort
zu erhängen. lvie er aber oben anlangte, fiel sein Auge'aus die
Schätze, die er sich alle lvochen von dem Aalender abgerissen hatte,
und eine Idee durchzuckte xlötzlich sein ksirn. Lr trug den geliehe-
nen Strick mit Dank wieder zurück, mietete sich cinen Bazar und
setzte sich mit samt seinen kserrlichkeiten da hinein. Und das Glück
lächelte dem betrogenen Ali von neuem. Lr konnte nicht genug der
abendländischen Ivaren nachbestellen; die Leute rissen sich förmlich
darum, und nach einigen Iahren ward Ali der reichste Aaufherr von
ganz Ronstantinoxel. In seinem kserzen aber setzte er dem guten
Vnkel ein unvergängliches Denkmal. Denn was wäre wohl aus
ihm geworden, wenn er nicht so getreulich den kvillen des tveisen
befolgt hätte? Den bösen Dmar aber ereilte das strafende Geschick
in kürzester Frist. Lr heiratete das kveib Alis, aber ihm ist sie
nicht wieder durchgegangen.
---
Die Rangüstc.
s sitzen drei beim kveine,
Das wort führt nur der eine;
Der andre hin und wieder
Ivagt auch mal einen Satz;
Der dritte aber schweigt sich aus
Und rührt sich nicht vom Platz.
kvarum so still der dritte?
Li, das verlangVdie Sitte.
Der erste ist „Geheimer,"
Der zweite ist bloß Rat,
Der dritte gar noch Substitut,
Der stets zu schweigen hat.
_ Julius Beutzingcr.
Nataler Umstand.
Isr eUNd (scinen Spezi am Stammtisch tröstend, weii es so sxät geworden ist): „Sag
einfach Deinem lveiberl, mein Geburtstag wär' gewesen, den
hätten wär zusammen gefeiert."
Pantoffelheld: „Ach,ich komm'ja gar nicht zum Sprechenl"
Die gehemmte Verfolgung.