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Meggendorfer-Blätter, Blünchen
In Begleitung des B. besichtigte der vergleichsspezialist
das Terrain und die defekte, zur Zeit wasserlose Rinne. ,Mein
lieber B l Solang kein Wasser in der Rinne läuft, ist nicht viel
zu wollen, und Ihr werdet den Prozeß unfehlbar verlieren. Ich
muß sehen, wie die Rinne tVasser läßt, dann kann ich Luch
auch sagen, wie der jdrozeß enden wird l"
„Ia, tferr Aommissär, der A. hat das Wasser abgeleitet
und ich sitz' jetzt in einem Mordsg'frettl"
„Das merk' ich! Wißt Ihr was, für ein halbes Stündchen
leiten wir die Tuelle in die alte Rinne, damit ich sehen kann,
wie es ist. lNit dem A. rede ich nachher schon. Ihr aber bleibt
beim Anwesen und guckt scharf in die Rinne und beobachtet,
was alles dahergeschwommen kommt. Berstanden?"
„Sehr wohl, cherr Aommissärl"
Wimbauer ging nun schleunigst zuin A. nnd bat ihn, auf
cine halbe Stunde die ÜZuelle in das alte Rinnsal laufen zu
lassen. Bereitwilligst ging A. mit und leitete xersönlich die
gewünschte Arbeit.
lvie nun das IVasser in der Rinne lief, warf UAmbauer
einen Ruhfladerling nach dem andern hinein und lustig schwam-
men die Dinger fort und direkt in den Brunnentrog des B.
chierauf hieß der Aommissär den A., die Vuelle im neuen
Rinnsal abfließen zu lassen, und der Vergleichssxezialist begab
sich in das Anwesen des B., wo er nicht eben init Begeisterung
emxfangen wurde. B. schimxfte direkt über den dummen 5xaß,
ihm Auhmist in den Brunnentrog zu schicken.
Ietzt war der Sxezialist in seinem Llement und gelassen,
doch zielbewußt sagte lvimbauor zu B. i „Das war kein lvitz,
sondern der erste Sendbote des A. I Dein Nachbar kann Dir
mit seinem kvasser schicken, was er magl"
„Ah, nit möglichl Ist denn so was erlaubt?"
„Das gerade nichtl Aber wenn inan es nicht beweisen
kann, wird er auch nicht bestraft werden könnenl"
„lvas ich rinnen gesehen, wird wohl Beweis genug sein?"
„Für das Gericht nicht! Ls wäre denn, daß Du Tag und
Racht an der Rinne stehst und all' die schönen Dinger heraus-
fischest, aufbewahrst und dem Richter bringst. Der wird schauenl"
„Saxendi! Da könnt' mir ja der A. noch ganz andere
Sachen init'm Ivasser schicken?!"
„Das wird er auch tun, kannst Dich darauf verlassen! Nnd
der Richter wird eine Narrenfreude haben! Den Prozeß aber
wirst kaum gewinnen, wenn Du so schöne aufgefischte Sachen
auf den Gerichtstisch legstl"
„chöllteufell Da ist es ja gescheiter, ich laß' die Rinne
reparieren und vergleich' michl"
„Das glaub' ich auch! lvenigstens wirst Du nicht wegen
Deiner Fischerei ausgelachtl"
Der vergleich kam noch am selben Abend zu stande.
Ls jubelte der Richter, auch die Advokaten waren froh,
und in seiner stillen Art schmunzelte der vergleichssxezialist.
Verkanntes (ölück.
^K^anchesmal auf leisen Sohlen,
Still, geheimnisvoll, verstohlen
Aam das Glück Dir xlötzlich nah';
Doch Du hast's nicht wahrgenoinmen,
lveil Du wähnst, es müsse kommen
Alit Bumbum und init Trara.
W.
Zum Kampf.
s ch w i e g e r NIU tt er (kurz vor der tzochzeit zum Bräutigam ihrer Tochter):
„Nun, sind Sie gerüstet?"
Bräutigam: „Bis an die Zähnel"
Moderner Zeuszer.
rÄch will nicht länger trauern hier
Und voller Unlust leben:
Ich will zurllck zu ihr, zu ihrl
Uiich treibt schon lange die Begier,
Zu ihr des cherzens Beben.
Ich will mich eiligst machen auf,
Und wären's tausend Uleilenl
Will rasend niit Ulotor-Geschnauf
Uiit töff—töff—töff im schnellsten Lauf
Zu ihren Füßen eilen!
Ich will umfaffen ihre Anie
Und zu ihr flehn und sxrechen:
„Ulein Fräulein, bitte, geben Sie
Ulir nieinen Ring zurück sowie
Ulein ehelich versxrechenl"
Raoul Millilhof.
Löeme Krankheii.
Doktor: „Nun, wo fehlt's?"
Aellner: „Ich bin gegenwärtig so ungeheuer nervös, immer
wenn ich etwas zusainnienrechne, dann stimmt es."
lhänschen (welcher von seincr Tante zu scinem Gel'urtstag cincn Lle-
santen aus Schokolade erhalten und niit ihr die Menagerie besuchen dars):
„G, Tante, wenn der Llefant erst aus Schokolade wärel"
verantwortlicher Redakteur: Ulax Schreiber. Druck von I. F. Schreiber, beide in Eßlingen bei Stuttgart.
In Vesterreich-Ungarn für cherausgabe und Redaktion verantwortlich: Robert Ulohr in lvien I.
Verlag von I. F. Schreibrr in Mnnchrn und Etzlingen.
Meggendorfer-Blätter, Blünchen
In Begleitung des B. besichtigte der vergleichsspezialist
das Terrain und die defekte, zur Zeit wasserlose Rinne. ,Mein
lieber B l Solang kein Wasser in der Rinne läuft, ist nicht viel
zu wollen, und Ihr werdet den Prozeß unfehlbar verlieren. Ich
muß sehen, wie die Rinne tVasser läßt, dann kann ich Luch
auch sagen, wie der jdrozeß enden wird l"
„Ia, tferr Aommissär, der A. hat das Wasser abgeleitet
und ich sitz' jetzt in einem Mordsg'frettl"
„Das merk' ich! Wißt Ihr was, für ein halbes Stündchen
leiten wir die Tuelle in die alte Rinne, damit ich sehen kann,
wie es ist. lNit dem A. rede ich nachher schon. Ihr aber bleibt
beim Anwesen und guckt scharf in die Rinne und beobachtet,
was alles dahergeschwommen kommt. Berstanden?"
„Sehr wohl, cherr Aommissärl"
Wimbauer ging nun schleunigst zuin A. nnd bat ihn, auf
cine halbe Stunde die ÜZuelle in das alte Rinnsal laufen zu
lassen. Bereitwilligst ging A. mit und leitete xersönlich die
gewünschte Arbeit.
lvie nun das IVasser in der Rinne lief, warf UAmbauer
einen Ruhfladerling nach dem andern hinein und lustig schwam-
men die Dinger fort und direkt in den Brunnentrog des B.
chierauf hieß der Aommissär den A., die Vuelle im neuen
Rinnsal abfließen zu lassen, und der Vergleichssxezialist begab
sich in das Anwesen des B., wo er nicht eben init Begeisterung
emxfangen wurde. B. schimxfte direkt über den dummen 5xaß,
ihm Auhmist in den Brunnentrog zu schicken.
Ietzt war der Sxezialist in seinem Llement und gelassen,
doch zielbewußt sagte lvimbauor zu B. i „Das war kein lvitz,
sondern der erste Sendbote des A. I Dein Nachbar kann Dir
mit seinem kvasser schicken, was er magl"
„Ah, nit möglichl Ist denn so was erlaubt?"
„Das gerade nichtl Aber wenn inan es nicht beweisen
kann, wird er auch nicht bestraft werden könnenl"
„lvas ich rinnen gesehen, wird wohl Beweis genug sein?"
„Für das Gericht nicht! Ls wäre denn, daß Du Tag und
Racht an der Rinne stehst und all' die schönen Dinger heraus-
fischest, aufbewahrst und dem Richter bringst. Der wird schauenl"
„Saxendi! Da könnt' mir ja der A. noch ganz andere
Sachen init'm Ivasser schicken?!"
„Das wird er auch tun, kannst Dich darauf verlassen! Nnd
der Richter wird eine Narrenfreude haben! Den Prozeß aber
wirst kaum gewinnen, wenn Du so schöne aufgefischte Sachen
auf den Gerichtstisch legstl"
„chöllteufell Da ist es ja gescheiter, ich laß' die Rinne
reparieren und vergleich' michl"
„Das glaub' ich auch! lvenigstens wirst Du nicht wegen
Deiner Fischerei ausgelachtl"
Der vergleich kam noch am selben Abend zu stande.
Ls jubelte der Richter, auch die Advokaten waren froh,
und in seiner stillen Art schmunzelte der vergleichssxezialist.
Verkanntes (ölück.
^K^anchesmal auf leisen Sohlen,
Still, geheimnisvoll, verstohlen
Aam das Glück Dir xlötzlich nah';
Doch Du hast's nicht wahrgenoinmen,
lveil Du wähnst, es müsse kommen
Alit Bumbum und init Trara.
W.
Zum Kampf.
s ch w i e g e r NIU tt er (kurz vor der tzochzeit zum Bräutigam ihrer Tochter):
„Nun, sind Sie gerüstet?"
Bräutigam: „Bis an die Zähnel"
Moderner Zeuszer.
rÄch will nicht länger trauern hier
Und voller Unlust leben:
Ich will zurllck zu ihr, zu ihrl
Uiich treibt schon lange die Begier,
Zu ihr des cherzens Beben.
Ich will mich eiligst machen auf,
Und wären's tausend Uleilenl
Will rasend niit Ulotor-Geschnauf
Uiit töff—töff—töff im schnellsten Lauf
Zu ihren Füßen eilen!
Ich will umfaffen ihre Anie
Und zu ihr flehn und sxrechen:
„Ulein Fräulein, bitte, geben Sie
Ulir nieinen Ring zurück sowie
Ulein ehelich versxrechenl"
Raoul Millilhof.
Löeme Krankheii.
Doktor: „Nun, wo fehlt's?"
Aellner: „Ich bin gegenwärtig so ungeheuer nervös, immer
wenn ich etwas zusainnienrechne, dann stimmt es."
lhänschen (welcher von seincr Tante zu scinem Gel'urtstag cincn Lle-
santen aus Schokolade erhalten und niit ihr die Menagerie besuchen dars):
„G, Tante, wenn der Llefant erst aus Schokolade wärel"
verantwortlicher Redakteur: Ulax Schreiber. Druck von I. F. Schreiber, beide in Eßlingen bei Stuttgart.
In Vesterreich-Ungarn für cherausgabe und Redaktion verantwortlich: Robert Ulohr in lvien I.
Verlag von I. F. Schreibrr in Mnnchrn und Etzlingen.