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Meggendorfer-Blälter, München
/vvci I^iE^.
A-r sitzt bei der Ampei rosigem Schimmer
Im mild durchwärmten Arbeitszimmer,
Schlürft einer ksavanna Mohlgeruch
Und sinnt und grübelt bei seinem Buch;
Lr schreibt ein modernes Merk über ,Liebe';
Satiren schwirren wie Geißelhiebe:
„vie Liebe ist nichts; ein eitler lvahn,
Im Sturme des Lebens ein schwanker
Line kserzmuskelzuckung, ein
Nur wer sie verlacht, versteht das
So sxottet und höhnt er ohne
Da pocht's an der Tür' —
Liegt angeschmiegt an seinen
Sein jugendschönes, sein
Lr drückt die Lrrötende heiß an die Brust
Und küßt und herzt sie voll Liebeslust — —
VeMchnend.
— „Schon jehört? — Lcke
jibt anläßlich Beförde-
rung zu Ulajor jroßes
Diner."
— „Aeh, also quasi Rau-
xenfraß."
Mn Dorfchtag Mr Äüte.
I^ausfrau (zum neu eintretenden Dienst-
madchen): „Ihr Rufname ist
also Laura! Üas paßt schlecht,
denn ineine Tochter heißt auch
Laura; das sührt bloß zu UUß-
verständnissen, da müssen wir
Sie anders rufenl Wie könn-
ten wir Sie denn da rufen?"
Dienstmädchen Laura: „Rusen
Sie mich doch dann einsach
„Fräulein Laura", Madame!"
Aenommage.
Bekannter: „Ist denn
Ihr Geschäft wirklich so
umfangreich?"
lveinreisender: „Na, ich
sage Ihnen, wir haben
sür unsere Aundschaft sogar eine eigene . . .
Trinkerheilanstaltl"
——
Gegenfeitige Ueberrafchung.
chimpfend über die schlechten Zeiten und
sröstelnd gehen die Linspännerkutscher auf
ihrem Standplatze hin und her. T>a kommen
zwei dralle Vienstmädel im Maskenkostüm, leichte
Mäntelchen um die Schultern geworfen.
Lilfertig öffnet der erste Autscher den Schlag
seines lvagens.
„Aber, Schatzerln, werd's do net z' Fuß auf
'n Ball geh'n? Steigt's nur ein!"
„lvohin denn?"
„Zum schwarzen Adlerl"
Vie lNädel sehen sich kichernd an und nchmen
dann im lvagen Platz.
Der lvagen setzt sich in Bewegung.
Nach halbstündiger Fahrt meint eines der
lNädel bang:
„Du, Grete, am Lnd' müssen wir was
zahlen? lvir haben doch kein Geld!"
„Ach wo — er wird doch nicht!" ent-
gegnet diese, öffnet ein wenig die
lvagentüre und ruft:
„Sie, Autscher, wir haben aber
kein Geldl"
Dem Autscher verschlägt es
die Stimme vor lleberraschung.
Dann aber fährt er stuchend
durch Nebengassen auf seinen
Standplatz zurück, wo er den
Mädeln galant den lvagen-
schlag öffnet.
Diese steigen aus und sind
höchlich überrascht, sich da zu
finden, — wo sie eingestiegen sind.
I. Brunswick.
Daneben im kalten Aämmerlein
Bei einer Aerze flackerndem Schein —
Da sitzt ein andrer; grau das ksaar —
Er bringt sein Liedchen der Minne dar;
Das grünende kfoffen, das bange Sehnen,
ven Iubel des lferzens — die Freudentränen,
Das selige Stammeln, die glühenden Aüsse —
Das traute Gekose — das neckische, süße —
Der lachenden Ninne göttliches Glück
Preist er als der Schöpfung Meisterstück.
Und was eines Liebenden kserz bewegt,
In den tiessten Falten der Seele sich regt —
Lr schildert's mit seltener Meisterschaft,
Mit farbenprächtiger Dichterkraft;
Das klingt und schmettert, das weint und lacht
Und ergreift die Sinne mit Riesenmacht —
Das zittert nach in verhaltenem Sehnen
Und jubelt zum ksimmel in innigen Tönen . .
Doch er, der die Sprache des lherzens versteht,
Der liebestrunken durchs Leben geht,
Von Minneglück träumet und phantasiert —
lsat nie eines lveibes Mund berührt! . . .
Ernft Staus
Meggendorfer-Blälter, München
/vvci I^iE^.
A-r sitzt bei der Ampei rosigem Schimmer
Im mild durchwärmten Arbeitszimmer,
Schlürft einer ksavanna Mohlgeruch
Und sinnt und grübelt bei seinem Buch;
Lr schreibt ein modernes Merk über ,Liebe';
Satiren schwirren wie Geißelhiebe:
„vie Liebe ist nichts; ein eitler lvahn,
Im Sturme des Lebens ein schwanker
Line kserzmuskelzuckung, ein
Nur wer sie verlacht, versteht das
So sxottet und höhnt er ohne
Da pocht's an der Tür' —
Liegt angeschmiegt an seinen
Sein jugendschönes, sein
Lr drückt die Lrrötende heiß an die Brust
Und küßt und herzt sie voll Liebeslust — —
VeMchnend.
— „Schon jehört? — Lcke
jibt anläßlich Beförde-
rung zu Ulajor jroßes
Diner."
— „Aeh, also quasi Rau-
xenfraß."
Mn Dorfchtag Mr Äüte.
I^ausfrau (zum neu eintretenden Dienst-
madchen): „Ihr Rufname ist
also Laura! Üas paßt schlecht,
denn ineine Tochter heißt auch
Laura; das sührt bloß zu UUß-
verständnissen, da müssen wir
Sie anders rufenl Wie könn-
ten wir Sie denn da rufen?"
Dienstmädchen Laura: „Rusen
Sie mich doch dann einsach
„Fräulein Laura", Madame!"
Aenommage.
Bekannter: „Ist denn
Ihr Geschäft wirklich so
umfangreich?"
lveinreisender: „Na, ich
sage Ihnen, wir haben
sür unsere Aundschaft sogar eine eigene . . .
Trinkerheilanstaltl"
——
Gegenfeitige Ueberrafchung.
chimpfend über die schlechten Zeiten und
sröstelnd gehen die Linspännerkutscher auf
ihrem Standplatze hin und her. T>a kommen
zwei dralle Vienstmädel im Maskenkostüm, leichte
Mäntelchen um die Schultern geworfen.
Lilfertig öffnet der erste Autscher den Schlag
seines lvagens.
„Aber, Schatzerln, werd's do net z' Fuß auf
'n Ball geh'n? Steigt's nur ein!"
„lvohin denn?"
„Zum schwarzen Adlerl"
Vie lNädel sehen sich kichernd an und nchmen
dann im lvagen Platz.
Der lvagen setzt sich in Bewegung.
Nach halbstündiger Fahrt meint eines der
lNädel bang:
„Du, Grete, am Lnd' müssen wir was
zahlen? lvir haben doch kein Geld!"
„Ach wo — er wird doch nicht!" ent-
gegnet diese, öffnet ein wenig die
lvagentüre und ruft:
„Sie, Autscher, wir haben aber
kein Geldl"
Dem Autscher verschlägt es
die Stimme vor lleberraschung.
Dann aber fährt er stuchend
durch Nebengassen auf seinen
Standplatz zurück, wo er den
Mädeln galant den lvagen-
schlag öffnet.
Diese steigen aus und sind
höchlich überrascht, sich da zu
finden, — wo sie eingestiegen sind.
I. Brunswick.
Daneben im kalten Aämmerlein
Bei einer Aerze flackerndem Schein —
Da sitzt ein andrer; grau das ksaar —
Er bringt sein Liedchen der Minne dar;
Das grünende kfoffen, das bange Sehnen,
ven Iubel des lferzens — die Freudentränen,
Das selige Stammeln, die glühenden Aüsse —
Das traute Gekose — das neckische, süße —
Der lachenden Ninne göttliches Glück
Preist er als der Schöpfung Meisterstück.
Und was eines Liebenden kserz bewegt,
In den tiessten Falten der Seele sich regt —
Lr schildert's mit seltener Meisterschaft,
Mit farbenprächtiger Dichterkraft;
Das klingt und schmettert, das weint und lacht
Und ergreift die Sinne mit Riesenmacht —
Das zittert nach in verhaltenem Sehnen
Und jubelt zum ksimmel in innigen Tönen . .
Doch er, der die Sprache des lherzens versteht,
Der liebestrunken durchs Leben geht,
Von Minneglück träumet und phantasiert —
lsat nie eines lveibes Mund berührt! . . .
Ernft Staus