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t e g g e n d o r fe r - B I ä t t e r, !ll l ü n ch e n
Zein Teit.
— „Marum habeu 5ie dcm Direktor eine Ghrfeige gegebeu?"
Angeklagter Schanspieleri „Nir hat nach der Vorstellung ein
Zuschauer eine gegeben, und wir sxielen ja auf Teilungl"
Znrechtweisung.
Isausfrau Izur Aöchl,,!: „Sie sind Anhängerin der Dienst-
botenbewegung?! Daun möchte ich, daß Sie sich'vor allen Dingen
hier in der Aüche etwas flotter bewegen!"
Stille Freude erfüllte ihu.. Das Anopfloch hatte ihui
wieder einen nicht unbedeutenden Dienst erwiesen, indein
es ihn vor einer unwirtschaftlichen Frau warute.
Ietzt besuchte bserr Lionell deu reichen Bäckeriueister
Forsthuber, der die halbe Stadt mit seincui ausgezeichneten
Gebäck versorgte. Außer seinen wohlschiiieckeuden Auust-
wcrken aus feineui Meißuiehl besaß aber lserr Forsthuber
auch noch zwei liebliche Töchter, deren eine schon lange
das lserz dcs Lserrn Uiagistratssekretär Lionell bezaubert
hatte. Wenn es auch bei deui Bäckeruieister nicht so
litterarisch vornehui zuging, so war uian gegenseitig desto
herzlicher. lserr Lionell war von deui Luipfang sehr an-
genehui gestimmt. Die eiue der beiden Töchter — die
Aiizzi — ließ ihn nicht aus den Augen. Der Bäckermeister
schlug gerade einen Ausflug zu ciner bewährten wein-
quelle vor, als Fräulein ütizzi lachend bemerkte: „Ach,
kserr Lionell, uiir scheint gar, Ihr Anopfloch ist zerrissenl"
„Sie haben leider recht, Fräulein Atizzi," erwiderte
lserr Lionell scheiubar bestürzt. „Ich bemerke es soeben.
Atir tut nur leid, daß ich nun Ihrer liebenswürdigen
Linladung, an dcm Tlusfluge teilzunehmen, nicht Folge
leisten kann . . ."
„Ia warum denn nicht?"
„Aber — mit einem zerrissenen Knopfloch . . ."
„Ach, das macht nichts. Uebrigens dem kann man
sehr leicht abhelfen. Ich werde Ihnen das Anopfloch
rasch stoppen. Das ist in ein paar Augenblicken geschehen,
und dann können Sie ganz unbesorgt mitgehen."
„Sie wollen — nein, nein, das kann ich nicht zugeben."
„Sie müssen, lieber bserr Lionell, Sie sind jetzt in
unserer Gcwaltl"
Nachdem auch der bserr Papa diesen Lntschluß seincr
Tochter vollkommen billigte, begab sich Lionell ins Neben-
zimmer, entledigte sich seines Rockes rasch und reichte ihn
den zarten Lsänden heraus, die das armselige, kleine Knopf-
loch schnell vernähten, insoweit es zerrisscn und zerfranzt
war. wie flink sind doch nicht diese kleinen Frauenhändo,
wie rasch ebnen sie alle Unordentlichkeiten.
In wenigen Ulinutcn war der kleine Schaden aus-
gebessert, mit einigen Bürstenstrichcn dcc Staub aus dem
Rocke entfernt und demselben ein ganz passables Aeußcre
verliehen.
kserr Lionell war einfach entzückt!
Oer alte Rock, den er schon längst aufgegeben hatte,
erschien plötzlich verändert. Ulan konnte ihn noch ganz
gut tragen. Lr war gar nicht so schäbig, wie er geglaubt
hatte. Es hatten lediglich einige Griffe genügt, um ihm
ein erträgliches Aeußere zu gebon. UDas doch die Fraucn
alles vermögen!
In lherrn Lionells lferzen ftand aber auch der felsen-
feste Lntschluß fest: keine andere als diese UUzzi soll seine
Frau werden.
Noch an demselben Abende benützte er einen Augon-
blick, in welchem er mit Fräulein Nlizzi allein war —
Papa Forsthuber hatte sich an der weinquelle schon sehr
gelabt — um sich ihr zu erklären.
So kam es, daß lherr Lionell eine brave, sehr wirt-
schaftliche Frau bekam. Und wem hatte er dieses seltene
Glück in erster Linie zu verdanken? Linzig nur dem zer-
rissenen Anopfloch ....
Dilemma.
Instruktionsoffizier: „Na, Schädelhuber, was würdest Du denn
tun, wenn Du in einem Auslagefenster das lebeusgroße Bild des
Landesherrn stehen' sähest?"
— „Ia — Front machen — geht net, sonst kemma ma' nimmer
vonananda — wcr' i halt mit lhandaufnahm' stramm vorbei-
inarschieren."
verantwortlicher Redakteur: Max Schreiber. Druck von I. F. Schreiber, beide in Lßlingen bei Stuttgart.
In Desterreich-Ungarn für bserausgabe und Redaktion verantwortlich: Robert Mohr in wien I.
Vrrlag von I. F. Schreibrr in Münchrn und Etzlingrn.
t e g g e n d o r fe r - B I ä t t e r, !ll l ü n ch e n
Zein Teit.
— „Marum habeu 5ie dcm Direktor eine Ghrfeige gegebeu?"
Angeklagter Schanspieleri „Nir hat nach der Vorstellung ein
Zuschauer eine gegeben, und wir sxielen ja auf Teilungl"
Znrechtweisung.
Isausfrau Izur Aöchl,,!: „Sie sind Anhängerin der Dienst-
botenbewegung?! Daun möchte ich, daß Sie sich'vor allen Dingen
hier in der Aüche etwas flotter bewegen!"
Stille Freude erfüllte ihu.. Das Anopfloch hatte ihui
wieder einen nicht unbedeutenden Dienst erwiesen, indein
es ihn vor einer unwirtschaftlichen Frau warute.
Ietzt besuchte bserr Lionell deu reichen Bäckeriueister
Forsthuber, der die halbe Stadt mit seincui ausgezeichneten
Gebäck versorgte. Außer seinen wohlschiiieckeuden Auust-
wcrken aus feineui Meißuiehl besaß aber lserr Forsthuber
auch noch zwei liebliche Töchter, deren eine schon lange
das lserz dcs Lserrn Uiagistratssekretär Lionell bezaubert
hatte. Wenn es auch bei deui Bäckeruieister nicht so
litterarisch vornehui zuging, so war uian gegenseitig desto
herzlicher. lserr Lionell war von deui Luipfang sehr an-
genehui gestimmt. Die eiue der beiden Töchter — die
Aiizzi — ließ ihn nicht aus den Augen. Der Bäckermeister
schlug gerade einen Ausflug zu ciner bewährten wein-
quelle vor, als Fräulein ütizzi lachend bemerkte: „Ach,
kserr Lionell, uiir scheint gar, Ihr Anopfloch ist zerrissenl"
„Sie haben leider recht, Fräulein Atizzi," erwiderte
lserr Lionell scheiubar bestürzt. „Ich bemerke es soeben.
Atir tut nur leid, daß ich nun Ihrer liebenswürdigen
Linladung, an dcm Tlusfluge teilzunehmen, nicht Folge
leisten kann . . ."
„Ia warum denn nicht?"
„Aber — mit einem zerrissenen Knopfloch . . ."
„Ach, das macht nichts. Uebrigens dem kann man
sehr leicht abhelfen. Ich werde Ihnen das Anopfloch
rasch stoppen. Das ist in ein paar Augenblicken geschehen,
und dann können Sie ganz unbesorgt mitgehen."
„Sie wollen — nein, nein, das kann ich nicht zugeben."
„Sie müssen, lieber bserr Lionell, Sie sind jetzt in
unserer Gcwaltl"
Nachdem auch der bserr Papa diesen Lntschluß seincr
Tochter vollkommen billigte, begab sich Lionell ins Neben-
zimmer, entledigte sich seines Rockes rasch und reichte ihn
den zarten Lsänden heraus, die das armselige, kleine Knopf-
loch schnell vernähten, insoweit es zerrisscn und zerfranzt
war. wie flink sind doch nicht diese kleinen Frauenhändo,
wie rasch ebnen sie alle Unordentlichkeiten.
In wenigen Ulinutcn war der kleine Schaden aus-
gebessert, mit einigen Bürstenstrichcn dcc Staub aus dem
Rocke entfernt und demselben ein ganz passables Aeußcre
verliehen.
kserr Lionell war einfach entzückt!
Oer alte Rock, den er schon längst aufgegeben hatte,
erschien plötzlich verändert. Ulan konnte ihn noch ganz
gut tragen. Lr war gar nicht so schäbig, wie er geglaubt
hatte. Es hatten lediglich einige Griffe genügt, um ihm
ein erträgliches Aeußere zu gebon. UDas doch die Fraucn
alles vermögen!
In lherrn Lionells lferzen ftand aber auch der felsen-
feste Lntschluß fest: keine andere als diese UUzzi soll seine
Frau werden.
Noch an demselben Abende benützte er einen Augon-
blick, in welchem er mit Fräulein Nlizzi allein war —
Papa Forsthuber hatte sich an der weinquelle schon sehr
gelabt — um sich ihr zu erklären.
So kam es, daß lherr Lionell eine brave, sehr wirt-
schaftliche Frau bekam. Und wem hatte er dieses seltene
Glück in erster Linie zu verdanken? Linzig nur dem zer-
rissenen Anopfloch ....
Dilemma.
Instruktionsoffizier: „Na, Schädelhuber, was würdest Du denn
tun, wenn Du in einem Auslagefenster das lebeusgroße Bild des
Landesherrn stehen' sähest?"
— „Ia — Front machen — geht net, sonst kemma ma' nimmer
vonananda — wcr' i halt mit lhandaufnahm' stramm vorbei-
inarschieren."
verantwortlicher Redakteur: Max Schreiber. Druck von I. F. Schreiber, beide in Lßlingen bei Stuttgart.
In Desterreich-Ungarn für bserausgabe und Redaktion verantwortlich: Robert Mohr in wien I.
Vrrlag von I. F. Schreibrr in Münchrn und Etzlingrn.