Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Meggendorfers humoristische Blätter: Zeitschr. für Humor u. Kunst — 51.1902 (Nr. 514-526)

DOI Page / Citation link:
https://doi.org/10.11588/diglit.16553#0117
Overview
Facsimile
0.5
1 cm
facsimile
Scroll
OCR fulltext
Das häßliche Rind.

„Ach Mütterchen, ich habe so lieb vom Lsimmel geträumt l"

Die Mutter war tot, das Aind hatte niemand,
der ihm gut war.

Da sprach es: „Ich will den Lsimmel suchen!"
und schritt fürbaß den ganzen Tag.

Es begegnete ihm der lVolf, dem die Zunge rot
aus dem Rachen hing.

„Nein, Du bist mir zu häßlich!" knurrte er grim-
mig und ließ es laufen.

Als der Abend kam, kroch es unter die Dornen und
schlief ein.

Wie es munter ward, ftand die Sonne golden über
der lvelt, die Lerchen sangen und klare Edelsteine
hingen an Gras und Araut.

„Nun bin ich gewiß auf dem richtigen lVege!"
sagte das Aind, lief trällernd über die Iviesen und
pflückte Blumen, soviel es nur fassen konnte. Da kam
es an einen stillen lveiher.

Rosafarbene lvinden nickten im Rohre, und Libellen
gaukelten über der Tiefe. Und die Lrlen am Ufer und die fchwir-
renden Schwalben und die weißen lvölkchen am bsimmel, alles
spiegelte fich leuchtend in der Flut. Und also lag nun der liebe
kfimmel zu seinen Lüßen.

Da ward es fröhlich und sprang ins lvasser.

Als der Abendstern aufging, sah er im Schilfe das blasse
Aindergesicht. Es lag noch auf ihm wie ein Lächeln, und ein
blauer Schmctterling schwebte über ihm.

Äin arg hereiugefallener Ähemann.

— „Jch habe nicht gewußt, Rosa, daß Du nicht kochen kannstl...

Ich werde Dir nun ein Aochbuch schenken, damit Du es
daraus lernst!"

— „Ia, wenn ich nur lesen könnte!"

Kpruch.

illst Du die kserzen andrer kurieren,

Mußt Du mit Fleiß ihr Leid studieren,

Nicht nur mit beguemen Gebärden
Trösten: „Es wird schon besfer werden."
lvas Du als Nadelstich einpfunden,

Andern vielleicht sind es tötliche lvunden.

Eduard Schmidt.

Das Lehnsuchts-Ideal der Köchin.

lNadame^ „INina, wenn Ihr lherr Grenadier sich an
der Rehkeule etwas überessen haben sollte, so gestatte ich mir,
ihm einen Likör zur verdauung und meinen Diwan zur Ruhe
anzubieten, inzwischcn könnte mein INann ja seinen Uniform-
rock ausklopfen und die Anöpfe putzen."

Druckfehler.

Ein mit der Gärtnerei vollkommen vertrauter junger lUann
findet auf dem Hute der Gräfin Fl. dauernde Beschäftigung.

Dcr alte Seifensieder sagte oft zu seiner Tochter . „Ulerke
Dir mein Aind, der wahre Adel ist der Seefenadel."

Schrill ertönte das Abfahrtssignal, die Lokomotive be-
gann zu husten.

. . . In dieser prächtigen villa hatte schon der Aom-
merzienrat seit vielen Iahren gekohnt.

. . Den lveg durch die Ehe mit ihrem Dtto malte sich
kfedwig in ihrer jdhantafie wie mit Roben bestreut aus.

Der Lsimmel war dem Feste leider nicht günstig; denn bald
nach Lröffnung der Festlichkeiten wurdc die versammlung von
einem surchtbaren, anhaltenden Redenschauer heimgesucht, der
die Freude der Teilnehmer sehr wesentlich beeinträchtigte.
 
Annotationen