Zeitschrifl für chuinor und Aunft
U7
Nach kurzer Ieit steckte er das Instruuient ivieder in die Lasche und
horchte angestreugt hinaus.
T>a, den Aoxf erhoben und äugend nach allen Seiten, nach vorwärts
gestreckt, trat ein tvild aus dein Buschwerk in das hohe Gras.
Es war der Bock, Dberniaier erkannte ihn deutlich durch sein Glas.
Noch war die Lntfernung zu groß, als daß er einen sicheren 5chuß
hätte wagen dürfen, und verscheuchen wollte er das Tier heute absolut nicht.
Aber, o weh, was war das? INit zwei Sprüngen war der Bock aus
dein Grase heraus und im Buschwerk verschwunden, in der Richtung nach der
Iagdgrenze zu. Dbermaier stuchte, aber was half s?!
vorsichtig wie ein Indianerhäuptling auf dein Ariegspfade, xürschte
Vberinaier nach; er erblickte auch bald den Bock wieder, aber, wie schon einige-
male, auf einer zur anderen Iagd gehörigen Lichtung.
Dberniaier horchte gespannt, sah links und rechts, er gewahrte keine
Menschenseele iin ganzen Uinkreis.
Da war sein Lntschluß fertig.
Gerade jetzt stand der Bock init seiner ganzen Breitseite vor ihin.
Langsam hob cr die Llinte in die ksöhe, senkte sie wieder, hielt ruhig
auf das Blatt — ei» Schuß, der Bock überschlug sich und — der Wildfrevel
war fertig. Ls war sein erster Bock, den er geschossen hatte, jeden anderen
Gedanken unterdrückend, inachte er sich rasch daran, den Bock auf scin Iagd-
gebiet zu schleifen. — — Noch einige Uteter, dann mar er in Sicherheit da-
init. Sein erster Bockl tvie würden seine Raineraden ihn beneiden, sie, die
ihn schon lange Ieit wegen des Ausreißers gehänselt hatten.
jdlötzlich raschelte es iin Dickicht.
Vbermaier stand der Angstschweiß auf der Stirne.
bseraus trat langsainen Schrittes der IValdaufseher. „Aapitalen Bock
geschossen, kserr Dberinaier, kapitalen Bock, aber auf anderem Gebiet," sprach
derselbe ruhig, zog sein Notizbuch aus der Tasche und begann den Tatbestand
zu notieren.
„Aber lieber 5exp, da machen wir doch kein Aufhebens davon, geh zu,
behalt' ihn meinetwegen, und da, es weiß ja kein Mensch etwas, das gehört
Dir nochl" Dabei drückte Dberniaier dein Sepp ein Zwanzigmarkstück in die
ksand und dann drückte er sich.
Vberinaier dachte die Geschichte richtig gedeichselt zu haben, denn der
Sepp hatte ja das Geldstück in aller Seelenruhe eingesteckt.
Aeußerst überrascht war er daher, als er nach kurzer Zeit eine vor-
ladung auf das Amtsgericht erhielt, erstens, weil er den Bock auf nachbarlichem
Gebiet geschossen hatte, und zweitens wegen Bestechung eines Beamten.
In arg gedrückter Stimmung begab sich Vbermaier zur Verhandlung.
Der Tatbestand war sehr einfach, zu leugnen oder zu beschönigen gab's
da gar nichts, denn er war ja in llugranti ertappt worden.
Reumütig und zerknirscht wie ein bußfertiger Sünder stand Dbermaier
vor dem Aadi.
„Nun sagen Sie einmal," bcgann derselbe, „wie konnten Sie sich hin-
reißen lassen, in dieser lveise sich gegen die Iagdgesetze zu vergchen, und
dann noch obendrein einen biederen und allgemein geachteten Beamten be-
stechen zu wollen, was haben Sie zu Ihrer Verteidigung vorzubringen?"
„Bitt' vielmals um Lntschuldigung, Lserr Amtsrichter," entgegnete Dber-
maier in aller Demut, „aber Sie werden's vielleicht begreiflich sinden, die Auf-
regung war zu groß, es war eben der erste Bock, den ich geschossen hab'."
„Und dieses hier," entgegnete der Amtsrichter ruhig, indem er fein
lächelnd das corpus clelicti, das Iwanzigmarkstück, das auf dem Tische vor
ihm lag mit zwei Fingern in die bsöhe hielt und es dem Frevler zcigte, „dieses
hier, mein lieber Vbermaier, das war der zweite Bock!"
Zeilbild.
— „In der Kochschule gefällt es vir also gut, liebe Rosa?"
— „Jawohl — es lernen ja viermal soviel bserren dort, als Vamenl"
Gluck im Unglück.
— „Dein Bräutigam, der Leutnant, hat ja seinen
Abschied genommen."
— „Nun jal Ietzt kann er mir bei schlechtem
Ivetter wenigstens den Regenschirm tragen."
Kchnen.
<lK)as hohe Lied der Sehnsucht singt
Busch die Nachtigall,
Und tief in meiner Seele klingt
Oer lveise lviderhall.
Ich neide Dich, Frau Nachtigall,
Du hast Dein Publikum,
Und Laute hat Oein Sehnen all —
Doch meines, das ist stumm.
C. A. Heimig.
Vcrufseingriff.
Th ef (den hnusknecht rufend): „Iohann, werfen Sie
den zudringlichen Utenschcn hinaus."
Lsausknecht (herbeieileud): „lvo ist er denn?"
Lhef: „Lben ist er selbst fort."
bsausknecht: „So ein nnverschämter
Mensch I"
—-
Modern.
— »Zftre Tochter ist wohl schon recht gelehrt?"
— „Und ob, was die schon für eine Glatze hat!"
U7
Nach kurzer Ieit steckte er das Instruuient ivieder in die Lasche und
horchte angestreugt hinaus.
T>a, den Aoxf erhoben und äugend nach allen Seiten, nach vorwärts
gestreckt, trat ein tvild aus dein Buschwerk in das hohe Gras.
Es war der Bock, Dberniaier erkannte ihn deutlich durch sein Glas.
Noch war die Lntfernung zu groß, als daß er einen sicheren 5chuß
hätte wagen dürfen, und verscheuchen wollte er das Tier heute absolut nicht.
Aber, o weh, was war das? INit zwei Sprüngen war der Bock aus
dein Grase heraus und im Buschwerk verschwunden, in der Richtung nach der
Iagdgrenze zu. Dbermaier stuchte, aber was half s?!
vorsichtig wie ein Indianerhäuptling auf dein Ariegspfade, xürschte
Vberinaier nach; er erblickte auch bald den Bock wieder, aber, wie schon einige-
male, auf einer zur anderen Iagd gehörigen Lichtung.
Dberniaier horchte gespannt, sah links und rechts, er gewahrte keine
Menschenseele iin ganzen Uinkreis.
Da war sein Lntschluß fertig.
Gerade jetzt stand der Bock init seiner ganzen Breitseite vor ihin.
Langsam hob cr die Llinte in die ksöhe, senkte sie wieder, hielt ruhig
auf das Blatt — ei» Schuß, der Bock überschlug sich und — der Wildfrevel
war fertig. Ls war sein erster Bock, den er geschossen hatte, jeden anderen
Gedanken unterdrückend, inachte er sich rasch daran, den Bock auf scin Iagd-
gebiet zu schleifen. — — Noch einige Uteter, dann mar er in Sicherheit da-
init. Sein erster Bockl tvie würden seine Raineraden ihn beneiden, sie, die
ihn schon lange Ieit wegen des Ausreißers gehänselt hatten.
jdlötzlich raschelte es iin Dickicht.
Vbermaier stand der Angstschweiß auf der Stirne.
bseraus trat langsainen Schrittes der IValdaufseher. „Aapitalen Bock
geschossen, kserr Dberinaier, kapitalen Bock, aber auf anderem Gebiet," sprach
derselbe ruhig, zog sein Notizbuch aus der Tasche und begann den Tatbestand
zu notieren.
„Aber lieber 5exp, da machen wir doch kein Aufhebens davon, geh zu,
behalt' ihn meinetwegen, und da, es weiß ja kein Mensch etwas, das gehört
Dir nochl" Dabei drückte Dberniaier dein Sepp ein Zwanzigmarkstück in die
ksand und dann drückte er sich.
Vberinaier dachte die Geschichte richtig gedeichselt zu haben, denn der
Sepp hatte ja das Geldstück in aller Seelenruhe eingesteckt.
Aeußerst überrascht war er daher, als er nach kurzer Zeit eine vor-
ladung auf das Amtsgericht erhielt, erstens, weil er den Bock auf nachbarlichem
Gebiet geschossen hatte, und zweitens wegen Bestechung eines Beamten.
In arg gedrückter Stimmung begab sich Vbermaier zur Verhandlung.
Der Tatbestand war sehr einfach, zu leugnen oder zu beschönigen gab's
da gar nichts, denn er war ja in llugranti ertappt worden.
Reumütig und zerknirscht wie ein bußfertiger Sünder stand Dbermaier
vor dem Aadi.
„Nun sagen Sie einmal," bcgann derselbe, „wie konnten Sie sich hin-
reißen lassen, in dieser lveise sich gegen die Iagdgesetze zu vergchen, und
dann noch obendrein einen biederen und allgemein geachteten Beamten be-
stechen zu wollen, was haben Sie zu Ihrer Verteidigung vorzubringen?"
„Bitt' vielmals um Lntschuldigung, Lserr Amtsrichter," entgegnete Dber-
maier in aller Demut, „aber Sie werden's vielleicht begreiflich sinden, die Auf-
regung war zu groß, es war eben der erste Bock, den ich geschossen hab'."
„Und dieses hier," entgegnete der Amtsrichter ruhig, indem er fein
lächelnd das corpus clelicti, das Iwanzigmarkstück, das auf dem Tische vor
ihm lag mit zwei Fingern in die bsöhe hielt und es dem Frevler zcigte, „dieses
hier, mein lieber Vbermaier, das war der zweite Bock!"
Zeilbild.
— „In der Kochschule gefällt es vir also gut, liebe Rosa?"
— „Jawohl — es lernen ja viermal soviel bserren dort, als Vamenl"
Gluck im Unglück.
— „Dein Bräutigam, der Leutnant, hat ja seinen
Abschied genommen."
— „Nun jal Ietzt kann er mir bei schlechtem
Ivetter wenigstens den Regenschirm tragen."
Kchnen.
<lK)as hohe Lied der Sehnsucht singt
Busch die Nachtigall,
Und tief in meiner Seele klingt
Oer lveise lviderhall.
Ich neide Dich, Frau Nachtigall,
Du hast Dein Publikum,
Und Laute hat Oein Sehnen all —
Doch meines, das ist stumm.
C. A. Heimig.
Vcrufseingriff.
Th ef (den hnusknecht rufend): „Iohann, werfen Sie
den zudringlichen Utenschcn hinaus."
Lsausknecht (herbeieileud): „lvo ist er denn?"
Lhef: „Lben ist er selbst fort."
bsausknecht: „So ein nnverschämter
Mensch I"
—-
Modern.
— »Zftre Tochter ist wohl schon recht gelehrt?"
— „Und ob, was die schon für eine Glatze hat!"