Zeitschrift für Lfumor und Aunft f27
Von der Kekundärbabn.
Passagier: „Warum bleibt denn der Iug plötzlich mitten auf der Strecke stehen?"
Lokoinotivführer: „Was sagen S'? Stehn is er blieben?"
Zwei Aeberraschungen.
Hunwreske von Arthur Achleituer.
err Eusebius windbosser hatte sich im Landstädtchen als
„Zahnarzt mit Atelierfür künstliche Zähne" niedergelassen,
in der sicheren thoffnung auf Lrfolg, nachdem es ihm
wegen übergroßer Ronkurrenz in der Großstadt nicht gelungen
war, festen Fuß zu fassen und Rundschaft zu erringen. Dr. wind-
bosser, wie er von den Rleinstädtern bereitwilligst in der ersten
Stunde (infolge des großen, hauxtstädtischen Möbelwagens) ge-
nannt wurde, wnßte wohl, daß nichts mehr Zeit braucht, als die
„praxis", besonders die „dentale Praris" in kleinem Mrte, wo
sich die Leute mitunter geradezu genieren, durch Lintritt in ein
Dentistenhaus ein Iahngebrechen zu verraten. Lusebius wind-
bosser hoffte aber trotzdem, daß er durch höfliches Benehmen,
sleißiges Grüßen, Anstandsbesuche und Frequenz der sogenannten
Gesellschaftsabende in den Bräuhäusern sich eine ernährende
Rundschaft „zügeln" werde.
Allein es vergingen wochen, ohne daß die „Doktor"-Alin-
gel gezogen wurde, es kam kein patient. Unter diesen Umständen
mußte sich das Betriebskapital verringern, die Situation begann
kritisch zu werden.
Nun ereignete es sich, daß im Städtchen eine sogenannte
„große" ksochzeit mit echt ländlichem, das heißt sehr ausgiebigem
Mahle stattfand. windbosser stammte selbst aus ländlichen
Areisen, er weiß daher, daß die Ansammlung einer großen Zahl
mehr oder minder gut situierter Personen bei einer lhochzeit das
beste Mittel zum Bekanntwerden bietet, außerdem weiß der
Dentist, daß bei solchen Festessen den Rauwerkzeugen enorme
Arbeit zugemutet wird. Ls wäre nicht unmöglich, daß dem
Dentisten durch Bruch kariöser Iähne der Gäste, oder gelegent-
lich einer auch nicht unwahrscheinlichen Aeilerei durch Linschlagen
etlicher Naturzähne ersehnte Arbeitsgelegenheit wird. Also be-
mühte sich windbosser und mit Lrfolg um eine Linladung zum
lhochzeitsmahle, das trockene Louvert ist mit fünf Mark pro
Nase auf eigene Rosten zu bczahlen.
Das ist freilich viel Geld, aber wer nichts wagt, gewinnt
auch nichts. Glückt es aber, springt etwa gar die Bestellung
einer „Piece" heraus, so kann der Louvertpreis leicht zum
Preise des Gebisses geschlagen werden, ohne daß die betreffende
Rundschaft etwas davon merkt.
Windbosser hatte Glück insofern, als das Menü seinen
Absichten, lhosfnungen und Zwecken günstig ist; es gibt „geba-
ckene Leberknödel", steinhart, fünf Tage vor der lfochzeit bereits
gefertigt und gesotten, ain lfochzeitstage im heißen Schmalz
herausgebacken. Lrsichtlich trugen die Weiberleut Bedenken,
mit ihren brüchigen Iähnen in diese steinharte Speise zu beißen,
so verlockend die Leberknödel auch duften. Dio männlichen lfoch-
zeitsgäste zerteilten mit den griffesten Messern die harten Rlöße
und schluckten die Teile ohne zu beißen hinab. windbosser
achtete mit „Dentistenblick" sorgsam auf die kauenden weiber,
besonders aber, als „G'selchtes" (Rauchfleisch) serviert wurde.
Lin idealer Gang, denn das „G'selchte" ist hart, stainmt von
einer Urgroßmutter, so zähc, daß die meisten Gäste sich der
lsände bedienen müssen, indem sie in das lederharte Fleisch
beißen und mit den lsänden reißen, um etliche Stückchen Fleisch
von den Rnochen loszubekommen. Ein erquickender Anblick für
einen erwerbshungrigen Zahnmenschen.
Von den Rranzeljungfern legtc eine ländliche Schöne den
Schweinsknochen plötzlich auf den Teller und verzichtete auf
weitere Reiß- und Rauarbeit, wobei die Donna mit dem Zcige-
finger im Munde zu sondieren begann.
Fast HLtte Windbosser einen Iuhschrei ausgestoßen, denn
Von der Kekundärbabn.
Passagier: „Warum bleibt denn der Iug plötzlich mitten auf der Strecke stehen?"
Lokoinotivführer: „Was sagen S'? Stehn is er blieben?"
Zwei Aeberraschungen.
Hunwreske von Arthur Achleituer.
err Eusebius windbosser hatte sich im Landstädtchen als
„Zahnarzt mit Atelierfür künstliche Zähne" niedergelassen,
in der sicheren thoffnung auf Lrfolg, nachdem es ihm
wegen übergroßer Ronkurrenz in der Großstadt nicht gelungen
war, festen Fuß zu fassen und Rundschaft zu erringen. Dr. wind-
bosser, wie er von den Rleinstädtern bereitwilligst in der ersten
Stunde (infolge des großen, hauxtstädtischen Möbelwagens) ge-
nannt wurde, wnßte wohl, daß nichts mehr Zeit braucht, als die
„praxis", besonders die „dentale Praris" in kleinem Mrte, wo
sich die Leute mitunter geradezu genieren, durch Lintritt in ein
Dentistenhaus ein Iahngebrechen zu verraten. Lusebius wind-
bosser hoffte aber trotzdem, daß er durch höfliches Benehmen,
sleißiges Grüßen, Anstandsbesuche und Frequenz der sogenannten
Gesellschaftsabende in den Bräuhäusern sich eine ernährende
Rundschaft „zügeln" werde.
Allein es vergingen wochen, ohne daß die „Doktor"-Alin-
gel gezogen wurde, es kam kein patient. Unter diesen Umständen
mußte sich das Betriebskapital verringern, die Situation begann
kritisch zu werden.
Nun ereignete es sich, daß im Städtchen eine sogenannte
„große" ksochzeit mit echt ländlichem, das heißt sehr ausgiebigem
Mahle stattfand. windbosser stammte selbst aus ländlichen
Areisen, er weiß daher, daß die Ansammlung einer großen Zahl
mehr oder minder gut situierter Personen bei einer lhochzeit das
beste Mittel zum Bekanntwerden bietet, außerdem weiß der
Dentist, daß bei solchen Festessen den Rauwerkzeugen enorme
Arbeit zugemutet wird. Ls wäre nicht unmöglich, daß dem
Dentisten durch Bruch kariöser Iähne der Gäste, oder gelegent-
lich einer auch nicht unwahrscheinlichen Aeilerei durch Linschlagen
etlicher Naturzähne ersehnte Arbeitsgelegenheit wird. Also be-
mühte sich windbosser und mit Lrfolg um eine Linladung zum
lhochzeitsmahle, das trockene Louvert ist mit fünf Mark pro
Nase auf eigene Rosten zu bczahlen.
Das ist freilich viel Geld, aber wer nichts wagt, gewinnt
auch nichts. Glückt es aber, springt etwa gar die Bestellung
einer „Piece" heraus, so kann der Louvertpreis leicht zum
Preise des Gebisses geschlagen werden, ohne daß die betreffende
Rundschaft etwas davon merkt.
Windbosser hatte Glück insofern, als das Menü seinen
Absichten, lhosfnungen und Zwecken günstig ist; es gibt „geba-
ckene Leberknödel", steinhart, fünf Tage vor der lfochzeit bereits
gefertigt und gesotten, ain lfochzeitstage im heißen Schmalz
herausgebacken. Lrsichtlich trugen die Weiberleut Bedenken,
mit ihren brüchigen Iähnen in diese steinharte Speise zu beißen,
so verlockend die Leberknödel auch duften. Dio männlichen lfoch-
zeitsgäste zerteilten mit den griffesten Messern die harten Rlöße
und schluckten die Teile ohne zu beißen hinab. windbosser
achtete mit „Dentistenblick" sorgsam auf die kauenden weiber,
besonders aber, als „G'selchtes" (Rauchfleisch) serviert wurde.
Lin idealer Gang, denn das „G'selchte" ist hart, stainmt von
einer Urgroßmutter, so zähc, daß die meisten Gäste sich der
lsände bedienen müssen, indem sie in das lederharte Fleisch
beißen und mit den lsänden reißen, um etliche Stückchen Fleisch
von den Rnochen loszubekommen. Ein erquickender Anblick für
einen erwerbshungrigen Zahnmenschen.
Von den Rranzeljungfern legtc eine ländliche Schöne den
Schweinsknochen plötzlich auf den Teller und verzichtete auf
weitere Reiß- und Rauarbeit, wobei die Donna mit dem Zcige-
finger im Munde zu sondieren begann.
Fast HLtte Windbosser einen Iuhschrei ausgestoßen, denn