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Zeilschrift für chuinor und Aunst
„Die Frau Lisenbeißer kommt heute nicht; sie hat sich wegen Rrankheit entschuldigen lassen."
„Da wollen wir ste gleich in die Rur nehmen."
Zunges (Klück.
Line lustige weihnachtsgeschichte von Karl Bliß.
s ist nicht wahr l wirklich! Ls ist nicht wahrl
Nämlich mein Vetter, meine Freunde und alle meine
Bekannten behaupten, daß ich vom Größenwahnsinn
befallen sei.
Und warum?
Ls ist ja zu dumml Linfach deshalb, weil ich mich in das
schönste und reichste Utädchen verliebt habe, das mir je zu Ge-
sicht gekommen ist.
Mirklich zu dumm ist's, jal Ls ist die blaffe Lifersucht,
die aus den guten Leuten sxricht. Denn sie alle, sie haben der
lieblichen kleinen Lmmy auch gehuldigt, und sie alle, sie haben
einen Aorb bekommen, während mir die Sonne der lieben
Rleinen leuchtete — ich, ich war der Auserwähltel — Das
hat sie alle rabiat gemacht.
Ia, mir Glücklichem hat die Sonne ihrer Lsuld geleuchtet.
Nie werde ich diesen Tag ver-
gessenl Bitter kalt war es. Vier-
zehn Tage vor Wcihnachten. Und
natürlich auf der Lisbahn.
wir liefen zusammen, ksand
in kjand, die Liebliche und ich —
da sah ich es an ihren Augen,
fühlte es in ihren bsändcn und
hörte es an ihrer Sprache, daß sie
mich liebte.
V ich Glücklicher! ich Ueber-
glücklicherl
Und dann acht Tage später
bei dem Bazarfest, das man zum
Besten der Armenbescherung feierte,
da sah und fühlte und empfand
ich es noch deutlicher, daß ich mich
nicht getäuscht, daß ich wirklich geliebt wurde.
V Du selige, fröhliche lveihnachtszeit, mir hast Du die
beste Gabe gesxendet, die zu vergeben warl
Noch jetzt pocht mein armes, vielgeprüftes kjerz, wenn
ich das süße, kleino Nädel so vor mir sche, wie es in dem
lebenden Bild des Bazarfestes, xrangend in jugendlicher Schön-
heit, dastand. Ich hatte ihr meine liebste Rarität geliehen,
ein prächtiges chinesisches Seidengewand, dunkelrot mit wunder-
voller Stickerei — ein seltcnes Prunkstück allerersten Ranges —
und in diesem Gewand stand fle da, die Rleine, und sah aus
wie eine Fürstin aus jenem Sonnenreiche. Alle staunten ste
an, huldigend, bewundernd. Sie aber hatte nur für mich ein
Lächeln, nur für mich alleinl
Rein Munder, daß fie mich nun alle für verrückt halten,
die abgeblitzten verehrerl
Und die Tage entschwinden
mir nun wie Stunden.
Um mich herum tobt der Weih-
nachtsjubel seine laute Sprache.
Straß' auf, Straß' ab ein Gewühl
von hastenden Menschen, und helle,
bunte Schaufenster, und schreiende
Ainder, die Lsamxelmänner feil-
bieten, und Lhristbäume, ganze
wälder, und Tannenduft und Rer-
zenglanz, wohin ich mich wende.
Mich aber läßt das alles kalt.
Meine Gedanken sind bei ihr, bei
der lieblichen Rleinenl
Und da, einen Tag vor lVeih-
nachten, da kommt es, das wunder-
bare, das kserrliche: ein ganz kleines
Zeilschrift für chuinor und Aunst
„Die Frau Lisenbeißer kommt heute nicht; sie hat sich wegen Rrankheit entschuldigen lassen."
„Da wollen wir ste gleich in die Rur nehmen."
Zunges (Klück.
Line lustige weihnachtsgeschichte von Karl Bliß.
s ist nicht wahr l wirklich! Ls ist nicht wahrl
Nämlich mein Vetter, meine Freunde und alle meine
Bekannten behaupten, daß ich vom Größenwahnsinn
befallen sei.
Und warum?
Ls ist ja zu dumml Linfach deshalb, weil ich mich in das
schönste und reichste Utädchen verliebt habe, das mir je zu Ge-
sicht gekommen ist.
Mirklich zu dumm ist's, jal Ls ist die blaffe Lifersucht,
die aus den guten Leuten sxricht. Denn sie alle, sie haben der
lieblichen kleinen Lmmy auch gehuldigt, und sie alle, sie haben
einen Aorb bekommen, während mir die Sonne der lieben
Rleinen leuchtete — ich, ich war der Auserwähltel — Das
hat sie alle rabiat gemacht.
Ia, mir Glücklichem hat die Sonne ihrer Lsuld geleuchtet.
Nie werde ich diesen Tag ver-
gessenl Bitter kalt war es. Vier-
zehn Tage vor Wcihnachten. Und
natürlich auf der Lisbahn.
wir liefen zusammen, ksand
in kjand, die Liebliche und ich —
da sah ich es an ihren Augen,
fühlte es in ihren bsändcn und
hörte es an ihrer Sprache, daß sie
mich liebte.
V ich Glücklicher! ich Ueber-
glücklicherl
Und dann acht Tage später
bei dem Bazarfest, das man zum
Besten der Armenbescherung feierte,
da sah und fühlte und empfand
ich es noch deutlicher, daß ich mich
nicht getäuscht, daß ich wirklich geliebt wurde.
V Du selige, fröhliche lveihnachtszeit, mir hast Du die
beste Gabe gesxendet, die zu vergeben warl
Noch jetzt pocht mein armes, vielgeprüftes kjerz, wenn
ich das süße, kleino Nädel so vor mir sche, wie es in dem
lebenden Bild des Bazarfestes, xrangend in jugendlicher Schön-
heit, dastand. Ich hatte ihr meine liebste Rarität geliehen,
ein prächtiges chinesisches Seidengewand, dunkelrot mit wunder-
voller Stickerei — ein seltcnes Prunkstück allerersten Ranges —
und in diesem Gewand stand fle da, die Rleine, und sah aus
wie eine Fürstin aus jenem Sonnenreiche. Alle staunten ste
an, huldigend, bewundernd. Sie aber hatte nur für mich ein
Lächeln, nur für mich alleinl
Rein Munder, daß fie mich nun alle für verrückt halten,
die abgeblitzten verehrerl
Und die Tage entschwinden
mir nun wie Stunden.
Um mich herum tobt der Weih-
nachtsjubel seine laute Sprache.
Straß' auf, Straß' ab ein Gewühl
von hastenden Menschen, und helle,
bunte Schaufenster, und schreiende
Ainder, die Lsamxelmänner feil-
bieten, und Lhristbäume, ganze
wälder, und Tannenduft und Rer-
zenglanz, wohin ich mich wende.
Mich aber läßt das alles kalt.
Meine Gedanken sind bei ihr, bei
der lieblichen Rleinenl
Und da, einen Tag vor lVeih-
nachten, da kommt es, das wunder-
bare, das kserrliche: ein ganz kleines