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Meggendorfers humoristische Blätter: Zeitschr. für Humor u. Kunst — 51.1902 (Nr. 514-526)

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https://doi.org/10.11588/diglit.16553#0155
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Zeitschrift für lfumor und Aunst

f5f

Kafernenhofblüten.

Unteroffizler <brim Marschieren zu cinem
Rekruten): „Sie wollen Schauspieler
sein? 5ie können ja nicht einmal
richtig auftreten!"

schütze sttzenden Artilleristen): „LehlNÜNN,

5ie sitzen ja wieder unter aller Uanone
auf der Ranonel"

Alütterücher Rat.

Tochter: „Mama, ich habe mich heute
mit meinem Bräutigam gezankt: wer
muß nun zuerst einlenken?"

Mutter: „Bor der kjochzeit Du; nach
derselben er."

Zwei Seufter.

M)i e seufzt bei ihrem lferd zu jeder Frist:
„N)ie schwer ist doch zu kochen,

was er ißt!"

Lr seufzt bei Tisch, vom ksunger unterjocht:
„Wie schwer ist doch zu essen, was sie
kochtl" W.

Nus eiuer nwdernen Ähe.

Elise tzu itzrcr jungverl>cirateten Kreundin):

„Nun, was hast Du denn? Du
strahlst ja heute förmlich vor Glück?"
— „Ia, denk' Dir nur, gestern sind mein
Mann und ich endlich darauf gekom-
men, daß wir uns eigentlich aus
Liebe geheiratet haben!"

Die Aache des Wcinreisenden.

lsausherr (wütcnd): „Unverschämtheit,
mich in meinem Nachmittagsschlaf
zu stören; machen Sie, daß Sie sort-
kommen, ich brauche keinen Weinl

(Nach einer viertelstunde) Es ist ZUM

verzweifeln; wer klingelt denn da
am Telephon? lhier Direktor Müller;
wer dort?"

— „Ach, entschuldigen 5ie, ich hatte Ihnen

eben wein offeriert.haben

5ie auch keinen Bedarf in Iigarren?"

Zigarrenhändler: „Also Iigaretten wünschen 5ie — mit oder ohne Mundstück?"
Aäuferin: ,,5eh' ich aus, als ob ich noch e Mundstück bräucht'?"

Das erste Weihnachisfest.

er Forstassessor Meybring ging ärgerlich im Zimmer auf
und ab. Auf dem Tische lag ein neues werk über
waldbaulehre. Er hatte nur stüchtig darin geblättert.
Es war ihm nicht möglich, einen einzigen Satz klar durchzu-
denken. Zu jeder andern Zeit hätte er das Büchlein zum
mindesten praktisch und nützlich gefunden, aber heute — —
Ueberhaupt die ganze woche konnte er im Aalender rot
anstreichen und mit Blaustift daneben schreiben: Schneesturml —
Schmollwochel

Scine liebliche, junge Gattin hatte sich mit ihm gezankt
und geruhie nun, sich so töricht wie möglich zu benehmen.
lserrgott — wenn er an die süßen, wonnigen Flitterwochen
dachte ^— wie schnell waren da alle kleinen Plänkeleien bei-
gelegtl Und jetzt, nach kaum dreiviertel Iahren, sollte ihm so

Franz Balke.

ein dummer, kindischer Ehezwist alle Ruhe rauben? Aber
freilich, sie wollte ja nicht nachgeben, sie mußte ja das letzte
wort behalten — das letzte Wort — wo sie erwiesenermaßen
unrecht hatte.

viel Lärm um nichtsl — vorigen Sonntag hatten beide
das thoftheater der benachbarten, kleinen Residenz besucht. Auf
dem Nachhausewege brach ein Streit aus. Sie behauptete, die
Dame, die in hellseegrüner Seidenbluse die Utitte der vierten
jdarketireihe geschmückt haite, sei Frau ksofbuchbindermeister
Tlppelmann gewesen. Bei seinem lebhaften Interesse für grüne
Farben, hatte er in der vielbewunderten Persönlichkeit Frau
Ntediziualrat ksübner erkannt. Lr hatte ihr Gesicht deutlich
gesehen, als sie ihrer Nachbarin eine Bemerkung zustüsterte.
Er verfocht seine Uteiuung — sie widersprach ihm fortgesetzt.
 
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