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Neggendorfer-BIälter, München
Freundin: „Dein Mann ist also Vegetarier; da wirst Du doch recht hart mit der Aüche tun."
Fraui „B gar nicht; ich esse das Fleisch und er das Gemüse."
Das erste lveihnachtsfest.
ksie Lsübuerl — Lsie Appelmann! — Oas war das ganze
Unglück. —
„Erich — das ewige Herumlaufen macht mich ganz nervös!"
Der Assessor blieb mit einem Rucke vor seiner Frau, die
gerade ein Wäschestück ausbesserte, stehen.
„Aber Fränzel" Er nannte sie, die eigentlich Franziska
hieß, bei ihrem Aosenamen. „Was sür ein unfreundlicher Ton?
Möchtest Ou nicht endlich Deine Schmollmiene penstonieren
und mich so sonnig anlächeln, wie einst im Mai?" versuchte
er zu scherzen. „Denk' doch an unsern ksochzeitstag, denk' an
unser junges Eheglückl Sieh Dich um in unserem trauten bseim
— ist's denn wie bei armen Leuten? Lsaben wir nicht alles, was
wir brauchen? Mie herrlich könnten wir lebenl Und denk'
doch —" hier wurde er feierlich — „auf allen Straßen und
Oächern glitzert schon der Schnee, drüben auf dem Ularkte stellt
man die ersten Lhristbäume auf — Schatz — in vierzehn Tagen
ist ja Weihnachten! Fränze — mein herzliebes, braves lVeibchen
— es wird ja das erste NDeihnachtsfest, das wir zusammen im
eigenen, warmen Stübchen feiern wollen! Und wir sind so
ganz allein — Du weißt — wir bekommen erst am zweiten
Feiertage Besuch — Ntäuschen — willst Du mir meine selige
Freude verderben? NAllst Du nicht die Streitaxt begraben und
endlich einmal unsern harmlosen Nleinungsaustausch vergeffen?
— Denke doch — —"
Meiter kam er nicht, denn Fränze schluchzte plötzlich zum
kserzzerbrechen. Dem jungen Gatten wurde unter der dunkel-
grünen Ioppe heiß vor Rührung. Lr legte liebevoll den Arm
um die Meinende.
„Sieh, liebes Rind — Du mußt auch einmal vernünftig den-
ken. Es ist mir ja im letzten Grunde gleich, wer die hellsee-
grüne Seidenbluse getragen hat — total schnuppe — aber Du
mußt doch zugeben, wenn ich mit meinen 'eibhaften, scharfen
Augen deutlich sehe, daß Frau Lsübner —"
„Lrau Appelmannl"
Nleybring richtete sich auf.
„Frau Lsüüü — bner!"
„Frau Axpelll — mann!" Auch Fränze erhob sich.
„Es war Frau Nledizinalrat Lsübnerll" Wuchtig betonte
er jedes lvort.
„Frau Lsofbuchbinder AppelmannII!" Die junge Frau
wischte sich hastig die naffen Augen.
Der Affessor schlug die Lsände zusammen. Das war ja
rein zum Davonlaufen! Also glücklich wieder mitten im Gefecht.
So ein Dickkopfl! Lr war empört. Die Willenskraft eines
Despoten kam über ihn. Er zog seine Frau mit festem Griff
zu sich heran und verschloß ihr den Nlund.
„Lsübnerlll" sagte er mit drohender Bestimmtheit.
Sie riß stch los.
„AppelmannIII" schrie fie.
Der junge Lsausherr war entwaffnet.
„Schockschwerenotl — Appelmann, Appelmann — meinet-
wegen Zappelmannl!"
Fränze war aus dem Zimmer geeilt. — Nleybring fand
sie später in der kalten Llüche. Eine große, vom Verstand
diktierte Ruhe war über ihn gekommen.
„Fränze —" sagte er lächelnd — „es war Frau Appelmann!
ksörst Du? — Lrau AppelllmannIII" Nlit Aufbietung aller
Liebenswürdigkeit zitierte er sie wieder in die warme Stube.
Lsier, in der Behaglichkeit, wurde die Ausgefrorene sanft und
milde gestimmt. Der Gatte opponierte ja auch nicht mehr. —
„N)as meinst Du, Fränze, wenn ich für die Feiertage einen
^asen besorgte?"
„Ach ja — tue das!" erwiderte sie in versöhnlichem Tone.
„Wäre Dir ein kleiner oder großer Lhristbaum recht,
Schatz?"
„Ich dächte, ein großer, stattlicher Baum paßt besser, da
Neggendorfer-BIälter, München
Freundin: „Dein Mann ist also Vegetarier; da wirst Du doch recht hart mit der Aüche tun."
Fraui „B gar nicht; ich esse das Fleisch und er das Gemüse."
Das erste lveihnachtsfest.
ksie Lsübuerl — Lsie Appelmann! — Oas war das ganze
Unglück. —
„Erich — das ewige Herumlaufen macht mich ganz nervös!"
Der Assessor blieb mit einem Rucke vor seiner Frau, die
gerade ein Wäschestück ausbesserte, stehen.
„Aber Fränzel" Er nannte sie, die eigentlich Franziska
hieß, bei ihrem Aosenamen. „Was sür ein unfreundlicher Ton?
Möchtest Ou nicht endlich Deine Schmollmiene penstonieren
und mich so sonnig anlächeln, wie einst im Mai?" versuchte
er zu scherzen. „Denk' doch an unsern ksochzeitstag, denk' an
unser junges Eheglückl Sieh Dich um in unserem trauten bseim
— ist's denn wie bei armen Leuten? Lsaben wir nicht alles, was
wir brauchen? Mie herrlich könnten wir lebenl Und denk'
doch —" hier wurde er feierlich — „auf allen Straßen und
Oächern glitzert schon der Schnee, drüben auf dem Ularkte stellt
man die ersten Lhristbäume auf — Schatz — in vierzehn Tagen
ist ja Weihnachten! Fränze — mein herzliebes, braves lVeibchen
— es wird ja das erste NDeihnachtsfest, das wir zusammen im
eigenen, warmen Stübchen feiern wollen! Und wir sind so
ganz allein — Du weißt — wir bekommen erst am zweiten
Feiertage Besuch — Ntäuschen — willst Du mir meine selige
Freude verderben? NAllst Du nicht die Streitaxt begraben und
endlich einmal unsern harmlosen Nleinungsaustausch vergeffen?
— Denke doch — —"
Meiter kam er nicht, denn Fränze schluchzte plötzlich zum
kserzzerbrechen. Dem jungen Gatten wurde unter der dunkel-
grünen Ioppe heiß vor Rührung. Lr legte liebevoll den Arm
um die Meinende.
„Sieh, liebes Rind — Du mußt auch einmal vernünftig den-
ken. Es ist mir ja im letzten Grunde gleich, wer die hellsee-
grüne Seidenbluse getragen hat — total schnuppe — aber Du
mußt doch zugeben, wenn ich mit meinen 'eibhaften, scharfen
Augen deutlich sehe, daß Frau Lsübner —"
„Lrau Appelmannl"
Nleybring richtete sich auf.
„Frau Lsüüü — bner!"
„Frau Axpelll — mann!" Auch Fränze erhob sich.
„Es war Frau Nledizinalrat Lsübnerll" Wuchtig betonte
er jedes lvort.
„Frau Lsofbuchbinder AppelmannII!" Die junge Frau
wischte sich hastig die naffen Augen.
Der Affessor schlug die Lsände zusammen. Das war ja
rein zum Davonlaufen! Also glücklich wieder mitten im Gefecht.
So ein Dickkopfl! Lr war empört. Die Willenskraft eines
Despoten kam über ihn. Er zog seine Frau mit festem Griff
zu sich heran und verschloß ihr den Nlund.
„Lsübnerlll" sagte er mit drohender Bestimmtheit.
Sie riß stch los.
„AppelmannIII" schrie fie.
Der junge Lsausherr war entwaffnet.
„Schockschwerenotl — Appelmann, Appelmann — meinet-
wegen Zappelmannl!"
Fränze war aus dem Zimmer geeilt. — Nleybring fand
sie später in der kalten Llüche. Eine große, vom Verstand
diktierte Ruhe war über ihn gekommen.
„Fränze —" sagte er lächelnd — „es war Frau Appelmann!
ksörst Du? — Lrau AppelllmannIII" Nlit Aufbietung aller
Liebenswürdigkeit zitierte er sie wieder in die warme Stube.
Lsier, in der Behaglichkeit, wurde die Ausgefrorene sanft und
milde gestimmt. Der Gatte opponierte ja auch nicht mehr. —
„N)as meinst Du, Fränze, wenn ich für die Feiertage einen
^asen besorgte?"
„Ach ja — tue das!" erwiderte sie in versöhnlichem Tone.
„Wäre Dir ein kleiner oder großer Lhristbaum recht,
Schatz?"
„Ich dächte, ein großer, stattlicher Baum paßt besser, da