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Meggendorfers humoristische Blätter: Zeitschr. für Humor u. Kunst — 51.1902 (Nr. 514-526)

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https://doi.org/10.11588/diglit.16553#0158
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INeggendorfer-BIältcr, München


Zerllreut.

profcssor (>m Äesta»ra»t)> „Alle Wetter, die jdortion Aäse für
zwanzig Pfonnig war wirklich exquisitl"

Nachbar (»eriege»)> „Lntschuidigen Sie, Lferr Professor, Ihr
Aäse steht noch hier . . . Sie haben in Gedanken meinen
Rehbraten versxeist."

Diskret.

Mädchen aber auch wirklich diskret?"
vermittlerini „Aber sicher, die könnte das ganze Tafel-
geschirr zerbrcchen und würde keinen Ton davon verraten."





/

>xroinerlicin»

Der geärgerte Tenor.

^ltn einem fashionablen Badeort sollte ein Mohltätigkeits-
konzert gegeben werden. Als besondere Anziehungskraft
hatte sich kNusikdirektor witzler, der das Ganze arrangierte, eine
ihm befreundete Sängerin von auswärts gesichert! Als In-
strumentalsolisten hatten zwei zur Aur anwesende Aünstler
kleineren Namens ihre Mtwirkung mir großer Bereitwilligkeit
zugesagt. Auch an einem lNännerquartett sollte es nicht sehlen.
Ls waren drei vorzügliche Aräfte dafür unter den Badegästen,
nur mit dem ersten Tenor haperte es. T>a traf just zur rechten
Zeit ein nicht unberühmter italienischer Tenor in dcm Bade
ein. Zwar erfuhr man alsbald, daß seine Sängerqualitäten
schätzenswerter seien als seine menschlichen, allein lherr Ivitzler
machte den versuch, ihn für das Unternehmen zu gewinnen.
bvider Lrwarten fand er, obgleich er erklärte, in Ansehung
des Iwecks kein ksonorar bieten zu können, den etwas eitlen,
namentlich aber sehr geizigen Sänger sehr gnädig gestimmt.
Lr versprach seine Mitwirkung in dem Vuartett, ja sogar noch
ein Lxtra-Arie, natürlich aus dem Troubadour. So waren die
Veranstalter fröhlich und guter Dinge; der materielle Erfolg des
Aonzertes mußte unter diesen Umständen ein recht hübscher
werden. Aber man hatte die Rechnung ohne den lVirt gemacht.
In letzter Stunde, am Tage des Aonzertes, erschien der Tenor
bei dem Leiter der Sache und erklärte es mit seiner Sänger-
würde nicht vereinbar, gratis zu singen; es müsse ihm unbedingt
ein entsprechendes thonorar zugebilligt werden. Er wußte wohl,
daß man nicht anders könne, als nachzugeben; denn die (puartett-
vorträge bildeten einen ljauptteil des Programms und an einen
Lrsatz war jetzt unter keinen Umständen mehr zu denken.
Darauf hatte der schlaue vertreter des bel cunto eben gerechnet.
Daß dieses so sichtbar war, ärgerte nun den wackeren Ukusik-
direktor über die Ulaßen. Aber er ließ sich nichts merkcn. Er
dachte nur: bsimmel, wenn ich Dich jetzt so ärgern könnte wie
Du michl Line Uleile blieb er stumm nnd dachte nach. Da
kam ihm plötzlich ein Gedanke, oaß sein Gesicht aufleuchtete.
Lr trat an den Schreibtisch und warf einige Ieilen auf ein
Blatt. Darauf wandte er sich an den Tenor.
 
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