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Lothar Meggendorfers humoristische Blätter — 12.1893 (Nr. 105-117)

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https://doi.org/10.11588/diglit.20271#0040
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57

L. Meggendorfers L)umoristische Blätter.

Liesbeth hatte den schönen Aapitain inzwischcn
träumerisch betrachtet. Ihr Plappermänlchen war
ganz verstummt.

„Bh Mutter," brach sic jetzt los, „daß cr cben
nicht lebt und atmet, köuute mich sast verdrießen!
Meißt Dn, Mamachcn, für Secloute habo ich von
jcher geschwärmtl weißt Du nicht noch, wio ich !
Dir als kloines Ding, weun der Fritz, der Schmids-
sohii als Schisfsjunge zu dcn Lltern zu Besuch kam,

— immer fortlief, um ihn, mit dem Finger im
Munde wie verzaubert aiizustarrenl Ach!" lachtc sie
iustig, „fast möchte ich heut wicder so das Fiugerchen
in den kNund stccken, deun diesor Aapitain bat cs
mir ganz angethanl Lr ist zu schönl Gh, sieh
doch," setzte sie schwärmerisch biuzu, „diese hcrrlicheu,
lachendeu, blaucn Augen, blau wie das Aicer, scin
heimisches Llcmcut, uud den kühn uud doch so fein
geschnittenen Akund mit dem allerliebsten, blondcn
5chuurrbärtchen! Lutziickendl And ivie ihm das
Rot dcr Gesuudhcit — Du hast Rccht, gauz wie
im Lebcn! — durch die bräunliche kvange lcnchtet,
das ist gar zu natürlich! 5o lieb' ich den Mann,
kcin kliilchsuppeiigesicht muß er haben!" —5ie strich
sanft über das feiue Tuch uud die Goldbortcn seincr
Uniform nnd tippte auch seiue Finger an. „Ach,
die siud aber völlig warm, mcinte sie und setzte
besorgt hiuzu: „Lr wird doch bei der kfitze nicht
etwa zu schmclzen anfangen?" — Die Uiuttcr
hatte ihr lächelud zugesehen und mahnte nun,
endlich weiter zu kommeu, da man ja noch viel
Audcres zu bcsehcn habe. Liesbeth schicn sich von
dem schönen Aapitän aber gar nicht treuneu zu
känneu.

„5oll ich Dir 'mal sagcn, was ich mächte,
Ukutterchcn?" sagte sie, und uutcrzog auch noch deu
Lchnurrbart durch lciscs Zupfen an den Bartspitzcu
eincr eingchendcn Iuspektiou. „Nuu?" fragte Uiama
lächelud. „Daß — daß er" — stotterte Liesbcth mit
verschämtem Lrrötcn, „daß mein Ukann, meiin ich
nämlich übeichaiipt je cinen bekomme, auch solch
ciu Seekapitän scin, nnd diesem hier gleichcn
möchte!" -—

„Gcnug, gcnug l" rief dic Ukuttor herzlich lachend.
„Ich muß Dich nun doch aus dem Bereich dieser ge-
fährlichen wachspuppe briugenl Du bist ja auf
dcm bcsten wege, Dich rettuugslos in sie zu vcr-
lieben. Und ich kann ihr doch bciin besten willen
keiuen Vdcm einhanchen, um eiuen netten d-chwicger-
sohn ans ihr zu machen." —

„Aber ich vielleicht!" rief die Liesbeth mutwillig.
Sie stauden schon auf der Schwclle znm nächstoii
Zimmer, da sprang sic schuell noch ciumal zurück.
Lin schncller Blick iu's Nebonzimmcr überzeugte sic,
daß dort wic lsier Alles gcrade mcnschenlcer; ein
zweiter, schalkhafter, traf dic Ukutter. „Darf ich?"
fragtc sie lustig. „was deiiu, Du närrischcs Ding?"
fragto Utama lächclnd zurück.

Der Schlangemncusch
iur Brivalleöen.

„Ihm cin Abschiedsküßchen gcbcn, meinem
schöncn Aapitain!" kicherte Schelm Liesbcth.

„Schäme Dich doch, Liesbeth," schalt die
Uiuttcr, innerlich doch bclustigt übcr das große
Aind, „solch dummes Zeug zu trcibeni" —

(Schlutz folgl.)

Der Nuiicrlioff.

unter dem Armc Irügy! „u?as haben Sie denn da?" fragt er den Soldaten.
Soldat: „Futter, bferr Licutenant!"

Lientenant: „Ichglaiibe,ihrAerlsdciikt den gaiizena.agaiiiiichts,wiean'sLsseiil"
 
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