L. B7eggendorfers l)uinorist ische Blätter.
?u, das ist der gettiale Raturalist Rappel, dcr llistt sich
jedcii INorgeii das ksaar sträiibe»."
Ueue Vode.
Das jrerschmohene dsern
Eine heitere Panoxtikum-Geschichte. (!?chltlß.)
Ach, es sieht's ja ilieiiiaiid, als Du imd meiii Idcal,"
lachte Liesbetli iiiid versprach: „Ich will's aiich recht belnitsam
tbuii, damit ich ihin iiicht die hübsche rote Farbe vou deu
Lippeu ivische!" — Nnd schou staud der Niibaud vor ibm uiid
legte ibm deu ciiieii Arm iiin den ljals. „Aoiiiin' doch, iiicin
Nolder," dcklaiiiiertc sic übcriiintig, spitzte das Roseiiniüiidcheit
zu»i Aiiß, uiid da . . . .
Ia da geschah etwas Nnerwartetcs, Niibeimlichcs. Als
lsildegards Niund deu des Aapitains in neckischciii Aus; berührte,
schien das siilstlose N?achs wirklich Lebcu imd tseuer zu bekoiiinicii.
Nie Arme der kvachsfigur boben sich plötzlich in die ljöhe uild
schlaiigeu sich scst, ivie jdolypeiifangariiie, iiin das crschrockene
NNidchen, während der Niiind des Seeinanns nicht iinr den Ruß
init fiir seincn wächsernen Zustand sonderbarer Märine, sondern
auch niit reichlichcn Zinsen znrückgab. „Mutter, Nlutter," rief
Fräulein Raseiveis angstvoll, „mas ist deun das? — er küßt
so natürlich — und ich koinine gar nicht inobr los von ihin!
Laß das Utzrwerk abstellen, Niauia! — cr ist gauz unersättlich!" —
Auch die Niutter hatto iin ersten Augenblick gedacht, das
Ubrwerk, das oinigen dieser Figuren Leben verleiht, sei aufge-
zogen worden. Doch bald kain sie dalfintcr, daß lfier eine ganz
andere Triebfcder iin Spiele sei, und ihre Lntrüstung war
natürlich groß. —
Niit UAirde trat sie an die sonderbare Gruppe heran und
befreite ifir Aind von den sie uinschlingeiidcn Arinen. Uieselbcn
lösten sich allcrdings nnr ividcrivillig, so, als ob in des Aapitains
Niechanisiiius etwas nicht in Grdnung sei. —
„Nicin kjerr," sagte sie nnn streng, währcnd die verineint-
liche Ulachsfigur sich jetzt zu iinposanter bjöhe vor ihr erhob
und eine tadellos chevalereske verbengnng inachto, „das heißt
den 5paß denn doch etwas zu weit treiben!"
„Gestatten gnädige Frau vor allen Uingen." . . . erwiderte
die crwachte Uiachspuppe liebenswürdig und überreichte der er-
ziirntcn Uaine eine Aarte, „inein Rame ist von Below, Rapitain
zur 5ee, und znr Zeit Akteur in einein kleinen Lustspiel. Lassen
Sie aber Rachsicht nnd Uiilde walten, ineine Gnädigste, und
gestatten Sie niir, ihre ivorte dalfin zu veräudern: Es hieße
den Spaß zu weit trciben, ivenn es »nr nicht bitterer — ach
nein, gar süßer Trust daniit wäre! Als ich den ersten Blick in
das Augc des boldseligcn Fräuleins da that, gieng cs niir, wie
der Dichtcr singt: „Ihr Blick inir zngewendet, ivar Blitz und
Schlag zugleich!" — INein Starren war anfangs in Folgo des
Anblicks von so viel Schöicheit und Anniiit ein ganz natürliches.
Dann freilich, als ich inerkte, daß inan niir die Lhre anthat,
niich sür einen jdanoptikuinbeivohner zn nehnien, schoß niir die
lustigc Zdeo durch deu Ropf, diese Rolle ein Lischen iveiter zu
Ipielen. Uicin gnädiges Fräulein — sich zu Licsbeth wendend,
„Sie fürchteten giitigst für inich, daß ich schuielzen könnc. Ls
war nur nieiu Ijerz, das Ifinschniolz, als Sie nüch — und da
verrict ich niich — ich bätte ja sonst ein fülfiloscr Stein sein
niüssen! Und iilin, gnädige Fran, bin ich, obgleich ich noch nicht
weiß, niit wein ich dio Lhre habe, so frei, Sie, ivenn wir nns
auch erst seit Miuuten kennen, nni die Ijand Ihrer Fräulein
Tochtcr zn bitten. Ich darf das trotz unserer knrzen Bekannt-
schaft wagen, wcil ich aus des Fräuleins eigcneni Uiunde hörte,
öaß ich ihr nicht niißsalle. Und wir Soldaton, nieine gnädige
Frau, siud, ob nun zn ivasser oder zn Landc, bei Troberungen
iniincr ctivas schncll!"
Liesbeth hatte bisher. keines ivortes niächtig, init glühenden
ivangen und tief gesenktein Aöpfchen, dreiviertel von deni be-
redtcn Sprechcr abgewendet, gestandeu. Lüe lfiitte ani liebften
in den Boden sinken oder sich in ein Uiauseloch verkriechen
niögcn. Ls war ihr zuni iveinen zu Uiut nnd doch lfiitte sie
wicder laut anfjauchzen inögen. Ach ja, Fräulein Uieier hatte
wohl Rccht. 5ie war in ihrer Ausgelassenheit oft recht unbe-
dacht. ivas hatte sie der vcrineintlichcn ivachspuppe nicht
! Alles in's Gesicht gesagt! Grobheiten freilich nicht, der Ruß
aber war so gnt wie ein Attentat fast — oh Liesbeth, Liesbeth,
das koninit voni Schäkern! —
Als die fatalc Außgesckfichte nun aber diesc unerwartet
hübsche ivendnng nahni, atnicte sie tief auf nnd inackte einc
viertels-, nein, daß wir der sittigen Liesbeth nicht Unrccht thunl_
nur eiue Achtelsdrehuug nach deui lebendig Geivordenen hin
den sic, cin niännliches Dornröschcn, wach gcküßt. ivas war
nun schließlich so Lchliinnies dabei! Da hatte sie ja nur ihren
eigeneu Bräutigani geküßt! — Sie lfielt zivar die Augen stand-
hast noch gesenkt; als sie Mania aber, ein klein ivenig zu ihr anf-
sckfielcnd, überlegend dastehen sah, so, als könne sie nicht niit sick
einig werden, wie diese plötzliche iverbung aiifziifassen sei, ob
init ijohcit ablehnend oder . . . da zupfte sie die Gute unver-
nierkt ein Lischcn ain Uleide.
?u, das ist der gettiale Raturalist Rappel, dcr llistt sich
jedcii INorgeii das ksaar sträiibe»."
Ueue Vode.
Das jrerschmohene dsern
Eine heitere Panoxtikum-Geschichte. (!?chltlß.)
Ach, es sieht's ja ilieiiiaiid, als Du imd meiii Idcal,"
lachte Liesbetli iiiid versprach: „Ich will's aiich recht belnitsam
tbuii, damit ich ihin iiicht die hübsche rote Farbe vou deu
Lippeu ivische!" — Nnd schou staud der Niibaud vor ibm uiid
legte ibm deu ciiieii Arm iiin den ljals. „Aoiiiin' doch, iiicin
Nolder," dcklaiiiiertc sic übcriiintig, spitzte das Roseiiniüiidcheit
zu»i Aiiß, uiid da . . . .
Ia da geschah etwas Nnerwartetcs, Niibeimlichcs. Als
lsildegards Niund deu des Aapitains in neckischciii Aus; berührte,
schien das siilstlose N?achs wirklich Lebcu imd tseuer zu bekoiiinicii.
Nie Arme der kvachsfigur boben sich plötzlich in die ljöhe uild
schlaiigeu sich scst, ivie jdolypeiifangariiie, iiin das crschrockene
NNidchen, während der Niiind des Seeinanns nicht iinr den Ruß
init fiir seincn wächsernen Zustand sonderbarer Märine, sondern
auch niit reichlichcn Zinsen znrückgab. „Mutter, Nlutter," rief
Fräulein Raseiveis angstvoll, „mas ist deun das? — er küßt
so natürlich — und ich koinine gar nicht inobr los von ihin!
Laß das Utzrwerk abstellen, Niauia! — cr ist gauz unersättlich!" —
Auch die Niutter hatto iin ersten Augenblick gedacht, das
Ubrwerk, das oinigen dieser Figuren Leben verleiht, sei aufge-
zogen worden. Doch bald kain sie dalfintcr, daß lfier eine ganz
andere Triebfcder iin Spiele sei, und ihre Lntrüstung war
natürlich groß. —
Niit UAirde trat sie an die sonderbare Gruppe heran und
befreite ifir Aind von den sie uinschlingeiidcn Arinen. Uieselbcn
lösten sich allcrdings nnr ividcrivillig, so, als ob in des Aapitains
Niechanisiiius etwas nicht in Grdnung sei. —
„Nicin kjerr," sagte sie nnn streng, währcnd die verineint-
liche Ulachsfigur sich jetzt zu iinposanter bjöhe vor ihr erhob
und eine tadellos chevalereske verbengnng inachto, „das heißt
den 5paß denn doch etwas zu weit treiben!"
„Gestatten gnädige Frau vor allen Uingen." . . . erwiderte
die crwachte Uiachspuppe liebenswürdig und überreichte der er-
ziirntcn Uaine eine Aarte, „inein Rame ist von Below, Rapitain
zur 5ee, und znr Zeit Akteur in einein kleinen Lustspiel. Lassen
Sie aber Rachsicht nnd Uiilde walten, ineine Gnädigste, und
gestatten Sie niir, ihre ivorte dalfin zu veräudern: Es hieße
den Spaß zu weit trciben, ivenn es »nr nicht bitterer — ach
nein, gar süßer Trust daniit wäre! Als ich den ersten Blick in
das Augc des boldseligcn Fräuleins da that, gieng cs niir, wie
der Dichtcr singt: „Ihr Blick inir zngewendet, ivar Blitz und
Schlag zugleich!" — INein Starren war anfangs in Folgo des
Anblicks von so viel Schöicheit und Anniiit ein ganz natürliches.
Dann freilich, als ich inerkte, daß inan niir die Lhre anthat,
niich sür einen jdanoptikuinbeivohner zn nehnien, schoß niir die
lustigc Zdeo durch deu Ropf, diese Rolle ein Lischen iveiter zu
Ipielen. Uicin gnädiges Fräulein — sich zu Licsbeth wendend,
„Sie fürchteten giitigst für inich, daß ich schuielzen könnc. Ls
war nur nieiu Ijerz, das Ifinschniolz, als Sie nüch — und da
verrict ich niich — ich bätte ja sonst ein fülfiloscr Stein sein
niüssen! Und iilin, gnädige Fran, bin ich, obgleich ich noch nicht
weiß, niit wein ich dio Lhre habe, so frei, Sie, ivenn wir nns
auch erst seit Miuuten kennen, nni die Ijand Ihrer Fräulein
Tochtcr zn bitten. Ich darf das trotz unserer knrzen Bekannt-
schaft wagen, wcil ich aus des Fräuleins eigcneni Uiunde hörte,
öaß ich ihr nicht niißsalle. Und wir Soldaton, nieine gnädige
Frau, siud, ob nun zn ivasser oder zn Landc, bei Troberungen
iniincr ctivas schncll!"
Liesbeth hatte bisher. keines ivortes niächtig, init glühenden
ivangen und tief gesenktein Aöpfchen, dreiviertel von deni be-
redtcn Sprechcr abgewendet, gestandeu. Lüe lfiitte ani liebften
in den Boden sinken oder sich in ein Uiauseloch verkriechen
niögcn. Ls war ihr zuni iveinen zu Uiut nnd doch lfiitte sie
wicder laut anfjauchzen inögen. Ach ja, Fräulein Uieier hatte
wohl Rccht. 5ie war in ihrer Ausgelassenheit oft recht unbe-
dacht. ivas hatte sie der vcrineintlichcn ivachspuppe nicht
! Alles in's Gesicht gesagt! Grobheiten freilich nicht, der Ruß
aber war so gnt wie ein Attentat fast — oh Liesbeth, Liesbeth,
das koninit voni Schäkern! —
Als die fatalc Außgesckfichte nun aber diesc unerwartet
hübsche ivendnng nahni, atnicte sie tief auf nnd inackte einc
viertels-, nein, daß wir der sittigen Liesbeth nicht Unrccht thunl_
nur eiue Achtelsdrehuug nach deui lebendig Geivordenen hin
den sic, cin niännliches Dornröschcn, wach gcküßt. ivas war
nun schließlich so Lchliinnies dabei! Da hatte sie ja nur ihren
eigeneu Bräutigani geküßt! — Sie lfielt zivar die Augen stand-
hast noch gesenkt; als sie Mania aber, ein klein ivenig zu ihr anf-
sckfielcnd, überlegend dastehen sah, so, als könne sie nicht niit sick
einig werden, wie diese plötzliche iverbung aiifziifassen sei, ob
init ijohcit ablehnend oder . . . da zupfte sie die Gute unver-
nierkt ein Lischcn ain Uleide.