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L. Neggendorfers Humoristische Blätter.
Me mau obne Unkosteu
I.
^eopold Ltern fühlte sich dem Rittergutsbesitzer von Berg
verpslichtet und beschloß, ihm ein Präsent zu machen.
„Larah," sagte er daher zu seiner Tattin, „wir
schicken dem Herrn Baron ein Häßchen von unserem
,guten Aleinh willst du es besorgen?"
„Leopold," sagte die sparsame Hausfrau, „thäte es
nicht auch der saure, den wir haben?"
„Larah," belehrte aber der Temahl seine Tattin,
„wenn T>u willst machen vornehmen Herren ein Eeschenk,
mußt du sein nobel und mußt geben vom Besten."
Bald darauf erfuhr Herr Stern von einem Bekannten,
daß das Häßchen Wein, welches er an den Rittergutsbesitzer
geschickt, leer angekommen sei. Aergerlich sagte er: „Ter
gute Mein thut mir doch riesenhast leid!"
Larah aber im überwallenden Tefühl der Be-
sriedigung sagte: „Leopold sei zufrieden, ich habe
ihm geschickt vom — sauren!"
II.
Ter Rittergutsbesitzer hatte sich gleich darauf
kurz, aber höflich für den A)ein bedankt und kein
Mort erwähnt, daß das Käßchen leer angekommenwar.
„Ietzt sind wir quitt und es ist gerade so gut als
wenn der A)ein angekommen wäre," sagte Leopold;
„was ich übrigens noch sagen wollte, ich muß unserem
Hreuud, dem reichen Lilberstein, der uns schon öfter
eingeladen hat, auch etwas schicken, und da meine ich,
wenn wir ihm ein Käßchen von dem guten alten
Rirschwasser" —
„Nuß es denn gerade von dem guten alten
sein?" unterbrach ihn Larah.
A)ir schicken ihm nur das kleine Triginalfäßchen,
in dem wir es bekommen haben und das noch im
Reller liegt, thun aber gewöhnlichen Zpiritus hinein!"
„Ten kann er aber doch nicht trinken!" meinte
Larah.
„Vielleicht läuft er unterwegs aus," sagte Herr
Atern listig mit den Augen blinzelnd.
„Tas kannst Tu abcr nicht im Voraus wissen!"
„Tie 2ache ist eiufach, das Häßchen ist nicht
mehr ganz dicht, ich verstreiche die schadhaften Ltellen
oberflächlich mit Liegellack, hierauf schicken wir es
ungesäumt auf die Bahn; Apiritus löst aber Liegel-
lack auf, und dann kann ich nichts dafür, wenn der
Inhalt ausfließt!"
„A)enn wir aber gleich das leere Häßchen
schickten," meinte die sparsame Larah.
„Und in den Brief schreiben, es sei auf der
Post ausgelaufen" spottete Leopold. „Ls darf erst
auslaufen, wenn es auf der Bahn gewogen ist,
sonst kommt es ja auf!"
Leopold verklebte nun die schadhaften Ltellen
geschickt mit etwas Liegellack, der hsjährige Noritz
durfte es abfüllen und dann wurde es sogleich auf-
gegeben.
Abends sagte Larah: „Leopold, warum bistTu
denn so vergnügt?"
„A)arum soll ich nicht sein vergnügt? ich habe
doch gehabt eine prositable Idee, jetzt sind wir auch
dem Bankier nichts mehr schuldig und hat es nichts
gekostet als das Bischen Susel!"
„Vaterleben," rief aber der talentvolle Akoritz
stolz, „gar nichts hat es gekostet, ich habe gefüllt —
Alasser in das Häßchen!"
Leschcnke rnachen kann.
„Tu Unglückskind, was hast Tu gemacht!" rief
erschrocken der Vater, „Masser löst ja Liegellack nicht
auf, jetzt bin ich blamiert, wenn er wird bekommen ein
Häßchen mit Wasser!"
Lo war es auch, das Wasser gelangte richtig an
seine Adresse, und vom reichen Bankier Lilberstein kam
keine Linladung mehr.
Äroßartig.
„Nnn, du warst ja gcstern bei doinem reichen Vnkel eingeladen!
lvie war's denn?"
„Ljerrlich I Grandios! Ich kam, sah nnd — pnmpte I"
Die Kugetseife.
L. Neggendorfers Humoristische Blätter.
Me mau obne Unkosteu
I.
^eopold Ltern fühlte sich dem Rittergutsbesitzer von Berg
verpslichtet und beschloß, ihm ein Präsent zu machen.
„Larah," sagte er daher zu seiner Tattin, „wir
schicken dem Herrn Baron ein Häßchen von unserem
,guten Aleinh willst du es besorgen?"
„Leopold," sagte die sparsame Hausfrau, „thäte es
nicht auch der saure, den wir haben?"
„Larah," belehrte aber der Temahl seine Tattin,
„wenn T>u willst machen vornehmen Herren ein Eeschenk,
mußt du sein nobel und mußt geben vom Besten."
Bald darauf erfuhr Herr Stern von einem Bekannten,
daß das Häßchen Wein, welches er an den Rittergutsbesitzer
geschickt, leer angekommen sei. Aergerlich sagte er: „Ter
gute Mein thut mir doch riesenhast leid!"
Larah aber im überwallenden Tefühl der Be-
sriedigung sagte: „Leopold sei zufrieden, ich habe
ihm geschickt vom — sauren!"
II.
Ter Rittergutsbesitzer hatte sich gleich darauf
kurz, aber höflich für den A)ein bedankt und kein
Mort erwähnt, daß das Käßchen leer angekommenwar.
„Ietzt sind wir quitt und es ist gerade so gut als
wenn der A)ein angekommen wäre," sagte Leopold;
„was ich übrigens noch sagen wollte, ich muß unserem
Hreuud, dem reichen Lilberstein, der uns schon öfter
eingeladen hat, auch etwas schicken, und da meine ich,
wenn wir ihm ein Käßchen von dem guten alten
Rirschwasser" —
„Nuß es denn gerade von dem guten alten
sein?" unterbrach ihn Larah.
A)ir schicken ihm nur das kleine Triginalfäßchen,
in dem wir es bekommen haben und das noch im
Reller liegt, thun aber gewöhnlichen Zpiritus hinein!"
„Ten kann er aber doch nicht trinken!" meinte
Larah.
„Vielleicht läuft er unterwegs aus," sagte Herr
Atern listig mit den Augen blinzelnd.
„Tas kannst Tu abcr nicht im Voraus wissen!"
„Tie 2ache ist eiufach, das Häßchen ist nicht
mehr ganz dicht, ich verstreiche die schadhaften Ltellen
oberflächlich mit Liegellack, hierauf schicken wir es
ungesäumt auf die Bahn; Apiritus löst aber Liegel-
lack auf, und dann kann ich nichts dafür, wenn der
Inhalt ausfließt!"
„A)enn wir aber gleich das leere Häßchen
schickten," meinte die sparsame Larah.
„Und in den Brief schreiben, es sei auf der
Post ausgelaufen" spottete Leopold. „Ls darf erst
auslaufen, wenn es auf der Bahn gewogen ist,
sonst kommt es ja auf!"
Leopold verklebte nun die schadhaften Ltellen
geschickt mit etwas Liegellack, der hsjährige Noritz
durfte es abfüllen und dann wurde es sogleich auf-
gegeben.
Abends sagte Larah: „Leopold, warum bistTu
denn so vergnügt?"
„A)arum soll ich nicht sein vergnügt? ich habe
doch gehabt eine prositable Idee, jetzt sind wir auch
dem Bankier nichts mehr schuldig und hat es nichts
gekostet als das Bischen Susel!"
„Vaterleben," rief aber der talentvolle Akoritz
stolz, „gar nichts hat es gekostet, ich habe gefüllt —
Alasser in das Häßchen!"
Leschcnke rnachen kann.
„Tu Unglückskind, was hast Tu gemacht!" rief
erschrocken der Vater, „Masser löst ja Liegellack nicht
auf, jetzt bin ich blamiert, wenn er wird bekommen ein
Häßchen mit Wasser!"
Lo war es auch, das Wasser gelangte richtig an
seine Adresse, und vom reichen Bankier Lilberstein kam
keine Linladung mehr.
Äroßartig.
„Nnn, du warst ja gcstern bei doinem reichen Vnkel eingeladen!
lvie war's denn?"
„Ljerrlich I Grandios! Ich kam, sah nnd — pnmpte I"
Die Kugetseife.