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Lothar Meggendorfers humoristische Blätter — 12.1893 (Nr. 105-117)

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https://doi.org/10.11588/diglit.20271#0078
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76

L. Meggendorfers humoristische Blätter.

Herr Tepperwann.

und warm schien die
Februarsonne auf eine
Gesellschast munterer
Gäste, die auf einein
' ^ ' schänen Lilande Unter-

italiens überwintert
hatten und in dem Grade, als die Iahreszeit sich besserte,
nahm auch der Mutwille zu.

Dersoeben mit dem Postdampfer einaetroffene Lremde
wandte sich an einen sungen Mann mit der Frage, ob
lhm uicht ein ^err Namens Teppermann, der bereits
hier sein müsse, bekannt sei. Der Angeredete verneinte,
fragte aber diensteifrig den Aellner, dann den Oberkellner
nach dem Gesuchten und ein häflicher junger Mann
überbot ihn noch, indem er selbst
die in der Nähe befindlichen
Droschkenkutscher und Barken-
führer nach dem cherrn Tepper-
mann fragte.

Andern Tages wünschten
einige neugierige Damen zu
wissen, ob sich denn der cherr
Teppermanu uoch gefunden
habe und wieder fragte nun
schon in weiterem Umkreise
Tines das Andere nach dem
Lserrn Teppermann. Da man
nichts besseres zu thun hatte,
interessirte man sich für den
Unbekannten, so daß die Buche
und ffrage nach ihm bald all-
gemein wurde; zur Ncugierde
kam noch die übermütige Laune
und als die vielgeplagtenAellner,

Barkenführer, Lseltreiberinnen,

Aorallenniädchen nicht mehr
reagiren wollten, wurden Ain-
der in einzelne bsäuser geschickt
um nachzufragen, ob cherr
Tepperniann nicht darin wohne.

Dem Postdampfer kam täglich
ein Begelboot entgegen, dessen
schisassen sich erkundigten ob
bserr Teppermann nicht an
Bord sei. Auch beim Wein wurde nie des cherrn Tepper-
mann vergessen und manchcr Toast auf ihn getrunken.

s)n diesem Ton gieng es cinige Tage fort und als
der Unfug seinen chöhepunkt erreicht hatte, fieng er an
allniählig wieder einzuschlafen. Der unschuldige Urheber
desselben war bereits abgereist, da erschien unversehens
im chotel, als die Gesellschast noch gräßtenteils beim Nach-

tische saß, ein sehr distinguirt aussehender cherr, der nach
einem Bekanntsn fragte.

Respektvoll wollte ihm ein sunger Gffizier eben
Auskunst erteilen, als derselbe sich vorstellte: Mein Name
ist — Teppermann. Nllenn plätzlich eine Bombe ge-
platzt wäre, hätte der Gffekt nicht gräßer sein können:
s)m ersten Ukoment war Alles wie erstarrt, dann kam
Leben in die Gesellschaft. Der Fremde richtete seine
Frage an einen älteren cherrn, aber der schien mit einem
starken chustenanfall zu kämpfen und ähnlich die Übrigen.
Lrstaunt blickte der Fremde einige Augenblicke die An-
wesenden an, die Taschentuch oder Berviette vor den
Uiund preßten, dann wandte er sich etwas indignirt ab.
Uaum hatte er die Thüre hinter sich geschlossen, da hörte

er noch schallendes, nicht enden wollcndes Gelächter. Lr
gieng nun in das nahe gelegene Gesellschaftszimmer, wc
Mehrere beim Raffee saßen. Dort wiederholte sich aber
das Gleiche: Bobald er sich vorstellte, schien Iedesmal
der Angeredete einen Lrstickungsanfall zu bekommen.

Noch drei-viermal versuchte cherr Teppermann seinen
Namen zu der von ihm gewohnten Geltung zu bringen
 
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