L. Meggendorfers ^umoristische Blätter.
83
Die Haarlocke.
„Ich schwöre es Dir zu, Alärchen, ich habe sie nie gesehen!"
„Dann hat sie Dir die Locke wohl geschickt?"
„ksm! — ja."
„Mit der Post?"
„Lsm! — mit der Bahn, denke ich!"
„Ach Gott, Vtto!"
„Ia, ja, mit der Bahn kann sie nur gekommen sein!"
„Na, weißt Du's denn nicht mehr?"
Lr sann eine Weile nach.
„kjm! sagen wir: bis zum Bahnhof mit der Bahn, bis zum
Kausmann mit dem Rollwagen und von da bis zu mir im Aorb!"
„Mtto, ich reiß' Dir jetzt beide Ghren ab>" rief sie, halb
lachend, halb weinend, und packte ihn beim Aoxf.
„Ia, so muß sie gekommen sein."
„Und weshalb hat sie Dir denn die Locke geschickt?"
„Das weiß ich nicht."
„war denn kein Brief dabei?"
„Nein — Aäse war dabei!"
„Räse?I"
„Ia — Lchweizerkäsel"
„Mtto, Du willst mich foxxenl"
„Durchaus nicht, die Sache liegt genau so l"
Sie sah ihn eine weile forschend an, als ob sie fürchtete,
er könnte den Verstand verloren haben. „Dttol" rief ste.
„Ia, ja, Schweizerkäse war dabei, wie ich sagtel"
„Aber wie wird Dir denn eine junge Dame Schweizerkäse
und dazu ihre kjaarlocke schicken?!"
--»K--.
„Geschickt hat ste den Käse ja eigentlich nicht, ich habe ihn
ja holen lassen. Lin Pfund in einem Stiick."
„Aber die Locke, Vtto, die Lockel"
„Nun, die war eben dabei. Das ist ja eben das Rührende
an der Sache, daß mir eine junge Dame, die ich gar nicht kenne,
die ich demnach, da ich ihre Fehler ja nicht weiß, für das schönste
und vollkommenste lVeib halten kann, daß mir ein solches lveib
eine kjaarlocke verehrt! Und weil mich das so gerührt hat und
weil es das erste Geschenk von einer jungen Dame war, des-
wegen habe ich die Locke jahrelang in dem Uledaillon bei mir
getragenl"
Sie starrte ihn nur an.
„Bist du nun noch eifersüchtig?" fragte er lachend.
„Nein, nein, — aber, Vtto, dann muß doch die junge
Dame Dich gekannt haben!"
„Ich glanbe nicht."
„Na hast Du Dich dann nicht bei dem Aaufmann nach der
Dame erkundigt?"
„Das hätte keinen Zweck gehabt."
„Meshalb denn nicht?"
„Der Aaufman wußte ja nichts von der Sache, die Locke
lag ja i n dem Aäse l"
„I n dem Aäse?"
„Ia — Du weißt doch, Schweizerkäse hat so große Löcher?"
Ia und —
Und in einem solchen Loch lag die Locke!"
Der Südwind kam über Nacht ins Land,
Das Lis ist all zergangen,
Sein weißes wallendes Molkengewand
Umweht mir warm die lVangen.
Sein Mantel, aus Zrühlingsdüsten gewebt,
Umschmeichelt nür kosend die Sinne.
G Südwind, du hast mein kserze belebt;
<Ls denkt der alten Minne.
Und weichst du wieder vor lVinters Macht,
Und wird der Nord mich umschnauben:
Den Liebeslenz, den D u gebracht,
choll L r mir nimmer rauben.
Und hast du ganz in den Sand gerannt
Den nordischen Barbaren,
lVill ich mit Dir ins blühende Land
Zu meinem Schätzlein fahren. Du° micha-li
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Die Haarlocke.
„Ich schwöre es Dir zu, Alärchen, ich habe sie nie gesehen!"
„Dann hat sie Dir die Locke wohl geschickt?"
„ksm! — ja."
„Mit der Post?"
„Lsm! — mit der Bahn, denke ich!"
„Ach Gott, Vtto!"
„Ia, ja, mit der Bahn kann sie nur gekommen sein!"
„Na, weißt Du's denn nicht mehr?"
Lr sann eine Weile nach.
„kjm! sagen wir: bis zum Bahnhof mit der Bahn, bis zum
Kausmann mit dem Rollwagen und von da bis zu mir im Aorb!"
„Mtto, ich reiß' Dir jetzt beide Ghren ab>" rief sie, halb
lachend, halb weinend, und packte ihn beim Aoxf.
„Ia, so muß sie gekommen sein."
„Und weshalb hat sie Dir denn die Locke geschickt?"
„Das weiß ich nicht."
„war denn kein Brief dabei?"
„Nein — Aäse war dabei!"
„Räse?I"
„Ia — Lchweizerkäsel"
„Mtto, Du willst mich foxxenl"
„Durchaus nicht, die Sache liegt genau so l"
Sie sah ihn eine weile forschend an, als ob sie fürchtete,
er könnte den Verstand verloren haben. „Dttol" rief ste.
„Ia, ja, Schweizerkäse war dabei, wie ich sagtel"
„Aber wie wird Dir denn eine junge Dame Schweizerkäse
und dazu ihre kjaarlocke schicken?!"
--»K--.
„Geschickt hat ste den Käse ja eigentlich nicht, ich habe ihn
ja holen lassen. Lin Pfund in einem Stiick."
„Aber die Locke, Vtto, die Lockel"
„Nun, die war eben dabei. Das ist ja eben das Rührende
an der Sache, daß mir eine junge Dame, die ich gar nicht kenne,
die ich demnach, da ich ihre Fehler ja nicht weiß, für das schönste
und vollkommenste lVeib halten kann, daß mir ein solches lveib
eine kjaarlocke verehrt! Und weil mich das so gerührt hat und
weil es das erste Geschenk von einer jungen Dame war, des-
wegen habe ich die Locke jahrelang in dem Uledaillon bei mir
getragenl"
Sie starrte ihn nur an.
„Bist du nun noch eifersüchtig?" fragte er lachend.
„Nein, nein, — aber, Vtto, dann muß doch die junge
Dame Dich gekannt haben!"
„Ich glanbe nicht."
„Na hast Du Dich dann nicht bei dem Aaufmann nach der
Dame erkundigt?"
„Das hätte keinen Zweck gehabt."
„Meshalb denn nicht?"
„Der Aaufman wußte ja nichts von der Sache, die Locke
lag ja i n dem Aäse l"
„I n dem Aäse?"
„Ia — Du weißt doch, Schweizerkäse hat so große Löcher?"
Ia und —
Und in einem solchen Loch lag die Locke!"
Der Südwind kam über Nacht ins Land,
Das Lis ist all zergangen,
Sein weißes wallendes Molkengewand
Umweht mir warm die lVangen.
Sein Mantel, aus Zrühlingsdüsten gewebt,
Umschmeichelt nür kosend die Sinne.
G Südwind, du hast mein kserze belebt;
<Ls denkt der alten Minne.
Und weichst du wieder vor lVinters Macht,
Und wird der Nord mich umschnauben:
Den Liebeslenz, den D u gebracht,
choll L r mir nimmer rauben.
Und hast du ganz in den Sand gerannt
Den nordischen Barbaren,
lVill ich mit Dir ins blühende Land
Zu meinem Schätzlein fahren. Du° micha-li