L. Meggendorfers ^umoristische Blätter.
79
Amerikairische Verlobmrg.
m eleganten tveinzimmer eines kjotels ersten Ranges in
Lhicago saßen die beiden langjährigen Geschästsfrennde
Samuel Goldsmith aus St. Louis und Willy Thomson aus
Philadelphia. Beide haben die weite Reise gemacht, um ein
bedeutendes Geschäft abzuschlicßen, welchcs aber nicht zu Stande
zu konimen schcint, da trotz aller Bcredsamkeit des Riehhändlers aus
St. Louis, der reiche Lsolzhändler Thomson nicht zu bewegen
ist, seine Geldkatze weniger hartnäckig zu vertheidigen.
Line gcraume lvcile sitzen beide Nänner einander stnmm
gegenübcr, lanernd, wer wohl eher nachgeben wiirde. Da schcint
plötzlich dem lholzkönig aus Philadelphia ein guter Gedanke gc-
kommeii zu seiu, was ein aufleuchtender Llitz aus seinen Augen
verrät; mit gleichgiltiger Mienc sagt er zu seinem Frennd:
„Well, Goldsinith, lasscn wir das vorlänfig, unterhalten wir
uns von etwas Anderem, wir kenneu uns nun schon so lange
und T>u hast mich noch nie besncht; sag, hast Du ein Aind?"
Lrstaunt über diese Wendung dos Gespräches, antwortete Gold-
smith: „„Ich hab ein Aind, und Du?""
„Ich hab auch ein Aind, wie alt ist Deines?"
„„20 Jahr, und Dcines?""
„Meines ist ;8 Iahre, — doch weißt Du was? — verhei-
raten wir nnscre Ainder, iiber die große bfolzlieferung sprcchen
wir schon noch l"
„„Auch gutl was giebst Du?"" —
„Aooooo Dollar."" —
„„Nein Du bist reich, Du giebst mehr!"" —
„wenn Du giebst sooooo, gebe ich auch soviell"
„„Abgemacht I""
Nach eiuer Stunde entfernten sich bcide unter echt ameri-
kanischem Lfändeschütteln, jeder cincn Aontrakt in der Tasche,
wonach drei lNonate dato die Verlobung, und ultimo August
die bsochzeit gefeiert werden soll.-
Auf der prächtigen Lesitzung des reichen viehhändlers Gold-
smith in St. Louis ging es seit eincr lvöche hoch her; das
kserrenhaus war vom Grundc auf renoviert, und rcich mit
Blnincn und Reisig geschmückt worden. Die zahlreiche Diener-
schaft eilte gcschäftig hin und her, und Alles im ksause atinctc
Freude und Fröhlichkeit, dcnn es galt heute die vcrlobnng des
einzigen Ljaussohnes zu feiern. Goldsmith war lvitwcr, und
besaß außer seinem 20jährigen Sohne keine Verivandtcn, dcshalb
freuto er sich auch übcr die bevorstchende vcrlobnng scines ge-
schäftstüchtigen Sniuls.
Da vou einem Abholen der Braut vöm Bahnhofc nichts
ini Aontrakt stand, so wartete man, bis die Lrsehnten koininon
wiirden. Lndlich hiclt vor dem Parkthoro ein lliietwage», dem
der schwere ksolzhändler aus Philadelphia entstieg,shinter ihm
arbcitete sich ein übermäßig stark cntwickelter ;8jähriger Bursche,
festlich gekleidct, aus dem tiefcn Innern der Droschke hcrausl
Goldsmith und Sohn eilen den Angekommenen cntgcgen, und
ersterer ruft: „Ia was ist das? !vas bringst Du mir Deinen
Iungen, wo hast Du Deinc Tochter?" —
,,„!Vas Tochterl Das ist mein Aindl""
„Und das ist mein Aind I" schreit Goldsmith wiitend
und schiebt seinen hoffnungsvollen Stammhalter unsanft vor-
wärts. Doch dcr Holzkönig Thomson kommt nicht in verlegen-
hcit, und sagt: „lvell, köniien wir doch die Iungens nicht
verheiraten — geben wir sie zusammen auf Aompagnie, viellcicht
köniicn Sie mehr ansrichten als Uiann und Fraul" „Auch
nicht schlechtl Abgcmachtl" — Und die große kholzlieferung
kam doch zu Stande. — K. R.
Ä>ni dressiert.
So nntagsj ager: „Famoser bfund, mein Hektorl Schieß' ich da eben 'n Treiberjungen an; richtig axportiert er
den auchl"
79
Amerikairische Verlobmrg.
m eleganten tveinzimmer eines kjotels ersten Ranges in
Lhicago saßen die beiden langjährigen Geschästsfrennde
Samuel Goldsmith aus St. Louis und Willy Thomson aus
Philadelphia. Beide haben die weite Reise gemacht, um ein
bedeutendes Geschäft abzuschlicßen, welchcs aber nicht zu Stande
zu konimen schcint, da trotz aller Bcredsamkeit des Riehhändlers aus
St. Louis, der reiche Lsolzhändler Thomson nicht zu bewegen
ist, seine Geldkatze weniger hartnäckig zu vertheidigen.
Line gcraume lvcile sitzen beide Nänner einander stnmm
gegenübcr, lanernd, wer wohl eher nachgeben wiirde. Da schcint
plötzlich dem lholzkönig aus Philadelphia ein guter Gedanke gc-
kommeii zu seiu, was ein aufleuchtender Llitz aus seinen Augen
verrät; mit gleichgiltiger Mienc sagt er zu seinem Frennd:
„Well, Goldsinith, lasscn wir das vorlänfig, unterhalten wir
uns von etwas Anderem, wir kenneu uns nun schon so lange
und T>u hast mich noch nie besncht; sag, hast Du ein Aind?"
Lrstaunt über diese Wendung dos Gespräches, antwortete Gold-
smith: „„Ich hab ein Aind, und Du?""
„Ich hab auch ein Aind, wie alt ist Deines?"
„„20 Jahr, und Dcines?""
„Meines ist ;8 Iahre, — doch weißt Du was? — verhei-
raten wir nnscre Ainder, iiber die große bfolzlieferung sprcchen
wir schon noch l"
„„Auch gutl was giebst Du?"" —
„Aooooo Dollar."" —
„„Nein Du bist reich, Du giebst mehr!"" —
„wenn Du giebst sooooo, gebe ich auch soviell"
„„Abgemacht I""
Nach eiuer Stunde entfernten sich bcide unter echt ameri-
kanischem Lfändeschütteln, jeder cincn Aontrakt in der Tasche,
wonach drei lNonate dato die Verlobung, und ultimo August
die bsochzeit gefeiert werden soll.-
Auf der prächtigen Lesitzung des reichen viehhändlers Gold-
smith in St. Louis ging es seit eincr lvöche hoch her; das
kserrenhaus war vom Grundc auf renoviert, und rcich mit
Blnincn und Reisig geschmückt worden. Die zahlreiche Diener-
schaft eilte gcschäftig hin und her, und Alles im ksause atinctc
Freude und Fröhlichkeit, dcnn es galt heute die vcrlobnng des
einzigen Ljaussohnes zu feiern. Goldsmith war lvitwcr, und
besaß außer seinem 20jährigen Sohne keine Verivandtcn, dcshalb
freuto er sich auch übcr die bevorstchende vcrlobnng scines ge-
schäftstüchtigen Sniuls.
Da vou einem Abholen der Braut vöm Bahnhofc nichts
ini Aontrakt stand, so wartete man, bis die Lrsehnten koininon
wiirden. Lndlich hiclt vor dem Parkthoro ein lliietwage», dem
der schwere ksolzhändler aus Philadelphia entstieg,shinter ihm
arbcitete sich ein übermäßig stark cntwickelter ;8jähriger Bursche,
festlich gekleidct, aus dem tiefcn Innern der Droschke hcrausl
Goldsmith und Sohn eilen den Angekommenen cntgcgen, und
ersterer ruft: „Ia was ist das? !vas bringst Du mir Deinen
Iungen, wo hast Du Deinc Tochter?" —
,,„!Vas Tochterl Das ist mein Aindl""
„Und das ist mein Aind I" schreit Goldsmith wiitend
und schiebt seinen hoffnungsvollen Stammhalter unsanft vor-
wärts. Doch dcr Holzkönig Thomson kommt nicht in verlegen-
hcit, und sagt: „lvell, köniien wir doch die Iungens nicht
verheiraten — geben wir sie zusammen auf Aompagnie, viellcicht
köniicn Sie mehr ansrichten als Uiann und Fraul" „Auch
nicht schlechtl Abgcmachtl" — Und die große kholzlieferung
kam doch zu Stande. — K. R.
Ä>ni dressiert.
So nntagsj ager: „Famoser bfund, mein Hektorl Schieß' ich da eben 'n Treiberjungen an; richtig axportiert er
den auchl"