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Lothar Meggendorfers humoristische Blätter — 15.1893 (Nr. 144-154)

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https://doi.org/10.11588/diglit.20273#0089
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L. Aleggendorsers !)uinoristische Blätter.

9l


Am andern Morgen wandelte ljelene stumm und starr im
inausc hcrum und nur, wenn dcr vcttcr das Zimmer verlassen^

löste sich ihre Znnge, nm iinmcr
von Acnem den Assessor und seinen
nach ilirer llleinung
tderbiindeten in den
schwarzesten F'arbcn
zn malen.

trachmittags cr-

schien znr sclben Zeit
ivie am Tage vorber
der Assessor, auf
seiiiem Arm den klci-
nen verbrccher.
tsclenc battc ikn nicht

wieder sehen wollen, aber sie batte die Alingcl nicht gebört; so
sagte sic wcnigstcns nachber, ob cs wabr? ttctter Aarl bc-
zweifelte es sebr!

?ie sland nun gerade ganz allein im Eszzimmer, als cs
klopfte nnd aus ihr „herein" tserr Forster eintrat.

„Gnädlges Fräiilein, hier ist der Oerbrecher, waren 5:e
sehr böse? ich konnte wahrhaftig nichts dafiir!"

Bei seinen ersten lvorten fühlte thelene wiedcr
das altc, warmc Gefiihl in sich aufsteigcn, als er aber
anfieng, seinc Schuld zn leugnon, da lodertc sie in hellem
Zorn I

„Das ist nicht wahr I Sic hatten os verabredct mit
meinem vetter, und als ich iiun gestern so schr böse
war, hat er Sie schnell benachrichtigt, und darnm
bringeu Sie mir den lsnnd nnn wieder. )ch hab' es
mir gleich gedacht, daß es so kominen wiirde."

Noch immer hatte lherr Forster den löuiid anf dem
Arm! jetzt setztc er ihn sachte auf die Lrdc, klopfte sich
mit der größten vorsicht einige lstindehaare von seinem
dunklon Rock, und schnttelte dcn Aopf, schiittelte ihn
so crnst und nachdrücklich, daß lselene fast verlegen wnrde.

„Bitte, bitte, nicht scheltcn, Sie haben iinn doch selbst
gesehen, daß ich nichts dafür kaiin."

„Nein, das wohl nicht," erwidcrte lsclene, die
Angcn vor seinem licben Blick senkend, „aber es geht
doch wirklich nicht, es ist nnn cininal inein lhnnd, nnd
daruni niuß er anch bei mir bleiben, ich will es, ich
habe ihn ja so lieb, so schr lieb!"

Ilnvorsichtiger lveise war sie abcrmals scinem Blick
bcgegnct nnd der machte sio verstummen, hciß errötend
stand sie vor ihm. Linen Angcnblick schwicgen Beide,
da ergriff cr ihre eine herabhängende lhand und i
dem er versuchte ihr in die jctzt so tief gescnkten
Aiigcn zn sehen, sagte er leise, ganz leise: „So lieb,
so sehr lieb haben Sie den lhiind? Da haben
Sic in ihrem Serzen am Lnde gar keinen platz
mehr für einen lUenschen, der Sie doch auch so
lieb, so sehr lieb hat!"

Als sie aber noch imiiicr schwiog, umschlang
er sie plötzlich mit seinem Arm, und ganz nahe

an ihrem Vhr hörte sie seine liebe Stinime: „llnd wenii der
lhund doch nicht von mir läßt und Sie nicht ohne ihn lebon
können, so wciß ich nur einen Answeg, Du meine lserzens-
Leni, niußt auch mit mir komnien nnd zwar als meine süßc,
kleine Frau, willst Du?"

Gb sie es wollte? Sprcchen that sie noch inimer nicht,
aber er mnßte wohl in ihren Augon die erwünschte Antwort
gelcscn haben, dcnn jetzt ruhte sie an soiner Brust und Pnck
sah verwniidert zn, wie lserr nnd ljerrin inimer wieder die
Lippen aufcinnnder drückten!

„lvir gratnlieren," riefen Mnkel, Tante nnd vetter von
dcr Thüre hcr, welche das glücklichc j?aar nicht hatte äffnen
hören, „das ist die beste Lösung, welcho in dieser schwicrigcn
Ligentlinisfragc gcfundon werden konnte: Nicht niein/ nicht
,Dein, sondern .Lner' ist nun der kleine jdnck!"

Zid Ätttchl bcs Kiät'kercu.

Oas ist schon eine alte Sachc:

?om Starken nnteiliegt das Schivache;
lvo lvellen kämpfen gegen lvogen,

Sind jene nin den Sieg betrogen.

lllich lehrt dies cigeno Lrfahrnng.

lvoher stammt meines lsanpt's Lnthaarung?

Dic lvellen, die's einst überzogen,

Bczwang die Zeit mit ihrcn lv o g e n l Or.


Zer iL'rldel als Aliegcnwedel.

ML -

.' »SPM
 
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