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L. Meggendorfers !)umoristische Blätter.
lBcscheideicheit.
Inr Lorrcert.
Richtcr: „Waruin sind Sie
nicht beim crsten Aufruf
vorgetrcteu?"
Zeuge: „Bin gar bescheidenl
las;' mich immer iweiiual
bitteul"
Iir Ital'ieir.
Sie: „Aber, Arthur, wie kannst
Du das herrliche Italieu
laugweilig fiudeu > Siefi' bier
bliibeu schon die Maudelu,
uud was ist denn das siir
oiu Baum. der auch ganz ii>
Bliite steht?"
Lr (gähnend): „Das werdeu
Rosinen sein l"
Ltorchcnlcid.
ticrr: „Aber ich bitte Sie, schnarchen Sie doch incht )o
laut, Sie weckeu ja das gauze sdublikuml"
Ain Teich, wo die Ainder wachsen, dic kleincn,
Da steht der Storch init den langen Beinen.
tfieut gilt es, auf seiuen krästigen Schwiugeu
Lin Anäbleiii in die Stadt zu bringeu.
Ietzt wälilt er sich aus der sterzigen Schaar
Ein rosiges Bübchen mit Aeugclcin klar,
Nlit tfiändchen und Füßchcn winzig klein
Das Biibchen soll steut in die Stadt hiuein!
Aaum hat den Uleinen cr aber ersafit
llnd will nun sort mit seiner §ast,
Da lfängen auch schon zwei andcrc Aleine
Sich au seine langen Storchenbeiue
Nnd zieheu auch itzre Gespieleu sterbci,
Zum Schluß stäugt am Storch die gauze Reib'.
vcrgebeus welfrt der Gcvattersmaiin
Sich mit seinein Schuabcl, so gut er kann,
Berspricht, es werdc il)m bald geliugen.
Auch die anderen Aleiuen unterzubriugeii.
Lr sagt: „Denkt, Aiuderlein uur, ivas wär
„Das siir ciu Schrecken, wenn ich bescheer'
„Luch alle dcmselbeu Llterupaarl"
„Die rauften sich vor Lntsetzeu das ksaar l"
„Drum wartet itzr aiideru uoch hiibsch sciu I"
Die Aleiucn aber schrcicu: „Roin, Neinl"
Da verlegt sich der Storch auss jdarlamentiereu:
§r will uoch ciu Zwcites mit sich fichrcn;
Damit er Frieden bekommt uud Rich'
Nimmt schließlich er uoch ein drittes dazu.
Ictzt ists aber wirklich schou geuug I
Nuu geht es sort iu raschem Flug.
And kommen die drei vor dieselbe Thnr —
Gevatter Storch kann nichts dasiir.
Nr. viilinarinö.
Zigermerlist.
m bjause des reichen Gutsbesitzers Muska Jstran gieng cs
hcute hoch her, denn die Tochter des lsauses seierte ihre
Derlobuiig mit eruein wohlhabenden Schweineziichter, und jeder-
mann, dcr im weitcn Aiukreise irgend eine Rolle spielte, das heißt
mindestens (oo Schweine uud Schafc besaß, war zu diesem Feste
geladcn. Das war sür die Zigeuuer ein cinträglicher Abend, denn
je wilder die Alänge dahinbrausten, oder je rvekinütigcr die klagen-
den Töne an das bferz trafen, desto aufgercgter wurde das Augar-
blut, uud gar manchon Guldeii regnete es in die Taschen der
Zigonner.
Bezüglich des Absammclns hatten die g,igouner das Aebcr-
eiiikommcn getrosfon, daß einer nach dem andern bei den Gästcii
die Runde inachon sollte, und dieser eine wurde auf Schritt uud
Tritt von den wachsamsten Blicken seiner Aameraden versolgt,
denn jeder beurteilte den anderu uach sich selbst und hatte somit
Grnnd geuug, inißtrauisch zu sein.
Ällos war gut abgelausen, als endlich auch der jungc
Sandor, Las berühmteste oder vielmehr das bcrüchtiatste Mitglied
der Bande, an die Reihe kam, den Teller in Tmpsang zu
Nehmen, und noch dazu in dem Augenblicke, als man gerade das
Leiblied der freiheitsliebenden Angarn, den Rakoczymarsch, vcr-
langte, der die ganze Aiismcrksamkeit dcr Mitsxiolenden iu Ausxruch
nehmen mußte, so daß man jedonfalls aus den jungen Sandor,
der von alleir wegen seiner Schlauheit und Geriebenheit am
meisten gefürchtet war, menig achtsam jein konnte.
Da 'war guter Rat teuer, und man hätte wohl sast auf
die ganze Liiinahme verzichten müsseu, wenn nicht dem alten
Ralman, dem Bber-
haupte derZigenner,
das folgende, fast
unübertrefslich schei-
ncnde Mittcl cinge-
fallen wäre.
DemjuiigenSan-
dor wurdc nämlich
der leere Teller in
die cine ksand ge-
geben, sodann murde eine
Fliege gefangcn, uud diese
mußte Sandor lebeud in die
geballte Faust der zweiten
tsand nehmen. Auf diese
lveise glaubte man so ziem-
lich jeder Schädiguug der
Aasse vorbeugon zu köniien.
Denn hiolt Sandor nach Be-
endigung des Absammcliis
noih die Fliege unversehrt in
der Band, so war das ciu
Zeichen,- däß cr seiuc Finger
nicht zu unrechten Diugeu
mißbrancht haben konnte.
L. Meggendorfers !)umoristische Blätter.
lBcscheideicheit.
Inr Lorrcert.
Richtcr: „Waruin sind Sie
nicht beim crsten Aufruf
vorgetrcteu?"
Zeuge: „Bin gar bescheidenl
las;' mich immer iweiiual
bitteul"
Iir Ital'ieir.
Sie: „Aber, Arthur, wie kannst
Du das herrliche Italieu
laugweilig fiudeu > Siefi' bier
bliibeu schon die Maudelu,
uud was ist denn das siir
oiu Baum. der auch ganz ii>
Bliite steht?"
Lr (gähnend): „Das werdeu
Rosinen sein l"
Ltorchcnlcid.
ticrr: „Aber ich bitte Sie, schnarchen Sie doch incht )o
laut, Sie weckeu ja das gauze sdublikuml"
Ain Teich, wo die Ainder wachsen, dic kleincn,
Da steht der Storch init den langen Beinen.
tfieut gilt es, auf seiuen krästigen Schwiugeu
Lin Anäbleiii in die Stadt zu bringeu.
Ietzt wälilt er sich aus der sterzigen Schaar
Ein rosiges Bübchen mit Aeugclcin klar,
Nlit tfiändchen und Füßchcn winzig klein
Das Biibchen soll steut in die Stadt hiuein!
Aaum hat den Uleinen cr aber ersafit
llnd will nun sort mit seiner §ast,
Da lfängen auch schon zwei andcrc Aleine
Sich au seine langen Storchenbeiue
Nnd zieheu auch itzre Gespieleu sterbci,
Zum Schluß stäugt am Storch die gauze Reib'.
vcrgebeus welfrt der Gcvattersmaiin
Sich mit seinein Schuabcl, so gut er kann,
Berspricht, es werdc il)m bald geliugen.
Auch die anderen Aleiuen unterzubriugeii.
Lr sagt: „Denkt, Aiuderlein uur, ivas wär
„Das siir ciu Schrecken, wenn ich bescheer'
„Luch alle dcmselbeu Llterupaarl"
„Die rauften sich vor Lntsetzeu das ksaar l"
„Drum wartet itzr aiideru uoch hiibsch sciu I"
Die Aleiucn aber schrcicu: „Roin, Neinl"
Da verlegt sich der Storch auss jdarlamentiereu:
§r will uoch ciu Zwcites mit sich fichrcn;
Damit er Frieden bekommt uud Rich'
Nimmt schließlich er uoch ein drittes dazu.
Ictzt ists aber wirklich schou geuug I
Nuu geht es sort iu raschem Flug.
And kommen die drei vor dieselbe Thnr —
Gevatter Storch kann nichts dasiir.
Nr. viilinarinö.
Zigermerlist.
m bjause des reichen Gutsbesitzers Muska Jstran gieng cs
hcute hoch her, denn die Tochter des lsauses seierte ihre
Derlobuiig mit eruein wohlhabenden Schweineziichter, und jeder-
mann, dcr im weitcn Aiukreise irgend eine Rolle spielte, das heißt
mindestens (oo Schweine uud Schafc besaß, war zu diesem Feste
geladcn. Das war sür die Zigeuuer ein cinträglicher Abend, denn
je wilder die Alänge dahinbrausten, oder je rvekinütigcr die klagen-
den Töne an das bferz trafen, desto aufgercgter wurde das Augar-
blut, uud gar manchon Guldeii regnete es in die Taschen der
Zigonner.
Bezüglich des Absammclns hatten die g,igouner das Aebcr-
eiiikommcn getrosfon, daß einer nach dem andern bei den Gästcii
die Runde inachon sollte, und dieser eine wurde auf Schritt uud
Tritt von den wachsamsten Blicken seiner Aameraden versolgt,
denn jeder beurteilte den anderu uach sich selbst und hatte somit
Grnnd geuug, inißtrauisch zu sein.
Ällos war gut abgelausen, als endlich auch der jungc
Sandor, Las berühmteste oder vielmehr das bcrüchtiatste Mitglied
der Bande, an die Reihe kam, den Teller in Tmpsang zu
Nehmen, und noch dazu in dem Augenblicke, als man gerade das
Leiblied der freiheitsliebenden Angarn, den Rakoczymarsch, vcr-
langte, der die ganze Aiismcrksamkeit dcr Mitsxiolenden iu Ausxruch
nehmen mußte, so daß man jedonfalls aus den jungen Sandor,
der von alleir wegen seiner Schlauheit und Geriebenheit am
meisten gefürchtet war, menig achtsam jein konnte.
Da 'war guter Rat teuer, und man hätte wohl sast auf
die ganze Liiinahme verzichten müsseu, wenn nicht dem alten
Ralman, dem Bber-
haupte derZigenner,
das folgende, fast
unübertrefslich schei-
ncnde Mittcl cinge-
fallen wäre.
DemjuiigenSan-
dor wurdc nämlich
der leere Teller in
die cine ksand ge-
geben, sodann murde eine
Fliege gefangcn, uud diese
mußte Sandor lebeud in die
geballte Faust der zweiten
tsand nehmen. Auf diese
lveise glaubte man so ziem-
lich jeder Schädiguug der
Aasse vorbeugon zu köniien.
Denn hiolt Sandor nach Be-
endigung des Absammcliis
noih die Fliege unversehrt in
der Band, so war das ciu
Zeichen,- däß cr seiuc Finger
nicht zu unrechten Diugeu
mißbrancht haben konnte.