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Lothar Meggendorfers humoristische Blätter — 15.1893 (Nr. 144-154)

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https://doi.org/10.11588/diglit.20273#0106
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Bleggendorsers L^umoristische Biätter.

sZ


Ich faß da wie versteinert; das fehlte gerade noch, daß
dieser Tausendsassa hinter mein tserzensgeheimnis kam. „Daß
der keinen Unsinn schwcitzt/ bininmte ich auf dem wege zum
vereinslokal; sein malitiöses Lächeln ließ mich Schlimmes fiirchten.

Aaum hatten wir die Schwello nnseres Uneipzimmers üker-^
schritten, so platzte er natiirlich herans: „hört das Neneste, prill- i,
witz ist verliebtz Sache scheint ziemlich tief zn sitzen I" a s!

Fnrchtcrlicher Tuninlt. „Gratnlieron l Gratnlierenl" —
„Aondolierenl" — „wer ist die Gliickliche;„Ach, wohl gar
Baronesse Ukeerhriin?" - . .

Die Anspiclung ans
die von den glänzcndsten
Ravalieren der Stadt
nniworbene Baroncsso
war natnrlich nnr iro-
nisch zn verstehen. Freu-
diger Stolz schwellte
meine Brnst. „lhaha,
wenn ihr Spötter wnß-
tetl" Aber soglcich
knickte ich wieder zn-
saniinen.

„Die Uiama, die Mama!"

Doch ich wollte ja
hente vcrgessen. — „Nier
herl" —

wie ich an diesem
Abende nach hause ge-
kominen, wird mir wohl
ewig unerinnerlich ,
bleiben.GegenUiittag

erivachte ich. Um's
lhimmelsivillen, cs
war die höchste Ieit,,
bei Uiecrhrims visite
zu ma chen. Da hattc
mich dcr Schneidrr
natiirlich wieder mal
im Sticho gelassen;
nun, der elcgante,
nene, hello Som-
ineranzng that's
anch eininal;
schicn ja der von
der gestrigen
Aneipe ohne Schaden
davon gckommen zu sein

Also schnell hincin
Lanra, ach Laura l

Da stand ich schon vor der elegantcn villa, zwei Uiinuten
später Begrüßnng im Salon.

„Nun, kherr Stndiosns, Sie sehen recht angegriffen ans,
meinte teilnehmend die Fran Baronin. „Mohl die Nacht schlecht
geschlafen?"

„Aller — Allerdings ja, gnädige Fran, habc bis spät in
die Nacht hinein gearbcitet — man mnß doch allmählig an das
Examen denken."

„Das lobe ich mir, immer hiibsch arbeiten p znfriedenes Lächeln,
beifälliges Uopfnicken. „Die heutigen jungen kserrn denken oft
gar zu wenig an — — aber therr Prillwitz, was ist deirn das,
was tragcn Sie denn dort fiir ein merkwnrdiges Abzeichen?"
Und sie wies nach meiner Brnst, mit allen Zeichen des Staunens.

Forschend schante ich an meiner linkcn Brustseite abwärts —
Urenzmill — genan an der Stelle, an welcher etwas tiefer das
kserz pochto unter der weste, ein schwarzes, Pfoil durchbohrtes —
kserz, zierlich nnd schwnngvoll mit Uohle gezeichnet ans dem
hellen Grunde. Ach, diese losen Brüder vom verein, wie mochten
sie gestern gelacht haben, als sie mich, da ich selig am Uneip-
tisch oiitschlnmmert, also gezeichnet. Die joviale Fran Baronin
lachte herzlich. „Li, ei, i'err Studiosns, alio so stehts mit Ihrem
cherzen?"

wie srendig begrüßte ich gerade in diesein Angcnblicke
den eintretcnden Diencr, welcher mit einer Uieldnng dio

Fran Baronin abrief.
Da war das ominöse
cherz, da war die ganze
welt vergessen. „Ach,
Uarl," stnsterte das
reizendc Uiädchen an
meincr Brnst, „wie
furchtbar crschrocken
war ich, dieses dumine
cherz, fast fürchtete ich,
Niama könne etwas
inerken. — Du böser,
gnter—" meinoUüsseer-
stickten ihre Ullortc.

G, daß sie doch so
schnell verrannen, diese
köstlichen Uiinutenl
Bereits trat die Fran
Baroliin wieder ein,
doch wieerstarrtbliebsie
mitten i,n Zimmer
stehen.

„Laura, Laura, was
sehe ich — " Lntsetzt

folgten unsereBlicke der
Richtung des erhobenen
Armes — barmherziger
kstminel — anf der
schnceweißen Blnse
Lanras oins, zwei,
drei und mehr Pfeil
d n r ch b o h r t e kh e r z e n
— etwas verwischt
zwar, aber dentlich
erkennbar: Die ge-
nanen Abdrücke
meines Uialesl

chente noch, nachdem Lanra längst mein reizendes weibchen
ist, segne ich den Linfall meiner Fieundo. wie hätte ich bei
meiner Uiutlosigkeit sonst anch so bald crfahren köiinen, daß
stsran Uiama nnserem Bnnde gar nicht abgeneiat war?

Zer Bantoffelheld.

„Sag mir einmal, wio gefällt Dir denn Deine Fran?''
„Ich tran' mich nicht zn sagcn, daß sie mir nicht gefälltck

Archtlges Urtcil.

r. Stndio: „wenn ich nnr wüßt', mclchen von den boiden
Philisterst ich aiipnmpen soll, den beim Bier oder den beim
Sckt?I" l

2. S t ii d i o: „Deii beim Bier I der beim Sekt ist gewiß anch
'n armer ireufell"
 
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