L. Neggendorfers tzumoristische Blätter.
5.
Is tg a r o,
oder ivie man xu einer Frau kommt.
igaro war ein schneeweißer
Pudel von edelster Ab-
stämmung und höchster Intelligenz.
LeinHerr, HerrNepomuk Zwingl-
meier — von seinen Kreunden, seines
seschen Auftretens wegen, Aavalier-
Nuki genannt — hatte ihn von ganz
klein an aufgezogen, und ihm, bei
seinem Ueberslusse an Zeit und dem
gehörigen Teschick, eine Lrziehung zu
teil werden lassen, welche weit über
das gewöhnliche Mafi hinausgieng und
keck akademisch genannt werden
konnte.
Mas Herr Aepomuk Zwingl-
meier anbetrifft, so war er,von
den Aaturen, die cwig Aind bleiben
— ein seelenguter Aerl, der es
ganz selbstverständlich fand, daß
ihm das Leben ohne jede Lorge
verlief, und der glaubte alles
mögliche gethan zu haben, wenn
er morgens beim Aaffee das Vergnügungsprogramm
für den Tag entworfen hatte — und warum auch
nicht, er hatte ja Eeld genug, seine Lltern, ehr-
same Bürgersleute, hatten ihm bei ihrem zeitlichen
Hintritt ein Vermögen hinterlassen, das ihn in den
Ltand setzte vollaus zu leben und leben zu lassen.
Lr hatte nur einen Lhrgeiz und das war der:
Lr machte ab und zu gerne von sich reden und
hatte schon manches hübsche „Ztück'l" geliefert, über
das seine Kreunde wochenlang gesprochen hatten, und
man muß eingestehen, daß er es verstand, eine solche
5ache mit Mtz und Humor in Zcene zu setzen. —
Hür heute stand auf Nuki's Programm der Besuch
des Lirkus, und wir sehen ihn, in der an ihm ge-
wohnten feinen Toilette, demselben zustreben. Lr
löste sich sein Billet und, weil ihm die Trabuko gar
so gut schmeckte, verblieb er noch im Hoyer. Lein
Elas im Auge musterte er die Lintretenden, bald
aber beschäftigte er sich ausschließlich mit zwei Herren,
die in lebhaftester Auseinandersetzung bcgriffen waren
und dabei so komische Bewegungen machten, daß
Nuki seine innige Hreude daran hatte.
„Ick sein außer mir, Herr Direkteur," deklamierte
der größere von beiden, „daß ick nicht kann auftreten,
abber Aaro sein krank, und mit kranke Hund zu
arbeit' is unmöglick . . ."
„Naledetto," sluchte der sehr schwarze Tirkus-
direktor und die stark hinausgewichsten Achnurrbart-
spitzen zitterten dabei nervöse, „und geraoe an die
heutige Abend, wo kommen Prinzessin Leonore mit
das Ainder in die Tirkus wegen Ihre Hund . . . !"
„Unmöglick . . . unmöglick . . ." entgegnete der
andere melancholisch, und der Tirektor machte darauf
eine Bewegung, wie wenn er sich alle Haare aus-
reißen wollte, denn eben fuhr die Prinzessin vor und
trat dann an der Zeite des stch tiefverneigenden
Tirektors in den Innenraum des Tirkus. Nuki, der
das vorangegangene Gespräch aufmerksam mit an-
gehört hatte, schoß die samose Idee durch den Aopf:
„Laudonclement, wenn du mit dei'm Kigaro auftreten
dürftest — wLr des a Hetz . . . däs thät wieder
was z'reden geben!" And kaum war er mit
dieser Betrachtung zu Lnde, so wirbelte der schwarze
-Direktor schon wieder herein und begann abermals
Müller-Plattensteiner.
den
aus den genannten Herrn, einen Llown natürlich,
einzureden: „Ick sein blamir," schrie er, „das
prinzessin hat sick angelegentlick nach die infame
Aöter erkundickt . . . o ick sein blamir' . . ."
Nun hielt es Muki an der Zeit, vorzutreten.
Böslich zog er seinen Tylinder und sagte: „A)ann
Sä um an guat dressierten tzund in Verlegenheit
san — i hob an, der is schon das höchste . . ."
Lebhaft fuhr der Direktor herum: „V, Lie sein von
das Aunft?" „Tös nöt," entgegnete Nuki, „oba
guat is der Hund!"
„Verehrtes Aerr, ick zahlen was Lie wollen,
wenn 2ie Ihre Hund lassen vorsühr' . .
„Dös geht nät," meinte daraus Nuki bedenklich,
„er folgt kan andern: . . . oba wann Sö mir a
Aostüm geben . . ." „Aommen Lie mit liebes Herr,
kommen 2ie mit ..."
2m tzandumdrehen war Nuki mit den beiden
Herren in der Ztallung, von wo aus man dann rasch
nach Sigaro schickte und als dieser gebracht wurde,
eine probe abhielt, welche den Direktor mit Lntzücken,
den Llown mit ausrichtiger Bewunderung erfüllte
und bald stak Nuki im Aostüm. Nuki war so oft
im Lirkus, daß ihm die Technik der Tlowns voll-
ständig geläuftg war, er trat denn auch völlig un-
geniert in die Manege, als es ihn tras, und arbeitete
so ruhig mit Zigaro und dieser absolvierte so vor-
züglich wie immer. Nuki kam dadurch allmählich
in solch' fidele Btimmung, daß er durch den Tialog,
den er ununterbrochen mit Higaro pflog, auch das
Publikum zu immer gräßerer Heiterkeit hinriß. Be-
sonders eine hübsche, rundliche Tame in einer der
Logen wußte sich vor Lachen kaum zu fassen.
„Attention!" schrie Nuki Higaro in dem krähen-
den (ü.one der Tlowns zu, nachdem alle die gewöhn-
lichen Aunststücke gezeigt waren, „Attention, jetzt
wolle wir ein biss'l reiten durch das Luft wie das
Hex . . . e—huppla s 2 3 . . ." und damit sprang
Nuki mit gegrätschten Beinen hoch nach vorwärts
in die Lust, Higaro aber mit solcher Präzision von
rückwärts unter ihn hin, daß es in der That im
Noment aussah, als ob sie gemeinschaftlich durch die
Luft reiten würden, das Publikum war entzückt und
die kleinen Prinzeßchen applaudierten laut, während
sich die erwähnte rundliche Tame ihre Handschuhe
Nr. 6'/» gänzlich zersprengte.
Nukl stieg nach jeder Piece niehr in der Tunst
des Publikums und als er endlich abtrat, folgte ihm
riesiger Applaus und Hervorruf.
„Nacke Bie, daß Lie hinauskomm'", rief ihm
der Tirektor zu und Nuki blieb nichts anderes übrig
als sich dem Publikum nochmals zu zeigen und.da
das Alatschen nicht enden wollte, eine „Treingabe"
zu machen. Nuki war die so lebhast klatschende
rundliche Tame außerordentlich angenehm aufgefallen,
auf sie war's gemünzt und er brummte deshalb,
indem er sich nach allen Leiten komisch verbeugte,
vor sich hin: „A solchs Nadel wie die z'sehgn, da
kann ma weit geh'n — ah was, i riskir's, fressen
wird's mi ja do net glei!?"
Nuki zog, nachdem Ruhe eingetreten, aus seiner
unendlich weiten Hose ein grell kariertes Taschentuch
und begann aus gräßliche Aleise zu weinen.
„T> — o — o!" heulte er — hau — hau —
hau secundierte Higaro, und so überboten sie sich
gegenseitig, bis em LtaUmeister sragte:
5.
Is tg a r o,
oder ivie man xu einer Frau kommt.
igaro war ein schneeweißer
Pudel von edelster Ab-
stämmung und höchster Intelligenz.
LeinHerr, HerrNepomuk Zwingl-
meier — von seinen Kreunden, seines
seschen Auftretens wegen, Aavalier-
Nuki genannt — hatte ihn von ganz
klein an aufgezogen, und ihm, bei
seinem Ueberslusse an Zeit und dem
gehörigen Teschick, eine Lrziehung zu
teil werden lassen, welche weit über
das gewöhnliche Mafi hinausgieng und
keck akademisch genannt werden
konnte.
Mas Herr Aepomuk Zwingl-
meier anbetrifft, so war er,von
den Aaturen, die cwig Aind bleiben
— ein seelenguter Aerl, der es
ganz selbstverständlich fand, daß
ihm das Leben ohne jede Lorge
verlief, und der glaubte alles
mögliche gethan zu haben, wenn
er morgens beim Aaffee das Vergnügungsprogramm
für den Tag entworfen hatte — und warum auch
nicht, er hatte ja Eeld genug, seine Lltern, ehr-
same Bürgersleute, hatten ihm bei ihrem zeitlichen
Hintritt ein Vermögen hinterlassen, das ihn in den
Ltand setzte vollaus zu leben und leben zu lassen.
Lr hatte nur einen Lhrgeiz und das war der:
Lr machte ab und zu gerne von sich reden und
hatte schon manches hübsche „Ztück'l" geliefert, über
das seine Kreunde wochenlang gesprochen hatten, und
man muß eingestehen, daß er es verstand, eine solche
5ache mit Mtz und Humor in Zcene zu setzen. —
Hür heute stand auf Nuki's Programm der Besuch
des Lirkus, und wir sehen ihn, in der an ihm ge-
wohnten feinen Toilette, demselben zustreben. Lr
löste sich sein Billet und, weil ihm die Trabuko gar
so gut schmeckte, verblieb er noch im Hoyer. Lein
Elas im Auge musterte er die Lintretenden, bald
aber beschäftigte er sich ausschließlich mit zwei Herren,
die in lebhaftester Auseinandersetzung bcgriffen waren
und dabei so komische Bewegungen machten, daß
Nuki seine innige Hreude daran hatte.
„Ick sein außer mir, Herr Direkteur," deklamierte
der größere von beiden, „daß ick nicht kann auftreten,
abber Aaro sein krank, und mit kranke Hund zu
arbeit' is unmöglick . . ."
„Naledetto," sluchte der sehr schwarze Tirkus-
direktor und die stark hinausgewichsten Achnurrbart-
spitzen zitterten dabei nervöse, „und geraoe an die
heutige Abend, wo kommen Prinzessin Leonore mit
das Ainder in die Tirkus wegen Ihre Hund . . . !"
„Unmöglick . . . unmöglick . . ." entgegnete der
andere melancholisch, und der Tirektor machte darauf
eine Bewegung, wie wenn er sich alle Haare aus-
reißen wollte, denn eben fuhr die Prinzessin vor und
trat dann an der Zeite des stch tiefverneigenden
Tirektors in den Innenraum des Tirkus. Nuki, der
das vorangegangene Gespräch aufmerksam mit an-
gehört hatte, schoß die samose Idee durch den Aopf:
„Laudonclement, wenn du mit dei'm Kigaro auftreten
dürftest — wLr des a Hetz . . . däs thät wieder
was z'reden geben!" And kaum war er mit
dieser Betrachtung zu Lnde, so wirbelte der schwarze
-Direktor schon wieder herein und begann abermals
Müller-Plattensteiner.
den
aus den genannten Herrn, einen Llown natürlich,
einzureden: „Ick sein blamir," schrie er, „das
prinzessin hat sick angelegentlick nach die infame
Aöter erkundickt . . . o ick sein blamir' . . ."
Nun hielt es Muki an der Zeit, vorzutreten.
Böslich zog er seinen Tylinder und sagte: „A)ann
Sä um an guat dressierten tzund in Verlegenheit
san — i hob an, der is schon das höchste . . ."
Lebhaft fuhr der Direktor herum: „V, Lie sein von
das Aunft?" „Tös nöt," entgegnete Nuki, „oba
guat is der Hund!"
„Verehrtes Aerr, ick zahlen was Lie wollen,
wenn 2ie Ihre Hund lassen vorsühr' . .
„Dös geht nät," meinte daraus Nuki bedenklich,
„er folgt kan andern: . . . oba wann Sö mir a
Aostüm geben . . ." „Aommen Lie mit liebes Herr,
kommen 2ie mit ..."
2m tzandumdrehen war Nuki mit den beiden
Herren in der Ztallung, von wo aus man dann rasch
nach Sigaro schickte und als dieser gebracht wurde,
eine probe abhielt, welche den Direktor mit Lntzücken,
den Llown mit ausrichtiger Bewunderung erfüllte
und bald stak Nuki im Aostüm. Nuki war so oft
im Lirkus, daß ihm die Technik der Tlowns voll-
ständig geläuftg war, er trat denn auch völlig un-
geniert in die Manege, als es ihn tras, und arbeitete
so ruhig mit Zigaro und dieser absolvierte so vor-
züglich wie immer. Nuki kam dadurch allmählich
in solch' fidele Btimmung, daß er durch den Tialog,
den er ununterbrochen mit Higaro pflog, auch das
Publikum zu immer gräßerer Heiterkeit hinriß. Be-
sonders eine hübsche, rundliche Tame in einer der
Logen wußte sich vor Lachen kaum zu fassen.
„Attention!" schrie Nuki Higaro in dem krähen-
den (ü.one der Tlowns zu, nachdem alle die gewöhn-
lichen Aunststücke gezeigt waren, „Attention, jetzt
wolle wir ein biss'l reiten durch das Luft wie das
Hex . . . e—huppla s 2 3 . . ." und damit sprang
Nuki mit gegrätschten Beinen hoch nach vorwärts
in die Lust, Higaro aber mit solcher Präzision von
rückwärts unter ihn hin, daß es in der That im
Noment aussah, als ob sie gemeinschaftlich durch die
Luft reiten würden, das Publikum war entzückt und
die kleinen Prinzeßchen applaudierten laut, während
sich die erwähnte rundliche Tame ihre Handschuhe
Nr. 6'/» gänzlich zersprengte.
Nukl stieg nach jeder Piece niehr in der Tunst
des Publikums und als er endlich abtrat, folgte ihm
riesiger Applaus und Hervorruf.
„Nacke Bie, daß Lie hinauskomm'", rief ihm
der Tirektor zu und Nuki blieb nichts anderes übrig
als sich dem Publikum nochmals zu zeigen und.da
das Alatschen nicht enden wollte, eine „Treingabe"
zu machen. Nuki war die so lebhast klatschende
rundliche Tame außerordentlich angenehm aufgefallen,
auf sie war's gemünzt und er brummte deshalb,
indem er sich nach allen Leiten komisch verbeugte,
vor sich hin: „A solchs Nadel wie die z'sehgn, da
kann ma weit geh'n — ah was, i riskir's, fressen
wird's mi ja do net glei!?"
Nuki zog, nachdem Ruhe eingetreten, aus seiner
unendlich weiten Hose ein grell kariertes Taschentuch
und begann aus gräßliche Aleise zu weinen.
„T> — o — o!" heulte er — hau — hau —
hau secundierte Higaro, und so überboten sie sich
gegenseitig, bis em LtaUmeister sragte: