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Lothar Meggendorfers humoristische Blätter — 5.1891 (Nr. 14-26)

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https://doi.org/10.11588/diglit.26794#0017
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L. ülcggcndorfcrs Humoristischc Älätter.

Aut großcn hhcrrcn.

Adjntant Frcihcrr von Althcn
stcht plötzlich hoch und schlank nebcn
ihin, und klopft ihin lcise auf die
5chultcr.

„Litte, folgen Äc nnr!" flüstcrt
cr ihin leisc zu. —

Ilcr armc Zöllncr ist viel zu
schüchtern, um einen Linwand zu
wagen. „lchffcntlich daucrt cs nicht
lange" scufzt er inncrlich, nnd wirft
cinen „verzchrenden" Vlick auf die
tsorellen, von dcnen ebcn dcr Alavicr-
spiclcr eine unglaublichc Portion auf
fcinen Tellcr ladct, dann laßt cr fich
stumm fortführcn.

Durch eine Acihe Ziiuiner gcht
dcr Weg — cndlich in cincn finstcrcn
Aaum drückt ^reiherr von Althcn
den vollkommen vcrblüfftcn ,ciöllntzr
auf eincn 5opha.

„5o" fagt er — „blcibcn Äc
hicr ganz ruhig sitzcn!"

„Aber" — vcrsucht Zöllncr mit
dcr Araft der Verzweiflnng.

„Blciben 5ie ganz ruhig!" untcr-
bricht ihn von Althsn. „lVarten 5ic
— da! — so! —"

Und der armc Zöllncr bcflndct
fich plotzlich unter einem Gnß Lau
de Lologne, daß ihm Hörcn und
5ehcn vcrgeht.

IVährcnd cr noch dic heftig
brennendcn Augen reibt, ist die Thürc
schon zugefallcn und bscrr von Althcn
fortgceilt.

„Zch wciß gar nicht, was dcr
von mir will" frägt sicb dcr Acrmstc
fast wcincnd, „ich bin ja kcrngesund
blos dcr lflunger! — IVenn er
doch nnr wiedcrkämc, das haltc ich
nicht mchr langc aus — und die
^orcllcn gch'n wahrhaftig vorübcr
und ich sitzc hier wic cin chund im
Dunkcln und kricge keine (tzräte. —"

Doch es bleibt allcs still, zu-
wcilcn dringt cin Ton wic Gläscr-
klingcn hcrübcr -- zuwcilcn untcr-
brichtcinunhcimlichcsAnurrcnscincs
gcfoltcrtcn Alagcns dic 5tille. Ten
noch ist cr vicl zu schüchtcrn, um sich
allcin in dcn glanzcrfülltcn 5aal
zurück zu wagcn.

Tndlich! Ts nahcn sporcnklir-
rendc chchritte, dic Thür wird leise
geöffnct — chrcihcrr von Althcn stcht
vor dcm ganz Trschöpftcn.

„Nun — gchts jctzt besser?" frägt er freundlich.

„Alir fehlt gar nichts" stottert Zöllner.

„Za, ja — Anhe und bcqueme Lage, dic wirkcn manchmal
Wunder!" nickt cr — „nnn aber kommen 5ie -—"

„<8ott sei Tank!" ftöhnt Zöllner leife. IVicder öffnen sich
Thüren — man hört lebhaftes, animicrtcs Durchcinandersprcchcn
— dann lautes 5tuhlrücken.

5oebcn stehen dic l)crren von Tische auf.

„chopsa, Zöllncr — wo stcckcn 5ic dcnn cigentlich? Dicscn
Aehrücken zn verfänmcn, und diesc Forellen, das verstche ich nicht!"

„Abcr Zöllncr, was machen 5ic denn für 5achen?" fragt
der Alavierspieler unwillig. „5eicn 5ie froh, daß 5cinc Durch
laucht so versunkcn in unfer Gespräch war, daß cr Zhre Anart
gar nicht gemerkt hat. —"

„Zöllncr! — ich begrcife 5ic nicht — " fährt nun auch dcr erstc
Gciger auf ihn los. „5o benimmt man sicb doch nicht, wcnn
man mit Lürsten spcistü"

Nur der Airst selbst wendet sich lächelnd und gnädig zu dcm
arinen Zöllner:

„5ic schen blaß aus, mcin tiiebcr" sagt er frcundlich, „hoffcnt-
lich bekommt Zhnen das späte Tssen nicht schlecht. — Zch hoffc,
der Abend ist für 5ie cin so gcnußreichcr gcwesen, wic für mich.
Alcinc tchrren! — ich wünschc „Gescgnctc INahlzeit!""

--S-KS-

jZvlhMirwtrszt.

Dame: „Ihre Zcugnisse sind gnt, ich wcrdc 5ic dingen! Nabcn
5ic cin Dcrhältnisk"

Dicnstmädchcn: „Acc! Bis jetzt nur 's jcwinncnde Acnßcrc
dazn!"
 
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