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Lothar Meggendorfers humoristische Blätter — 5.1891 (Nr. 14-26)

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https://doi.org/10.11588/diglit.26794#0070
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68

ükeggendorfers Humoristlsche Llatter.

sl^ach ^infüsirung des .^onrntsrifs.

Am Lilletischalter: Bei siinfzehn Srnd Kälte.
„In welche ^onc münschen lIie die Hahrkarte?"
„In dic hciße )Zone!"

--^Kc>-

IDer ^ rivAt - IDeLertiv.

(Schlns;.)

Tcr nun machte nichts wcniger als Umstände
und Uomplimcntc, er saßte Lmanuelchen eiilfach beiin

Uragen, hob ihn von
der Diele empor, so
daß er cinige Huß über
dem Voden schwebte,
sah ihm in's L'esicht-
chen und schrie dazu:
,Seid Ihr der Lpitzel?'

„S—g—g, Pf . . .
ps . . . ps . . ." machte
Herr Apitzcl, weil ihn
dcr eng zugezogcne
Uragcn verhinderte,
sich deutlicher auszu-
sprechen; als ihn der
lange Magere abcr aus
den Boden setzte und
er sich einigermaßen
wieder znrechtgcputzt
hatte, glaubte Ema-
nnel, entrüstet sein zn miissen, iind sagte deshalb:
„Aber erlauben Sie mir, das ist ja doch . . .!" T>a
kam er bei dem Ükageren aber schön an! „tliaul

gehalten!" schnitt ihm der kurz das A)ort ab. Da her-
gesetzt und zugehört! Zie sind also Privat-Detectiv,
ein Rufpasser also, Aie sollen mir eincn TÜenst leisten!
Ich bin nämlich verliebt . . . verlicbt bin ich,
hören Lie denn nicht . . . verlie — iebt, bis zum
Ä.lahnsinn, bis zur Raserei!"

Lpitzel hätte gerne etwas Anzügliches geant-
wortet; da er aber anßerordciitlichen Respckt vor
phpsischer Ltärke hatte, so nnterließ cr es klüglich
und beeilte sich verbindlich zu lächeln, woraus dcr
ükagere fortsuhr: „Da ist aber so ein infamer, dickcr
Uerl, der mir die ganze Hreude verdirbt — ich lause
mir schier die Beine aus dem Leibe, um diesem Lngel
von Hrauenzimmer so häufig als möglich nahe zu
sein — während dieser üiensch höchstcns zweimal
des Tages dort vorüberschlendert und sich dabei cin-
bildet, dieselben Rechte wie ich ^u eiwerben — ist
das nicht insam? 2o reden Sie doch, Sie!" äpitzel
ivar es bei der Äede seines Sastes wic Schuppen
von den Augen gesallen. Aa, das war eine schönc
Bescheerung, da war ihm eine hübsche Aufgahc zu-
gedacht. Ter Ticke war vorhin dagewcsen, uni ihn
für sich zu gewiniien, daß cr den Magern beobachte,
und nun war der Ükagere gekommen, um von ihm
dasselbe dcm Dicken gcgenüber zu verlangen! Ta
ihn sein Kegeniiber in der Lrregung schon wicder
beim Aragen hatte, so beeilte sich natürlich der lzerr
Privat-Detectiv das Acich seiner T>edanken zu ver-
lassen und dem Hremden Rede und Antwort zn stchcn.

„Aun, verehrtester k)err," entgegnete Lmanuel,
der sich allmählich crmannte, „vielleicht ist cs bloße
Linbildung Ihrerscits, die Ihnen als Acbenbubler-
schast erscheinen läßt, was ganz harmloser Aatur ist...
ich werde also möglichst harmlos . . ." „tvas, harm-
los!" brauste der ükagere sosort aus. „Ten Tcuscl
sollen Aie, wenn Zie klnrat wittern, arretieren Lüe ihn!"

„§>eht ja nicht!" bernhigte Spitzel. „Tazu hab'
ich ja kcin Aecht. . . überlassen Zie m i r die Bache ...
iiur drei Tage und Lie sollen dann L'emißheit haben!"

Aach cinigem hin und her ging schließlich der
ükagere daraus ein, und nachdem cr rpnianuelchcn
noch versichert hatte, daß er ihm alle Anochen im
Teibe zu Brei schlagen würde, wcnn er bis ziim
festgesetztcn Terniin nichts positives wisse, wars er noch
ein ^wanzigmarkstück auf den Cisch und polterte ab.

Aächsten Tagcs, Ükorgcns uin 8 klhr, war
Apitzel in der bewußten Atraße aus dem Posten.
Lr hatte dem ihm bezeichnetcn Hausc gegcniiber in
einem lsausthore Ausstellung genommcn und harrtc
nun dcr Tinge, die da koinmen sollten.

Tegen nciin klhr kam das Hräulein an's Henster
und ließ sich auf einen Atuhl niedcr, um scheinbar
cmsig zu arbeiten; dem schlauen Emaniiel Apitzel
cntgieng jedoch nicht, daß sie öster, als geradc not-
wendig war, gcgen die obere Lcke der tItraße sah -
und richtig, es danerte auch gar nicht lange, so schoß
gleich einer Aakete der lange klkagere uni besagtes
Lnde der Ltraße, kam im Aturmschritt herab und
schwang, unter des Hräuleins Kcnster angekominen,
zierlich seinen Tylinder gegen die kholde, wclche licf
errötend dankte; dann gieng es im Sturmschrittc
wieder bis an's nntere Lnde der Atraße, dort machte
der Langbeinige „kehrt" und vollsührte auf dem Aück-
wege nnter dem Henster dasselbe klkanöver, um, nach-
dem er sich nochmals umgesehcn und die khand auf's
Hcrz gelegt hatte, im Sturmschritte wieder um die
obere Lcke dcr Ltraße zu vcrschminden. Tas Hräulein
hatte nachgesehen — e in gutes e i ch e n, was
T-pitzel sogleich noticrte; jetzt crhob sie sich und vcr-
 
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