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Lothar Meggendorfers humoristische Blätter — 5.1891 (Nr. 14-26)

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https://doi.org/10.11588/diglit.26794#0085
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L. Neggendorfers Moristische Llätter.

^ ukrrffend.

„Tu,'e ist dcnn dcr blutjunge tzcrr mit der jungen Dame?"
„Lin^fänger."


^Tder Humbser Toni, der Wibler Tchani und dem Pinkerl
^ f)epi sind drei Sigerln vom reinsten Wasser, ja, sie sind
so zu sagen die crsms <ls la srsms des Sigerltums der Resi-
denz; denn von ihnen gehen allc Anregungen in Bezug auf
Rleidung und Adjustierung ihrer großen Anhängerschaft aus.

Eines schönen Aachmittags saßen der Humbser Coni und
der Wibler Tchani traurig in ihrem Ttammkassee vor ihrer
Akelange und warteten auf ihren Hreund den fAnkerl Pepi.
Zie saßen tranrig da, denn keinem von ihnen war es in
den letzten acht Lagen geglückt, etmas sensationelles zu erfinden,
sic fürchteten schon sür ihren bis jetzt unantastbaren Ruf in
der Tigerlwelt. Lndlich trat der Pinkerl f)epi cin und wurde
von seinen Kreunden mit dem neuestcn Tigerlgruße, der darin
bestand, daß die Salten der Ttirne scharf nach auswärts gc-


^Sen uud dabei die Augcn geschlossen wnrden, bcgrüßt.
xsnkerl erwiederte ebenso und licß sich dann matt in eincn
^,chhl sallen, indcm er seine Hrcunde fragcnd ansah, welche
2j^aus uur cin Achselzuckcn hattcn - noch immcr nichts!

j)inkerl f)epi hattc inzwischen einc srische Tigarcltc angc-
A^nnt — uon schwarzem Papier natürlich — auch eine
^.^^E^su^ungcn, und dann bci der herbeigeeiltcn lsebe i»
^'gerlsprache, die, was nur irgendwie sprachlich zu ver-
KA. - )">cken ist, verschluckt, cbenfalls eine „Al'lange" bcstcllt, um
^us dcm Äaguett ncuesten Achnittes ^eincn Rrief zu
^N^'eheu — einen Rrief in einem Tonvcrt mit «Lrauerrand.

»R' n' iZ't g'habt z' l'sen!" mcinte er und öffnete. „^nk'l
^A'b'n . . . 'bschaft . . . 'nsnzwantsud . . ." Tnkel gestorbcn,
^bsehast, siinsundzwanzigtausend, sollte das natürlich heißen.

«Fortschung nächste Seite.)

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Drr ^rauen^völfer.

Ter Hrauenzwölser wird zumeist
Ron Akännern hoch verehrt,
llnd dies Teschichtchen lehret uns,

Alarum so groß sein A)ert.

Lin alter Rauer sragt gar oft
Beim llramer in Akaxlan:

Herr, habt's koan Krauenzwölfa nit?

2 hänget mir'n gern an.

Herr, spart's mir'n, bitt' er, wenn's oan habt's,
Selt, gcbt's mir enka A)ort! —

Und wenn er all'weil nutzlos fragt,

Schleicht er ganz traurig fort.

Ta hat der llramer mit der jZeit
Halt doch amol oan kricgt; —

Aa, was der Akann sür Sreud' wird hab'n,
kvenn er den iZwölfer siegt!

llnd gleich in ein paar Tag'n d'rauf
llommt dem sein A)eib daher;

T>a sagt er ihr: Akei liebe Krau,

Ta schau a biss'l her!

Ta hab i was, das g'hört Tein Akann,

Tch, nimm ihm's do glei mit; —

Toch wie des A)cib den iZwölfer sieht,

Prallt sie zurück zehn Lchritt.

)vas! schreit's, geht deun die Tummheit ihm
AUweil nit aus'n llopf!

Er macht halt, daß i abfahr'n soll,

Is das 'n schlechter Tropf!

Lr woaß, wann er den Awölfa hat,

Taß da das Unglück g'schiegt,

Taß i scho recht bald sterb'n muaß
Und er a Iunge kriegt!

Ter llramer will sie tröst'n d'rauf
llud sagt: TaS is a Tspaas!

Tie aber sagt, daß sie das g'wis
Vom Krauenzwölfa woas.

Schau, sagt er d'rauf, a so wann's is,

Ta gib i 'n nimma her —

I häng mir'n lieber selber an,
llnd schau mir no um mehr!

Susanna Ccheibl.
 
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