34
L. Neggendorfers Humorislische Blätter.
^solgsamkrit.
Die kleine Bertha (läuft zu ibrem Vater, der auf dem Zopha sein Mittagsschläfchen hält und rüttelt ihn):
„Papa, sag' mal dem pauh er soll nicht so lärmen. Lr wird dich noch aufwecken, und die
Mama hat's uns doch verboten!"
De rnrdrgn'schr Venus
„Li, Herr Tebbche", sagte ich zu meinem alten
Kreunde, als ich ihn einmal in seiner Wohnung be-
suchte, „wo haben Zie denn die wunderschöne Venus
her, die da auf Ihrem Zekrelär steht?"
„I nu, här'n Se mal", sagte Herr Debbche und
suhr sich durch die Haare, „des is Aie 'ne unange-
nähme Teschichte gewäsen. Zie missen nemlich wissen,
mei Autester, das ich un meine Alle fer unser Läwen
gern 'ne medezin'sche Kenus gehawt hädden. Ner
hawen uns auch iewerall umgeschaut, 's war Aie
barduh geene zu begommen gewäsen. Un nu war
Lie e baar Dage for unser'm gemeinschastlich'n
Hochzeitstag 'ne billige Augsiohn von wegen Ee-
schäftsaufgave un da sage ich Zie so ganz in Gedanken
zu mir: „Debbche, wär's nich sehr schenerös un auch
sehr liebreich gegen deine 9Ue, wenn du ihr bei der
festlichen Kelägenheid 'ne medezin'sche Senus goofen
dhuen wirdest?"
„De hast, wie gewehnlich, Recht", antworte ich
mir nu ooch wieder in Tedanken, „geh hin, Debbche,
und goos se dir se!"
Un so geh' ich Zie denn uf'n A)eg un in'n Eeh'n
mal' ich m'r so gemiedlich de Hreide aus, die de Vlle da-
drieber embfinden muß. Denn se hat'n weiches Temied.
Ich geh' nu rein, aber du meine Tiede, war Zie
des 'n volles Togahl. Ich drängle mich ganz pehapeh
mit'n Lllenbo^'n bis in de sorderste Reihe. 'Ne Hitze
war'sch, das rch Lie so bei mir gedacht hawe: „T>a
heert, weeß Unebbche, doch verschiedenes uf!" Un ich
baß nu hellisch uf bei d'r Augsiohn, nu uf 'n mal,
biff, baff, buff, gommt 'ne Kenus dran.
Ich fang an zu bieden und and're Leide ooch.
Awer schließlich, da heere ich, wie ich nur mehr ganz
alleene bin mit 'ner Ichtimme aus'm Hindergrund.
Zehn dhu'n gonnd' ich se nich, awer se gahm mer
merkwürdig begannt vor.
Ich sag' 2ie also: „Linundvärzig!" De Ichtimme
sagt: „Zweiunvärzig!" Druf sag ich mit'nem gewissen
Aweck: „Dreiunvärzig!"
„Vierunvärzig!" sagt de Achtimme. Nu gomm'
ich aver in Rage. Ich bin Iie nemlich sonst sehr
gemiedlich, awer bei so 'ner Niederdrächdiggeid da
gann ooch de größde Eemiedlichgeid iewerlausen.
Un zeguderletzt haw' ich se erowert, nemlich de mede-
zin'sche Kenus, geh ganz schtolz mit'r derheeme un
schtell' se dahin, wo se noch schteht und wo Le se
noch seh'n gennen.
L. Neggendorfers Humorislische Blätter.
^solgsamkrit.
Die kleine Bertha (läuft zu ibrem Vater, der auf dem Zopha sein Mittagsschläfchen hält und rüttelt ihn):
„Papa, sag' mal dem pauh er soll nicht so lärmen. Lr wird dich noch aufwecken, und die
Mama hat's uns doch verboten!"
De rnrdrgn'schr Venus
„Li, Herr Tebbche", sagte ich zu meinem alten
Kreunde, als ich ihn einmal in seiner Wohnung be-
suchte, „wo haben Zie denn die wunderschöne Venus
her, die da auf Ihrem Zekrelär steht?"
„I nu, här'n Se mal", sagte Herr Debbche und
suhr sich durch die Haare, „des is Aie 'ne unange-
nähme Teschichte gewäsen. Zie missen nemlich wissen,
mei Autester, das ich un meine Alle fer unser Läwen
gern 'ne medezin'sche Kenus gehawt hädden. Ner
hawen uns auch iewerall umgeschaut, 's war Aie
barduh geene zu begommen gewäsen. Un nu war
Lie e baar Dage for unser'm gemeinschastlich'n
Hochzeitstag 'ne billige Augsiohn von wegen Ee-
schäftsaufgave un da sage ich Zie so ganz in Gedanken
zu mir: „Debbche, wär's nich sehr schenerös un auch
sehr liebreich gegen deine 9Ue, wenn du ihr bei der
festlichen Kelägenheid 'ne medezin'sche Senus goofen
dhuen wirdest?"
„De hast, wie gewehnlich, Recht", antworte ich
mir nu ooch wieder in Tedanken, „geh hin, Debbche,
und goos se dir se!"
Un so geh' ich Zie denn uf'n A)eg un in'n Eeh'n
mal' ich m'r so gemiedlich de Hreide aus, die de Vlle da-
drieber embfinden muß. Denn se hat'n weiches Temied.
Ich geh' nu rein, aber du meine Tiede, war Zie
des 'n volles Togahl. Ich drängle mich ganz pehapeh
mit'n Lllenbo^'n bis in de sorderste Reihe. 'Ne Hitze
war'sch, das rch Lie so bei mir gedacht hawe: „T>a
heert, weeß Unebbche, doch verschiedenes uf!" Un ich
baß nu hellisch uf bei d'r Augsiohn, nu uf 'n mal,
biff, baff, buff, gommt 'ne Kenus dran.
Ich fang an zu bieden und and're Leide ooch.
Awer schließlich, da heere ich, wie ich nur mehr ganz
alleene bin mit 'ner Ichtimme aus'm Hindergrund.
Zehn dhu'n gonnd' ich se nich, awer se gahm mer
merkwürdig begannt vor.
Ich sag' 2ie also: „Linundvärzig!" De Ichtimme
sagt: „Zweiunvärzig!" Druf sag ich mit'nem gewissen
Aweck: „Dreiunvärzig!"
„Vierunvärzig!" sagt de Achtimme. Nu gomm'
ich aver in Rage. Ich bin Iie nemlich sonst sehr
gemiedlich, awer bei so 'ner Niederdrächdiggeid da
gann ooch de größde Eemiedlichgeid iewerlausen.
Un zeguderletzt haw' ich se erowert, nemlich de mede-
zin'sche Kenus, geh ganz schtolz mit'r derheeme un
schtell' se dahin, wo se noch schteht und wo Le se
noch seh'n gennen.