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L. Neggendorfers Humoristische Blätter.

I^Minalion und jljajolika.

lebt' am fernen Lypernstrand
(In welchem Iahr, ist nicht bekannt)
Lin Herrscher mächtig auf dem Thron,
Auch Dilettant, sogar in Thon,
Pygmalion, so war sein Äame.

Der sormte einstens eine Tame,

Achlank, zierlich, nett war alles d'ran,
Kurz, wie man sich's nur wünschen kann.

Auch war er, wie man's oft gewahrt,

2n dies sein Werk reinweg vernarrt,

Ao daß, da ledig er sich nannte,
von Lieb' er bald zu ihr entbrannte.

Toch weil, wie sehr man ihn auch schätzt,
Der Thon nie die Natur ersetzt,

Lo kratzt' er lange hinter'm Thr sich,

Rief endlich seine Weisen vor sich

llnd sagte: wer dem holden Weib
Beleben könnte ihren Leib,

Tem sollt' bei allem, was ihm teuer,
Lrlassen sein die Weisensteuer,

Auch Trden höhern Ranges stellt' er
2n Aussicht ihnen und Eehälter.
Toch ganz vergeblich jeder sann
llnd wußte nicht wie, wo und wann.

Au diesen Aeiten war uun freilich
Ter Benus Typern g'rade heilig,
llnd unser Held als Lypern's llönig
Verehrte folglich sie nicht wenig.

Bald lag er betend auf der Lchwelle
Der königlichen Hauskapelle
Und bat sie mit ergebenem Blicke,
Zu heilen seines Herzens Lücke.

Die Eöttin mochte das gern leidenst
Verhieß ihm wohlergeh'n und Zreuden,
Tie Puppe sollt' er streichen lassen,

Drei Lage in Eeduld sich fassen.

Lin Maler strich sie dann auch an,
Weil das ein Bildhauer nicht kann,
Vygmalion stand d'rum herum,

Rieh llrapplack an und Tadmium.

Und als der vierte Norgen graute,

Lr kaum noch seinen Augen traute,

Ta sie lebendig vor ihm stand
Und ihm ganz freundlich gab die Hand,
Und hat, vom Hreudenrausch erwacht,
Der Venus Vpfer erst gebracht;

Tarauf war sie so zicmlich willig,

Zein Weib zu werden, wie es bülig.

Im Ltaatsanzeiger las man da:
Pygmalion und Majolika
(Ao hat sie selber sich benannt,
T>as Atandesamt hat's anerkannt)
 
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