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L. Neggendorfers Humoristische Blätter.
2m wunderschöuen Monat Nai,
Als alle Anospen sprangen,
Da sprang mer ooch e Hosenknopp —
Und is mer slöten 'gangen.
bin lustiges ^rauersgiel.
HumoreSke aus dem Theaterleben von Eduard I. Richter.
I.
Der Theaterdirektor Schwindler, welcher mit
seiner Gesellschast in dem netten Nusentempel von
Dchsenhausen einen Lchclus von mehreren Dorstel-
lungen arrangierte, hatte nämlich soeben ein Trauer-
spiel acceptiert, welches den im ganzen Ltädtchen
wohlbekannten, seit fünszehn 2ahren bei der
Eemeinde prakticierenden unbesoldeten Baldrian
Tinterl zum Verfasser hatte. Cinterl hatte eben
in vollster „Emla" beim Tirektor seine Auswartung
gemacht.
„Nein lieber Herr Cinterl", sagte
Theaterüirektor Achwindler, in dem
Nanuskripte blätternd, gemütlich seine
lange „Heklopfte" rauchend, zu dem-
sclben „2hr Crauerspiel ist nicht
,ohneh zmar etwas lang, doch dies
geniert nicht, ich würde es schon in
Lcene setzen, aber es hat mir vor
allem zu viel personen — wo nehme
ich 20 Römer her? — und selbst
wenn ich sämtliche Lchuster- und
Schneidergesellen von ganz Vchsen-
hausen sür diesen Abend engagieren
würde — es geht einmal doch nicht."
„Aber, lieber Herr Direktor, viel-
leicht wenn wir einige Römer streichen
würden"—entgegnetekleinlaut Linterl,
dem bereits der Angstschweiß auf der
Atirne troff, indem an dieser Alippe
all seine Aukunftsträume von Ruhm
und Tlück scheitern konnten.
„Ra, also streichen wir die zehn
Römer — aber es geht noch immer
nicht."
„2a warum denn nicht, mein
lieber Herr Tirektor?" jammert Linterl
mit einem wahren Leichenbittergesicht.
„2ch hab' keinenHelden — gestern
ist mir der meinige durchgebrannt
und vor vierzehn Tagen habe ich
keine Aussicht, einen neuen zu be-
kommen!"
Ls trat eine kleine peinliche
pause ein^
„Ha! Ich hab's!" ries plötzlich
mit Atentorstimme Cinterl, daß
Direktor Zchwindler Turban, der die
Ltelle der Tabaksbüchse vertrat, und
pfeife zu Boden fallen ließ.
„Ium Auckuck, was haben 2ie
denn?" schrie er ärgerlich.
„Linen Heldenspieler habe ich!"
„Wa—as, einen Heldenspieler?"
srug erstaunt der Direktor, der bald
aus Hreude zu dem Lurban und der
pseife auf den Boden gefallen wäre.
„2a," rief mutig Tinterl — „und
dieser tzeld bin — ich!"
„R)ie, 2ie wollten?"
„Nein Lntschluß steht sest, ich
spiele die Hauptrolle."
Achwindler wollte ansangs in
ein Eelächter ausbrechen, bald aber
überlegte er die Aache. Wenn der
stadtbekannte Linterl in seinem eigenen
Atücke als tzeld auftritt, so giebt dies einen großen
Laffenerfolg, und das war die Hauptsache.
„Copp, es gilt", meinte der Direktor, dem
leuchtenden Auges dastehenden Cinterl seine Rechte
reichend „in vier Tagen gebe ich 2hr Trauerspiel,
hier ist 2hre Rolle, wir werden einen riesigen Lr-
folg haben!" _
„Linverstanden! Linverstanden!" rief hochentzückt
Tinterl und umarmte so heftig Zchwindler, daß dieser
Ach und Weh rief, eilte dann so hastig zur Thüre
hinaus, daß er die eben eintretende Hrau Direktorin,
welche mit der blonden perrücke der „schönen Zelma"
und einer einst blau gewesenen griechischen Tunika
bekleidet dem Direktor das Krühstück bringen wollte,
nicht bemerkte und ihr die Caffe samt dem Aaffee
L. Neggendorfers Humoristische Blätter.
2m wunderschöuen Monat Nai,
Als alle Anospen sprangen,
Da sprang mer ooch e Hosenknopp —
Und is mer slöten 'gangen.
bin lustiges ^rauersgiel.
HumoreSke aus dem Theaterleben von Eduard I. Richter.
I.
Der Theaterdirektor Schwindler, welcher mit
seiner Gesellschast in dem netten Nusentempel von
Dchsenhausen einen Lchclus von mehreren Dorstel-
lungen arrangierte, hatte nämlich soeben ein Trauer-
spiel acceptiert, welches den im ganzen Ltädtchen
wohlbekannten, seit fünszehn 2ahren bei der
Eemeinde prakticierenden unbesoldeten Baldrian
Tinterl zum Verfasser hatte. Cinterl hatte eben
in vollster „Emla" beim Tirektor seine Auswartung
gemacht.
„Nein lieber Herr Cinterl", sagte
Theaterüirektor Achwindler, in dem
Nanuskripte blätternd, gemütlich seine
lange „Heklopfte" rauchend, zu dem-
sclben „2hr Crauerspiel ist nicht
,ohneh zmar etwas lang, doch dies
geniert nicht, ich würde es schon in
Lcene setzen, aber es hat mir vor
allem zu viel personen — wo nehme
ich 20 Römer her? — und selbst
wenn ich sämtliche Lchuster- und
Schneidergesellen von ganz Vchsen-
hausen sür diesen Abend engagieren
würde — es geht einmal doch nicht."
„Aber, lieber Herr Direktor, viel-
leicht wenn wir einige Römer streichen
würden"—entgegnetekleinlaut Linterl,
dem bereits der Angstschweiß auf der
Atirne troff, indem an dieser Alippe
all seine Aukunftsträume von Ruhm
und Tlück scheitern konnten.
„Ra, also streichen wir die zehn
Römer — aber es geht noch immer
nicht."
„2a warum denn nicht, mein
lieber Herr Tirektor?" jammert Linterl
mit einem wahren Leichenbittergesicht.
„2ch hab' keinenHelden — gestern
ist mir der meinige durchgebrannt
und vor vierzehn Tagen habe ich
keine Aussicht, einen neuen zu be-
kommen!"
Ls trat eine kleine peinliche
pause ein^
„Ha! Ich hab's!" ries plötzlich
mit Atentorstimme Cinterl, daß
Direktor Zchwindler Turban, der die
Ltelle der Tabaksbüchse vertrat, und
pfeife zu Boden fallen ließ.
„Ium Auckuck, was haben 2ie
denn?" schrie er ärgerlich.
„Linen Heldenspieler habe ich!"
„Wa—as, einen Heldenspieler?"
srug erstaunt der Direktor, der bald
aus Hreude zu dem Lurban und der
pseife auf den Boden gefallen wäre.
„2a," rief mutig Tinterl — „und
dieser tzeld bin — ich!"
„R)ie, 2ie wollten?"
„Nein Lntschluß steht sest, ich
spiele die Hauptrolle."
Achwindler wollte ansangs in
ein Eelächter ausbrechen, bald aber
überlegte er die Aache. Wenn der
stadtbekannte Linterl in seinem eigenen
Atücke als tzeld auftritt, so giebt dies einen großen
Laffenerfolg, und das war die Hauptsache.
„Copp, es gilt", meinte der Direktor, dem
leuchtenden Auges dastehenden Cinterl seine Rechte
reichend „in vier Tagen gebe ich 2hr Trauerspiel,
hier ist 2hre Rolle, wir werden einen riesigen Lr-
folg haben!" _
„Linverstanden! Linverstanden!" rief hochentzückt
Tinterl und umarmte so heftig Zchwindler, daß dieser
Ach und Weh rief, eilte dann so hastig zur Thüre
hinaus, daß er die eben eintretende Hrau Direktorin,
welche mit der blonden perrücke der „schönen Zelma"
und einer einst blau gewesenen griechischen Tunika
bekleidet dem Direktor das Krühstück bringen wollte,
nicht bemerkte und ihr die Caffe samt dem Aaffee