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L. Meggendorfers Humoristische Blätter.

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aus der Hand warf. Hreudestrah-
lend stürzte er die Lreppe hinunter,
sich um das angerichtete Unheil
gar nicht kümmerud, war doch sein
Merk angenommen und Ruhm und
Teld zu erwarteu!

II.

Lchnell eilte Tinterl zu seinem
Lchwiegervater in spe, dem ehr-
samen Lchneidermeister Böcklein.

Cinterl hatte nämlich mit der
ältesten Tochter des zwar nicht
reichen, aber doch vermägenden
Lchneiders ein Verhältnis auge-
knüpst, und Röschen, so hieß die
schon seit 8 Iahren bei dem Alter
von 24 stehen gebliebene „Schnei-
derische", war seiner heißen Liebe
nicht abhold, die er durch seurige,
hundert Strophen lange Tedichte
und zahllose Liebesbeteurungen
immer mehr zu besestigen suchte.

Leider wurde diese Liebe stark
getrübt.

Neister Äöcklein, ein Spieß-
bürger von altem Schrot, war auf
die Dichter nicht gut zu sprechen
und die gehaltlose Stelle des hunger-
leidenden vünterl, desfen Heim stets
von einem tzeer von Kläubigern
umlagert war, konnte wohl kaum da-
zu beitragen, zu dieser Verbindung
seine Linwilligung zu bewirken.
Lin zweites Hindernis war aber
Cinterls Nebenbuhler der Bader
Äießwurz, welcher schon lange
Räschen zur Srau erhalten haben
würde, hätte Böcklein die Toktoren
nicht noch mehr als die Dichter
gehaßt. — A)o es nur immer
mäglich war, spielte der Bader
unserem Tinterl arge Streiche,
und er war es, der die vielen
Eläubiger auf Tinterl hetzte, wel-
cher sich wie ein verfolgtes Mld —
leider vergeblich — bald da, bald
dort verbarg.

Hast atemlos, sreudig erregt,
erzählte er nun dem Neister Böck-
lein, der eben einen Rock zuschnitt,
seinen großartigen Lrsolg, und
oa dieser ihm freundlich zunickte,
wagte er abermals in Tegenwart
seines Röschens (oder besser ge-
sagt, seiner Rose) um deren Hand
anzuhalten.

„Ha, hm, — die alte Te-
schichte," brummte Böcklein und
rückte seine großen Augengläser
auf die Stirne empor, „ja, das ist
alles recht schön, aber Sie können
sich ja kaum selbst erhalten, ge-
schweige mit einer Hrau!"

„Rber lieber Neister Bäcklein,
wenn das Stück durchgreift, bin
ich ein gemachter Nann," sprach
mit pathos Tinterl. (Schlnß folgt.»

Vewels genug.

Enädige §rau: „Hoffentlich verstehen Sie etwas vom Rochen!"
Neue Röchin: „Nadame, ick habe seit 6 Iahren eenen Liebhaber,
ick glaube, daß dat Beweis genug is!"

^ngenehrnr "Veeivendung.

Herr: „N)ozu ist denn dieser große, alte Lorgenstuhl?"
iL,ochter: „Äch, in dem schneidet ^)apa immer seine Toupons!"
 
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