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L. Neggendorfers Humoristische Älätter.

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Gewi s)' enlzs f t.

LinReisendcrsitztiinLcmpechasiehterdieTafel,warailsstclit: „DasRauchen
ist niir nach Befragen der Mitpassagiere gestattet!" „Fatal —niemand da, den
nian fragcn könnte; da mutz ich meine Ligarre schon wiedcr einsteckenl"

Lin lustiges Crauerspiel.
eiuige dunkle Eestalten zeigend, welche
sich im Hintergruude zu verbergen
suchten.

„Tas sind die Äömer, die Lta-
tisten, die zum Schlusse im bengalischen
Lichte eine effektvolle Lchlachtszene dar-
stellen werden. Aber lieber Cinterl, nur
den einen Akt noch! Cer große Aprnng
in den Abgrund wird uns retten, er
ist der Tlanzpunkt des Ltückes."

Nit diesen A)orten war er auch
schon fort.

Cer letzte Akt begann, schweren
Herzens betrat (pinterl die Bichne,
mußte er doch spielen; denn sonst hätte
er kein §>eld sür seine Tläubiger erhal-
ten. Coch im Publikum gab sich eine
allgemeine Anruhe kund,man slüsterte,
lachte und kicherte leise. Ta kam die
große Szene. Aach einer längeren,
zündenden Rede an die Aömer wollte
sick) Tinterl in den Abgrund stürzen —
aber, o Himmel! Was ist das? Lr traut
seinen Augen kaum, was stürzt aus den
Toulissen hervor, gerade aus ihn zu?

Ls sind seine iZläubiger und
einGerichtsdiener,welche ihn sesthalten
und (Anterl dadurch hindern, den ge-
fährlichen Sprung zu thun! — M-
nutenlanges Kejohle, Alatschen und all-
gemeines Eelächter — endlich legt sich
der Zturm. Aeines Alortes mächtig
stebt Tinterl da. Lndlich rufen die
Gläubigerim Thor: „WirivollenunscrKcld! Mr lassen ^
Sie nicht früher los, bis wir bezahlt sind. ^ie könnten
uns durch die versenkung mit dem Telde abfahren!"

Abermaliges, ungeheures Helächter im Zuschauer-
raume. Aufe wie: „Bravo Tinterl! Lehr gut! lSanz aus
dem Leben gegriffcn!" n. s. w. tönen aufdie Bühne herauf.

Da erfaßt den armen Tinterl wilde A)ut und
Verzweifluug, mit gigantischer Arast macht er einen
Ruck rechts und links, befreit seine Hände und bald
kolleru Lchuster, A)irt, Aaffeesieder, Lchneider n. s. w.
bunt auf dem Hußboden durcheinander.

T>as Theater erbebte vor Applaus, Teschrei und
Apektakel! Da sprang Zchneidermeister Böcklein auf
die Bank und rief: „Ich bezahle alles für Tinterl!"

Ter Vorhang fiel und die Kläubiger verließen
die Äühne. Achimpsend und tobend riß sich Linterl
die Earderobe vom Leibe und eilte aus dem Theater;
— auf der Ltraße erwartete ihn Böcklein, demvor Lachen
noch die Thräncn auf den Backen standen, samt dem lieben
Röschen und beide geleiteten ihn in die wohnung.

Dort angekommen sprach feierlich Böcklein: „Nein
lieber Herr Tinterl, ich will Ihnen mein gegebenes
A)ort emlösen. Ihr lustiges Trauerspiel hat mir so
gut gesallen, daß mein Aöschen Ihre Zrau werden
soll! T>och lassen 2ie das Tichten gehen und werden
Äie ein wackerer Achneider, das ist meine Bedingung!"
Kreudig gerührt schlug Tinterl ein.

Apäter erfuhr Tinterl, daß ihm der Bader Aicß-
wurz durch Bestechung des Inspizienten diesen bösen
2treich gespielt hatte, dochverzieh erihm, warNießwurz
doch s elbst in die Erubegefallen, die er ihm graben wollte.

Tinterl vertaus chte s ofort Heder u. Cinte mit Aadel,
Iwirn und Lchcere und wurde ein fleißiger Achneider.

S ekö stö e wu ß t.

ch Lieutenant: „Zie waren in Vper,? A)ie
jefallen?"

2. Lieutenant: „Ich sehr gut, Tper nicht!"

----Grs--
 
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