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L. Neggendorsers Lsumorisli'che Blätter.

Wie man rcich wird.

verfehlte Zpekulationen hatten sein vermögen verschlungen
und vergeblich marterte er sein tzirn ab, ein Nittel zu finden,
reich zu werden; denn ein reicher Nann zu sein, war sein
Ideal, aber wie? war die große Krage, gegen welche ihm
jede andere ein kiinderspiel dünkte. Nun war Piano
leider auch im T>enkeu piano und es schien ihm schier un-
möglich, auf einen grünen Iweig zu kommen. Ta gcsä)ah
ein Wunder. — Iohann Nepomuck las in der Aeitung eine
Annonce, wonach ein Unbekannter gegen Linsendung von
50 Pfenuig in Äriefmarken eiu Nittel anpries, reich zu
werden. Lr saudte 50 pfennig in Lriefmarken und bckam
den klugen Rat, recht viel Ltreichhölzerschachteln mit Hüllung
zu kausen, die Hölzchen zu spalten und aus jedem zwei zu
machen! —

Lr that es auch, quälte sich stundenlang ab, schnitt sich
die Hiuger entzwei uud gab es schließlich ans, war untröst-
lich, wollte sich das Leben nehmen und Piano wäre sür
immer piano geworden, hätte er nicht eine neue Ieitungs-
annouce gelesen, wo wiederum ein gcwisser Ieniand gegen
Uebersendung von s Nark in Marken Nittel und Wege zum
Reichtum angab. Äepomuck schickte seine letzte iltark cin
und erhielt in lakonischer Rürze eine Postkarte mit den
Worten: Atachen Lie es so wie ich!

Piano ging ganz gcknickt hinaus in den Hain vor die
Aladt, dort wollte er sterben; denn daß ihm zugemutet würde,

Luropas haben ihn zum Lieseranteu; denn
Aiemand liefert billiger Llcphauten jeder
Äröße und jeden Alters als die Weltfirma
2ohann Nepomuck Piano.

F K t rr l.

„Na, wie hat denn gestern Ihr Lustsxiel gefallen?"
„M, ich sage Ihnen, graßartig, die Leute haben
gepfiffen var Vergiiügen!"

eiu Betrüger zu werden, hatte ihm die 5eelc
zerschnitten. Ter Abend war warm, laue
Hrühlingslüste zogen liude um sein Haupt
und neben ihm her sprudelte der Wald-
bach, im Eefälle brausend, unaufhaltsam
bergabwärts. Aepomuck starrte auf das
wogende Wasser und schickte sich an, zu
sterben. Unzählige Mücken belästigten ihn
noch in der letzten Ätunde seines Lebens
und er mußte immer an die Nücken denken,
an die Nücken, ihren Iweck und an den
Hrund ihrer Lrschasfung. Tie tNücken
summten noch immer, der Bach rauschte
noch uud der Himmel hatte Nitleid uud
gab Aepomuk einen Eedanken: „A)enn ich
aus der Nücke einen Llephanten machen
könnte," sagte er sich plötzlich und eiu
himmlischer Kriede verklärte seine Iüge.
Lr nahm seinen Hut und fing die Akücken,
soviel er konnte und machte sie zu Llcphanten.

Ter Eedanke war göttlich, er wurde
steinreich, jeder Aircus, jeder Hippodrom,
alle Wenagericen und zoologischen Eärten

A u ch rin Studiu m.

Oerr: „Schämt Luch! Röiint Ihr deim nicht arbeiten?"

Bettler: „Nee, i hcib'ciiizig inid alleiii ufs dcii Bettel stiidiert!"
 
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