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Meier-Graefe, Julius
Pyramide und Tempel: Notizen während einer Reise nach Ägypten, Palästina, Griechenland und Stambul — Berlin, 1927

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https://doi.org/10.11588/diglit.27195#0043
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BEI DEN SCHWESTERN

Wir haben Mr. Coolman und Familie Behn verlassen und
sind auf Rat Borchardts zu den katholischen Schwestern
beiin Bahnhof Bah el Luk gezogen. Die Schwestern unter-
halten hier eine deutsche Schule und ein Hospiz. Ganz
in der Nähe liegt das Museum, und deshalb steigen deut-
sche Gelehrte mit Vorliebe hier ab. Man kommt zuerst
in einen gemütlichen Hof mit Bäumen und einer Laube
und stößt auf das alte Logierhaus, das früher ein Harem
war. Wir wohnen in dem turmartigen neuen Schulhaus
nebenan, besitzen eine Loggia und zwei große helle Zim-
mer, deren Mobiliar mit unseren Koffern vervollständigt
wird. Im Schlafzimmer hat sich Babuschka aus einem
großen, zwei kleineren Koffern und der Hutschachtel eine
stufenpyramidale Toilette gebaut, die zuweilen umfällt,
denn Babuschka kann sich nicht entschließen, dem Bei-
spiel der Ägypter zu folgen und den größeren Kubus zu
unterst zu stellen. Die Schwestern sind von früh bis abends
für die Schulkinder und die Gäste besorgt, und man ist
wie im Himmel. In unserm Stock wohnt nur noch der sy-
rische Priester; schwarze Augen, schwarzes gelocktes
Haar, schwarzer Talar. Er speist allein, scheint nur dem
Gebet und geistigen Übungen hingegeben. Morgens um
sechs liest er den Schwestern vom III. Borromäus die
Messe. Wir behandeln ihn mit scheuer Ehrfurcht.

Bei Tisch im alten Logierhaus sind wir ein Dutzend
Deutsche und ein Amerikaner aus Toledo in Ohio, ein

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