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Meier-Graefe, Julius
Pyramide und Tempel: Notizen während einer Reise nach Ägypten, Palästina, Griechenland und Stambul — Berlin, 1927

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https://doi.org/10.11588/diglit.27195#0091
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NOCH EINE FAMILIE

Wir haben über unsere Familiengruppe die Literatur
durchgesehen und nichts gefunden. Auch unsere Gruppe
stand in einem Grabe und wurde geschaffen, um einem
Gestorbenen, nämlich dem Mann, Gesellschaft zu leisten
und ihn den Totengöttern zu empfehlen. Der Name, den
die Hieroglyphen melden, lautet Ni-Ra-Anch. Natürlich
war der Mann, als er starb, viel älter und die Frau wohl
kaum mehr so schlank, und die beiden Jungen hatten sich
zu Männern ausgewachsen. Womöglich war der Mann
schon, als er dem Bildhauer saß, wesentlich älter, obwohl
das keineswegs angenommen werden muß, denn wie die
Könige, so dachte jeder Ägypter, der auf sich hielt, bei-
zeiten an das Jenseits und richtete sich ohne Hast die
Behausung dafür ein. Man wollte in dem Lebensalter dar-
gestellt werden, in dem man sich am wohlsten gefühlt
hatte; dabei aber aus bekannten rituellen Gründen un-
bedingt ähnlich. Also eine Idealisierung auf reeller Basis.
Unsere Gruppe unterscheidet sich, nicht als Plastik son-
dern als Physiognomie, von jeder anderen Familie. Auf
die künstlerischen Qualitätsunterschiede stellt man sich
erst allmählich ein. Die Individualitäten der Dargestellten
aber erfaßt man sofort.

Im Eingang des zweiten Saals, dem der Bronzestatue,
steht, leider zu hoch, die Kalksteingruppe eines stehenden
Paares, Mann und Frau in gleicher Größe vor der gemein-

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