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Meier-Graefe, Julius
Pyramide und Tempel: Notizen während einer Reise nach Ägypten, Palästina, Griechenland und Stambul — Berlin, 1927

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https://doi.org/10.11588/diglit.27195#0174
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DAS NEUE REICH

Die drei Blütezeiten Ägyptens liegen in der langen Ge-
schichte gleich Oasen in der Wüste. Kahle Zeiträume von
großer Ausdehnung, unerforscht und, da entblößt von
Denkmälern, kaum je erforschbar, umgeben üppige, dicht-
bevölkerte Epochen. Die drei, die man ausgegraben hat,
mögen äußerste Erhöhungen gewesen sein, aber bezeich-
nen sicher die Hauptwellen. Jede der drei hat ihre Geistes-
art, ihre Kultur. Doch reichen die bequemen Unterschei-
dungen, die uns für unsere Epochen zur Verfügung stehen,
hier nicht aus. Keine Gotik löst ein romanisches Zeitalter
ab, kein Barock die Gotik. Der streng konservative Kult
besteht auf Permanenz des Stils. Die in den frühen Dyna-
stien geschaffene plastische Form kommt immer wieder.
Nicht nur gewisse vereinzelte Züge, die auch durch un-
sere Stile hindurchgehen, bleiben, sondern jede Epoche
hält mit wechselndem Erfolg an dem ganzen Fonngefüge
der Glanzzeit fest. Wesentliche Einschnitte zeigt nur die
Architektur, deren Bedürfnisse sich ändern, und auch sie
bemüht sich stets um streng traditionelles Gefüge. Die Pla-
stik verändert nur einmal aus besonderem Anlaß ganz
bewußt ihre Struktur. Das war unter Amenophis, und es
hat nicht lange gedauert. Man möchte in der zwanzigsten
Dynastie und noch später so gestalten wie die Bildhauer
des Alten Reiches und bleibt von der Entwicklung der
Erfahrung verhältnismäßig unberührt. Wie nur ein Fluß

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