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Meier-Graefe, Julius
Pyramide und Tempel: Notizen während einer Reise nach Ägypten, Palästina, Griechenland und Stambul — Berlin, 1927

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https://doi.org/10.11588/diglit.27195#0348
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DER KAMPF

Immer wieder in die Siedlungen. Es ist sinnlos, denn
für das, was die Flüchtigkeit des Touristen sehen kann,
genügt eine einzige. Immer neue Brillenmenschen mit
Mistgabel und Pflug. Der Sämann des braven Papa Millet
in neuster Aufmachung. Die Entwicklung geht über Vincent
van Gogh hinaus. Ich suche nach dem neuen Sentiment,
das die Last entgilt und in Vincents Farben zu fassen war.
Hier komme ich nicht dahinter. Man müßte bei ihnen
wohnen und mittun. Juden sind keine Augenmenschen.

Mit dem Zionismus, der gezwungen oder nicht in den
Städten bleibt, wird man fertig. Die Fiktion trägt, auch
wenn sie Blut schwitzt. Den Steinklopfern hilft der Gegen*
satz. Den Kontrast belebt die Romantik. Gut, man klopft
Steine, aber nachher kommt etwas anderes. Nach der
Arbeit geht man durch die Stadt, redet mit diesem oder
jenem, putzt sich ab. Sieh mich an, Stadt, ich bin Stein-
klopfer. Es bleibt ein Foxtrot. In der Stadt hilft immer die
Aussicht auf Wechsel und Erneuerung.

Die Prüfung liegt in den Siedlungen. Jeder Jude hat in
Berlin und Paris und überall mehr Chancen als in Pa-
lästina. Das kann er dem Zionismus zuliebe übersehen.
Man tut etwas für die Sache, gibt den berühmten Zehnten.
Selbst wenn man die Hälfte gibt, kann sich das Hirn im-
mer noch den alten Flug leisten. In der Kwuzah hört
dieser Tanz auf. Der Sozialismus der Siedlung schließt

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