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Meier-Graefe, Julius
Pyramide und Tempel: Notizen während einer Reise nach Ägypten, Palästina, Griechenland und Stambul — Berlin, 1927

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https://doi.org/10.11588/diglit.27195#0428
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OLYMPIA

V V ir bewohnen das geräumige Gasthaus allein und den-
ken mit Behagen an das Gedränge in Athen. Nicht ein-
mal ein Archäologe ist da. In mein Fenster steckt ein
Busch seine roten Blüten. Den Blick wiegen sanfte Hügel
mit Zypressen und Pinien. Im versteckten Tal fließt ge-
mächlich der Alpheios, und jenseits steigen wieder silbrige
Hügel hinan. Die Landschaft ist nicht artverschieden von
der unseren wie etwa Ägypten, wo man auf Schritt und
Tritt den anderen Erdteil spürt, nur hat es sich die Natur
bei uns im Norden leichter gemacht. Sie behalf sich mit
einem Tal, einem Hügel, während sie hier immer gleich
drei oder vier gegeben hat, zeichnete unsere Umrisse här-
ter und gönnte sich nicht den Luxus der Pläne. Man kann
ihr nicht gerade Geiz vorwerfen, denn sie sparte bei uns
nicht mit praktischen Dingen, beschenkte uns mit reich-
lichen Quantitäten von Flüssigkeit und mit großen Wäl-
dern. Man kann in unseren Forsten spazieren gehen und
träumen und jederzeit Schatten finden. Von weitem aber
haben unsere Wälder etwas von dem dichten Haarwuchs
eines gesunden Dickschädels. Wir wurden als Bauern in
Holzpantinen behandelt. In Griechenland gab man sich
Mühe. Die Vegetation wurde wählerisch mit dem Maler-
griffel hingesetzt, und der Umriß jedes Hügels verräteinen
Künstler,der nicht für praktische Bedürfnisse einerMenge,
sondern für sein eignes Vergnügen schafft und auch da, wo

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